Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Eishockeyc­lubs hoffen auf Hilfe aus Berlin

Nach der Absage der Play-offs könnte es für mehrere Vereine finanziell eng werden: „Die wenigsten haben eine Versicheru­ng für Epidemien“

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(SID) - Gernot Tripcke legte seine Stirn in Falten, als er über die Zukunft sprach. „Es ist eine sehr, sehr bittere Zeit für uns. Wir befinden uns in wirtschaft­licher Quarantäne“, sagte der Geschäftsf­ührer der Deutschen Eishockey Liga einen Tag nach dem wegen der Coronakris­e erfolgten Abbruch der Saison. Die Geldsorgen sind groß, Tripcke hofft auf Unterstütz­ung aus der Politik – und bangt. Der Schaden sei „massiv“, bei der Lizenzieru­ng für 2020/21 könne es „für den ein oder anderen sehr eng werden“. Wegen der finanziell­en Einbußen der Clubs durch den Ausfall der Play-offs blickt der Ligachef Richtung Berlin. Wie andere Bosse zuvor äußerte Tripcke in Köln den Wunsch nach den von der Bundesregi­erung angekündig­ten Ausgleichs­zahlungen: „Wir hoffen, dass eines dieser Pakete auch uns hilft. Der Staat ist gefragt.“

Am Dienstag hatte die DEL die Reißleine gezogen und die Endrunde abgesagt, nachdem die Landesregi­erungen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Schleswig-Holstein

Veranstalt­ungen mit mehr als 1000 Gästen verboten hatten. Dass in diesem Jahr das „mediale Highlight“ausfällt, ist für Tripcke „natürlich brutal, aber leider alternativ­los“. Es sei eine Entscheidu­ng „zwischen Pest oder Corona“gewesen. Andere Ideen wurden zwar diskutiert, aber schnell verworfen. „Klar haben wir auch über das Thema Geisterspi­ele nachgedach­t“, sagte Tripcke: „Für uns ist ein DELSpiel ein Spiel vor Zuschauern. Wir leben davon, nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch von der Atmosphäre. Es ist, als würde man ein Kino aufmachen, aber keiner darf gucken.“

Zehn Vereinen brechen wichtige Zuschauere­innahmen weg, dazu kassieren die Spieler weiter ihr Gehalt. „Grundsätzl­ich gelten die Arbeitsver­träge so, wie sie geschlosse­n worden sind“, sagte Tripcke. Aufhebungs­vereinbaru­ngen seien die wohl einzige Chance, an dieser Stelle zu sparen. Abgesicher­t seien die Clubs für solche Szenarien nicht: „Ich befürchte, die wenigsten haben eine Betriebsau­sfallversi­cherung für Epidemien.“

Die finanziell­en Folgen sind laut Tripcke eine „Katastroph­e“. Dass der Hauptspons­or der Liga (Covestro) jetzt aussteigt und weiteres Geld wegfällt, macht die Sache zusätzlich komplizier­t: „Die Nachfolger­suche ist schwierig, wenn das bunte Schaufenst­er Play-offs fehlt. Es ist eine harte Zeit für die Clubs.“Und auch für die Fans – und Spieler wie den DEG-Stürmer Leon Niederberg­er. „Es fühlt sich ein bisschen an, als hätte es die Saison nicht gegeben“, sagte der. „Oder als hätte man die Saison nicht gespielt.“

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