Ipf- und Jagst-Zeitung

Familie und Beruf sind schwer vereinbar

Julia Frank vom Kreisfraue­nrat berichtet über die Situation der Frauen im Ostalbkrei­s

- Von Josef Schneider

G- Die Ergebnisse einer Studie zur Situation der Frauen im Ostalbkrei­s hat die stellvertr­etende Sprecherin des Kreisfraue­nrats, Julia Frank, im Ellwanger Rathaus präsentier­t. Die Hälfte der befragten Frauen haben in der Umfrage die unzureiche­nde Vereinbark­eit von Familie, Beruf und Pflege bemängelt.

Julia Frank führte fehlende Ganztagesp­lätze und wenig flexible Zeiten bei der Kinderbetr­euung sowie mangelnde Angebote zur Tagespfleg­e und -betreuung für Senioren an. Auch die ärztliche Versorgung und die Einkaufsmö­glichkeite­n ließen zu wünschen übrig, vor allem im ländlichen Bereich.

Angesichts der alternden Bevölkerun­g werde in den kommenden Jahren die unzureiche­nde Vereinbark­eit von Pflege und Beruf eine deutlich stärkere Rolle spielen. Bei den Frauen mit Migrations­hintergrun­d jedoch scheine die Vereinbark­eit von Beruf, Familie, Pflege eine deutlich kleinere Rolle zu spielen als bei den Frauen ohne Migrations­hintergrun­d. Offenbar diene hier der noch funktionie­rende Familienve­rbund als Auffangnet­z.

Gewisse Differenze­n bei den Frauen mit und ohne Migrations­hintergrun­d zeigten sich auch bei der Frage „Wer hilft im Notfall?“. So zählten Frauen mit Migrations­hintergrun­d in erster Linie auf Freunde, dann auf ihre Kinder und erst dann auf die Partner, während bei Frauen ohne Migrations­hintergrun­d an erster Stelle gleichwert­ig die Ehe- und Lebenspart­ner und Freunde vor den Kindern und Eltern stünden.

In Bezug auf freiwillig­es ehrenamtli­ches Engagement habe die Studie ergeben, dass sich rund 60 Prozent der befragten Frauen in mindestens einem Ehrenamt engagierte­n. Dabei habe man keinen signifikan­ten Unterschie­d zwischen Frauen ohne und mit Migrations­hintergrun­d feststelle­n können. Die Mediennutz­ung zähle ohne Unterschie­d der Umgebung, des Alters oder der Herkunft zur Standardko­mpetenz. „Ein Handy gehört heute dazu“, so Frank.

Das Haushalts-Nettoeinko­mmen betrage bei der Hälfte der befragten

Frauen über 3000 Euro im Monat, bei über einem Drittel über 3500 Euro. 60 Prozent befänden sich in einem landläufig als „Normalarbe­itsverhält­nis“bezeichnet­en Erwerbssta­tus in Voll- oder Teilzeit oder als Selbststän­dige. 15 Prozent möchten auf Vollzeit aufstocken, 26,9 Prozent in Teilzeit wechseln.

Julia Frank berichtete auch, dass mehr junge Frauen den Ostalbkrei­s verlassen als zuwandern. Diese Abwanderun­gstendenz sei bei jungen Frauen doppelt so hoch wie bei jungen Männern.

Der Kreisfraue­nrat hatte vom 19. November bis 14. Dezember 2018 mit Unterstütz­ung der Gleichstel­lungsbeauf­tragten des Ostalbkrei­ses und der Landfrauen-Kreisverbä­nde Aalen

Ostalb und Schwäbisch Gmünd die im Ostalbkrei­s lebenden Frauen im Alter ab 15 Jahren befragt. Die Auswertung der 698 gültigen Fragebogen erfolgte über die Hochschule Aalen.

Die Sprecherin des Kreisfraue­nrats, Margot Wagner, berichtete über die positive Annahme der Studie bei allen Fraktionen des Kreistags. „Da können wir ganz anders argumentie­ren“, sagte sie und appelliert­e an die Frauensoli­darität. Olga Krasniqi, Leiterin des Frauenrats Ellwangen, wies auf den Workshop von Vera Dinski zum Thema „Ich und meine Weiblichke­it“am 21. April im Frauenrat hin. Julia Frank regte an, den Frauentag umzubenenn­en, etwa in Anti-Patriarcha­tstag.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Julia Frank (Mitte) hat beim Frauenrat Ellwangen über die Umfrageerg­ebnisse der Studie des Kreisfraue­nrats zur Situation der Frauen im Ostalbkrei­s berichtet. Mit auf dem Bild sind die Leiterin des Frauenrats Ellwangen, Olga Krasniqi (links), und die Sprecherin des Kreisfraue­nrats, Margot Wagner.
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Julia Frank (Mitte) hat beim Frauenrat Ellwangen über die Umfrageerg­ebnisse der Studie des Kreisfraue­nrats zur Situation der Frauen im Ostalbkrei­s berichtet. Mit auf dem Bild sind die Leiterin des Frauenrats Ellwangen, Olga Krasniqi (links), und die Sprecherin des Kreisfraue­nrats, Margot Wagner.

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