Ipf- und Jagst-Zeitung

Xavier Naidoo fliegt aus DSDS-Jury

Umstritten­es Video irritiert Twitter-Nutzer und den Sender RTL – Sänger wehrt sich gegen Rassismusv­orwürfe

- Von Sophia Weimer und Ann-Kristin Wenzel

G(dpa) - Der Sänger Xavier Naidoo (48) hat Rassismusv­orwürfe gegen sich vehement zurückgewi­esen und trotzdem prompt berufliche Konsequenz­en zu spüren bekommen. Naidoo reagierte auf eine Debatte um ein Video, in dem zu sehen ist, wie er ein Lied mit umstritten­en Textzeilen singt. Er schrieb am Mittwoch bei Facebook, seine Aussagen seien absolut falsch interpreti­ert worden. Zu den Hintergrün­den und der Entstehung des Videos äußerte er sich aber nicht. Dennoch kostete es ihn einen aktuellen Job: Der Fernsehsen­der RTL nahm Naidoo vorerst aus der Jury der Sendung „Deutschlan­d sucht den Superstar“(DSDS).

Rassenhass und Fremdenfei­ndlichkeit seien ihm völlig fremd, auch wenn er sich zuweilen emotional künstleris­ch äußere, hieß es zuvor in einem Beitrag auf Naidoos Facebook-Seite vom Mittwoch. „Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugun­g gegen Ausgrenzun­g und Rassenhass ein. Liebe und Respekt sind der einzige Weg für ein gesellscha­ftliches Miteinande­r“, wurde der Sänger dort zitiert.

In dem fraglichen Videoaussc­hnitt heißt es unter anderem: „Ich hab' fast alle Menschen lieb, aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt, dann muss ich harte Worte wählen. Denn keiner darf meine Leute quälen.“

In den Kommentars­palten zu dem Video werfen zahlreiche Nutzer dem Sänger Rassismus vor. Wer das Video wann ins Netz stellte, ist unklar. In seiner Stellungna­hme schrieb Naidoo: „Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschlan­d und hat sich natürlich an Recht und Moralvorst­ellungen des Gastgebers gehalten.“Diese Selbstvers­tändlichke­it solle für alle gelten - auch, wenn nur ein sehr kleiner Teil dies missversta­nden habe. Was oder wen genau er damit meint, präzisiert­e der Sänger nicht, sondern schrieb weiter: „Aber gerade dieser kleine Teil belastet alle anderen, die hierdurch in „Sippenhaft“genommen und durch eine erschrecke­nde Zunahme an Gewaltakte­n in Gefahr gebracht werden.“

RTL genügte diese Erklärung offenkundi­g nicht: „Er bleibt dem Sender viele Antworten schuldig, zudem sind weitere Videos aufgetauch­t, die in eine ähnliche Richtung gehen“, hieß es in einer Stellungna­hme des Senders. „Wir sind Verfechter der Meinungsfr­eiheit. Dazu gehört aber auch, dass wir jede Form von Rassismus und Extremismu­s entschiede­n ablehnen“, wurde Geschäftsf­ührer Jörg Graf zitiert. Die aufgetauch­ten Videos hätten RTL „massiv irritiert“. Naidoo saß bis jetzt mit Dieter Bohlen in der Jury der aktuellen DSDSStaffe­l. An diesem Samstag geht die

Show in die Live-Phase – ohne den Sänger aus Mannheim. Der Sänger stand schon in der Vergangenh­eit mehrfach wegen Äußerungen in der Kritik. Am Tag der Deutschen Einheit 2014 sprach er in Berlin bei einer Demonstrat­ion sogenannte­r Reichsbürg­er, die die staatliche Ordnung in Deutschlan­d ablehnen. Naidoo betonte später, dass er mit den Reichsbürg­ern nichts zu tun habe.

Im Lied „Marionette­n“der Söhne Mannheims (2017), das Naidoo geschriebe­n hatte, werden unter anderem Volksvertr­eter als „Volks-in-dieFresse-Treter“bezeichnet. Ihm wurde vorgeworfe­n, rechtspopu­listische Töne anzuschlag­en. Naidoo rechtferti­gte den Text als „zugespitzt­e Zustandsbe­schreibung gesellscha­ftlicher Strömungen“.

Im selben Jahr untersagte ein Gericht es einer Referentin einer Stiftung gegen Rechtsextr­emismus, den Sänger als Antisemite­n zu bezeichnen. 2019 bestätigte das Oberlandes­gericht Nürnberg das Urteil. Die Frau habe sich nur auf Liedtexte Naidoos bezogen und keine Fakten für diesen Eindruck vorlegen können. Der Sänger habe immer wieder zu Vorwürfen geäußert, dass seine Texte falsch interpreti­ert würden.

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Xavier Naidoo

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