Familie und Beruf sind schwer vereinbar
Julia Frank vom Kreisfrauenrat berichtet über die Situation der Frauen im Ostalbkreis
G- Die Ergebnisse einer Studie zur Situation der Frauen im Ostalbkreis hat die stellvertretende Sprecherin des Kreisfrauenrats, Julia Frank, im Ellwanger Rathaus präsentiert. Die Hälfte der befragten Frauen haben in der Umfrage die unzureichende Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Pflege bemängelt.
Julia Frank führte fehlende Ganztagesplätze und wenig flexible Zeiten bei der Kinderbetreuung sowie mangelnde Angebote zur Tagespflege und -betreuung für Senioren an. Auch die ärztliche Versorgung und die Einkaufsmöglichkeiten ließen zu wünschen übrig, vor allem im ländlichen Bereich.
Angesichts der alternden Bevölkerung werde in den kommenden Jahren die unzureichende Vereinbarkeit von Pflege und Beruf eine deutlich stärkere Rolle spielen. Bei den Frauen mit Migrationshintergrund jedoch scheine die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Pflege eine deutlich kleinere Rolle zu spielen als bei den Frauen ohne Migrationshintergrund. Offenbar diene hier der noch funktionierende Familienverbund als Auffangnetz.
Gewisse Differenzen bei den Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zeigten sich auch bei der Frage „Wer hilft im Notfall?“. So zählten Frauen mit Migrationshintergrund in erster Linie auf Freunde, dann auf ihre Kinder und erst dann auf die Partner, während bei Frauen ohne Migrationshintergrund an erster Stelle gleichwertig die Ehe- und Lebenspartner und Freunde vor den Kindern und Eltern stünden.
In Bezug auf freiwilliges ehrenamtliches Engagement habe die Studie ergeben, dass sich rund 60 Prozent der befragten Frauen in mindestens einem Ehrenamt engagierten. Dabei habe man keinen signifikanten Unterschied zwischen Frauen ohne und mit Migrationshintergrund feststellen können. Die Mediennutzung zähle ohne Unterschied der Umgebung, des Alters oder der Herkunft zur Standardkompetenz. „Ein Handy gehört heute dazu“, so Frank.
Das Haushalts-Nettoeinkommen betrage bei der Hälfte der befragten
Frauen über 3000 Euro im Monat, bei über einem Drittel über 3500 Euro. 60 Prozent befänden sich in einem landläufig als „Normalarbeitsverhältnis“bezeichneten Erwerbsstatus in Voll- oder Teilzeit oder als Selbstständige. 15 Prozent möchten auf Vollzeit aufstocken, 26,9 Prozent in Teilzeit wechseln.
Julia Frank berichtete auch, dass mehr junge Frauen den Ostalbkreis verlassen als zuwandern. Diese Abwanderungstendenz sei bei jungen Frauen doppelt so hoch wie bei jungen Männern.
Der Kreisfrauenrat hatte vom 19. November bis 14. Dezember 2018 mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten des Ostalbkreises und der Landfrauen-Kreisverbände Aalen
Ostalb und Schwäbisch Gmünd die im Ostalbkreis lebenden Frauen im Alter ab 15 Jahren befragt. Die Auswertung der 698 gültigen Fragebogen erfolgte über die Hochschule Aalen.
Die Sprecherin des Kreisfrauenrats, Margot Wagner, berichtete über die positive Annahme der Studie bei allen Fraktionen des Kreistags. „Da können wir ganz anders argumentieren“, sagte sie und appellierte an die Frauensolidarität. Olga Krasniqi, Leiterin des Frauenrats Ellwangen, wies auf den Workshop von Vera Dinski zum Thema „Ich und meine Weiblichkeit“am 21. April im Frauenrat hin. Julia Frank regte an, den Frauentag umzubenennen, etwa in Anti-Patriarchatstag.