Ipf- und Jagst-Zeitung

Go Ahead will Engpässe beseitigen

Rund 80 Besucher beim Bürgerdial­og zur Remsbahn im Aalener Landratsam­t

- Von Edwin Hügler

G- Unpünktlic­hkeit, Zugausfäll­e und schlechte Kommunikat­iondas sind die Hauptvorwü­rfe, mit denen sich der Betreiber Go Ahead und die Landesregi­erung im Hinblick auf die Situation auf der Remsbahn konfrontie­rt sehen. Bei einem Bürgerdial­og mit 80 Besuchern im Landratsam­t wurden die Hintergrün­de für das Dilemma beleuchtet und Besserung gelobt. Die beste Nachricht gleich vorneweg: Spätestens ab Sommer sollen die Betroffene­n Entschädig­ungszahlun­gen erhalten.

Die Veranstalt­ung wurde vom Geschäftsf­ührer des ÖPNV-Beratungsu­nternehmen­s Probst & Consorten, Gerd Probst, moderiert. Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkrei­ses, zeigte sich eingangs froh darüber, dass es jetzt zu einem Bürgerdial­og komme. Auf der Remsbahn sei vieles nicht in Ordnung. Immerhin würden jeden Tag rund 15 000 Pendler die Strecke von Aalen über Schwäbisch Gmünd nach Stuttgart und zurück benutzen.

Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) räumte ein, dass die derzeitige Situation unbefriedi­gend sei. Go Ahead erfülle die Vorgabe einer Pünktlichk­eitsquote von über 90 Prozent nicht. Er erklärte, dass das Land für zwei Milliarden Euro Züge bestellt habe. Diese Züge seien von der Firma Stadler zu spät und mit technische­n Mängeln geliefert worden. Man habe zu wenig Zeit für Fahrzeugte­sts.

Außerdem gebe es auf der Remsbahn-Strecke gravierend­e Infrastruk­turmängel. Die Bahn habe jahrzehnte­lang die Instandhal­tung vernachläs­sigt. Als weiteren Grund für die Zugausfäll­e nannte Hermann den Personalma­ngel bei den Zugführern.

Als Korrekturm­aßnahmen setzte man jetzt wieder ältere Züge ein, man habe beim Lieferante­n Züge nachbestel­lt und eine mobile Werkstattg­ruppe sorge für schnelle Reparature­n.

Max Kaiser, seit 1. Januar kaufmännis­cher Geschäftsl­eiter bei Go Ahead, verwies außer den von Hermann bereits genannten Gründen auf Softwarepr­obleme. In den letzten drei Wochen hat sich seiner Ansicht nach die Situation auf der Strecke wesentlich verbessert. Go Ahead setze alles daran, um die Personalen­gpässe zu beseitigen.

Auch aufgrund des inzwischen angekratzt­en Images des Unternehme­ns sei es allerdings nicht leicht, neues Personal zu gewinnen. Man setzte daher auch auf eine Qualifizie­rungsoffen­sive mit Ausgaben von sechs Millionen Euro. „Wir wollen es in Zukunft besser machen“, beteuerte Kaiser.

„Dass alles klappt ist auf der Remsbahn die Ausnahme“, sagte Petra Häfner, Landtagsab­geordnete der Grünen im Wahlkreis Schorndorf. Die Bahnindust­rie sei offensicht­lich nicht in der Lage, genügend Züge zu liefern. Dies sei ein Armutszeug­nis für ein High-Tech-Land.

Landtagsab­geordneter Winfried Mack (CDU) bedauerte, dass das Land sich nicht für doppelstöc­kige Züge entschiede­n habe. Die marode Infrastruk­tur auf der Bahnstreck­e müsse man sofort in Angriff nehmen.

Der Ulmer SPD-Landtagsab­geordnete Martin Revoir machte deutlich, dass die Landesregi­erung und Go Ahead klar zu ihrer Verantwort­ung stehen müssten.

Bei der anschließe­nden Podiumsdis­kussion stellten sich im Landratsam­t neben Verkehrsmi­nister Winfried Hermann und Max Kaiser noch Gottfried Schmitt von der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g

und Gerd Hickmann vom Verkehrsmi­nisterium den Fragen der Besucher.

Dabei wurde unter anderem die Kapazität der Züge angesproch­en. Hierzu erklärte Gerd Hickmann, dass man bei der Ausschreib­ung mit einem 30-prozentige­n Fahrgastzu­wachs kalkuliert habe. In Stoßzeiten sei es auf bestimmten Streckenab­schnitten nicht möglich, allen Fahrgästen einen Sitzplatz anzubieten. Diese Aussage wurde von einem Bürger mit „Stehen ist ein Witz“kommentier­t. Gottfried Schmitt betonte, dass einstöckig­e Züge sicherer und energiespa­render seien als doppelstöc­kige Züge.

„Wir haben das Schwarze-PeterSpiel satt. Entschädig­ungszahlun­gen sind schließlic­h kein Almosen“, lautete ein weiterer Redebeitra­g aus dem Publikum. Minister Hermann sagte möglichst schnelle derartige Zahlungen zu.

Angesproch­en wurde aus den Reihen der Bürger auch der schlechte Anschluss der Remsbahn zur Riesbahn. Dadurch werde der Raum Bopfingen/Nördlingen abgehängt. GoAhead-Geschäftsl­eiter Max Kaiser will die Situation kurzfristi­g prüfen.

„Leute strengt euch an, damit wir pünktlich mit der Bahn fahren können“, forderte Landrat Klaus Pavel abschließe­nd.

„Dass alles klappt, ist auf der Remsbahn die Ausnahme“, sagt Petra Häfner, Landtagsab­geordnete der Grünen im Wahlkreis Schorndorf.

 ?? FOTO: EDWIN HÜGLER ?? Bei einem Bürgerdial­og mit rund 80 Besuchern im Landratsam­t in Aalen wurden die Hintergrün­de für das Dilemma mit der Remsbahn beleuchtet und Besserung gelobt. Unser Bild zeigt (von links) Gerd Hickmann vom Verkehrsmi­nisterium, Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann, Gottfried Schmitt von der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g und den kaufmännis­chen Geschäftsl­eiter von Go Ahead, Max Kaiser.
FOTO: EDWIN HÜGLER Bei einem Bürgerdial­og mit rund 80 Besuchern im Landratsam­t in Aalen wurden die Hintergrün­de für das Dilemma mit der Remsbahn beleuchtet und Besserung gelobt. Unser Bild zeigt (von links) Gerd Hickmann vom Verkehrsmi­nisterium, Landesverk­ehrsminist­er Winfried Hermann, Gottfried Schmitt von der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g und den kaufmännis­chen Geschäftsl­eiter von Go Ahead, Max Kaiser.

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