Neuer Leitstier bei den Auerochsen
Auf der Auerochsenweide bei Rainau-Saverwang hat sich Bulle Anderl etabliert
(ij) - Auf der Auerochsenweide zwischen Saverwang und Schrezheim bei Ellwangen hat sich in den letzten Monaten ein Generationswechsel vollzogen. Ein junger Stier kam letzten Sommer zur Herde und eroberte sich den Platz als Leittier. Anderl – schon im Namen klingt die bayerische Herkunft an – stammt von der Kreisgruppe Fürstenfeldbruck des Landesbunds für Vogelschutz, der Auerochsen zur Pflege von Moorflächen einsetzt.
„Es ist wichtig, immer wieder neue Gene in eine Herde zu bringen, deshalb findet ein reger Austausch zwischen den Züchtern statt“, erklärt Martin Hertlein, der im Josefstal eine Schreinerei betreibt und sich nebenberuflich den Auerochsen widmet. Er hat selbst schon zwei junge Stiere weggegeben, zum Hirschhof in Aalen und ins Altmühltal. Eine seiner Kühe lebt heute im Tierpark Hellabrunn in München. Im Josefstal sind bislang 16 gesunde Auerochsenkälber aufgewachsen. Die männlichen Tiere konkurrieren miteinander um den ersten Platz, denn nur der Leitstier darf in der Herde für Nachwuchs sorgen. Um die Rangfolge zu klären, nehmen sie sich schon mal auf die Hörner. „Das flößt auch mir Respekt ein“, gesteht Hertlein.
Der bisherige Leitstier Amir hat seinen Platz also dem jungen Anderl abgetreten. Zusammen mit einem 2,5-jährigen anderen Stier wurde er nun geschlachtet. Mit Amir begann 2009 die Zucht im Josefstal. „Er war ein großartiges Tier“, schwärmt der Züchter. Mit seinem 1,40 Meter breiten Gehörn musste er sich einmal im Jahr schräg in den Fangstand einfädeln zur Blutabnahme, dabei hatte er immer ganz die Ruhe weg. Anderl dagegen bewies sein Temperament gleich bei der Ankunft im Josefstal. Um sich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen, stellte man ihn zuerst in den Fangstand. Aber aus lauter Übermut hebelte er das ganze Gestänge aus und befreite sich, um sofort die neue Herde zu erkunden. Mittlerweile hat er sich dem gemütlichen Duktus der Herde angepasst. Zaungäste am Auerochsen-Besucherweg
haben nichts zu fürchten. Hier grasen zwar keine Streicheltiere, aber noch nie ist ein Auerochse aggressiv geworden. Zum Streicheln eignen sich eher die beiden Esel oder die Schafe, die ebenfalls im Josefstal weiden und ein besonderer Anziehungspunkt für Kinder sind. Aktuell leben acht Auerochsen in der 7,5 Hektar großen Sixenbachaue. „Wir rechnen damit, dass es im Frühjahr auch den ersten von Anderl gezeugten Nachwuchs gibt“, verrät Martin
Hertlein, denn die Tragzeit bei Auerochsen beträgt neun Monate.