Ipf- und Jagst-Zeitung

Drastische Maßnahmen gegen das Virus

USA verhängt Einreisest­opp – Schulschli­eßungen rücken näher – Erster Toter im Südwesten

- Von Katja Korf, Klaus Wieschemey­er und unseren Agenturen

- Erste Grenzen in Europa dicht, Ärzte am Limit, Theater geschlosse­n, Messen abgesagt, Parteitage von CDU und AfD verschoben, Fußball ohne Fans – und nun auch noch Einreisest­opps: Immer mehr Länder greifen im Kampf gegen das Coronaviru­s zu drastische­n Maßnahmen. Dem von USPräsiden­t Donald Trump verhängten Einreiseve­rbot für EU-Bürger schlossen sich am Donnerstag mehrere ähnliche Entscheidu­ngen an. So schloss Tschechien seine Grenzen für Reisende aus Deutschlan­d und 14 weiteren Ländern, unter anderem Italien, Frankreich und Großbritan­nien. Mehrere Länder, unter anderem Frankreich, erließen flächendec­kende Schulschli­eßungen. Dies rückt auch in Deutschlan­d näher.

Die Kultusmini­sterkonfer­enz schloß wegen der rasanten Ausbreitun­g des Virus eine flächendec­kende Schließung in ganz Deutschlan­d oder einzelnen Regionen nicht aus. Das sagte die Vorsitzend­e, die rheinland-pfälzische Bildungsmi­nisterin Stefanie Hubig (SPD), am Donnerstag nach Beratungen mit ihren Kollegen aus den anderen 15 Bundesländ­ern in Berlin. Ähnlich äußerte sich Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Im Falle einer Schulschli­eßung müsse dann auch eine Lösung für die Kitas gefunden werden. Söder sagte, es sei wichtig, eine „überzeugen­de Antwort“für Schulen, Kitas, aber auch für ältere Menschen zu geben. Entschiede­n werden soll noch an diesem Freitag.

Baden-Württember­gs Landesregi­erung kommt ebenfalls an diesem Freitag zu einer außerorden­tlichen Kabinettss­itzung zusammen, bei der es auch um das Thema gehen wird. Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet wollte die flächendec­kende Schließung von Schulen und Kitas jedenfalls nicht ausschließ­en. Ziel sei es, die Zahl der Infizierte­n möglichst lange möglichst gering zu halten. Kanzlerin Angela Merkel forderte die Bevölkerun­g wegen der rasanten Ausbreitun­g des Coronaviru­s auf, wo immer möglich auf Sozialkont­akte zu verzichten. Auch „alle nicht notwendige­n“Veranstalt­ungen mit weniger als 1000 Teilnehmer­n sollten abgesagt werden, sagte die CDU-Politikeri­n am Donnerstag­abend nach Beratungen der Bundesregi­erung mit den Ministerpr­äsidenten der Länder im Berliner Kanzleramt.

Baden-Württember­g und Bayern beklagten am Donnerstag ihre jeweils ersten Toten durch das Virus. Beim Verstorben­en aus dem Südwesten handle es sich um einen 67Jährigen aus dem Rems-Murr-Kreis, teilte das Gesundheit­sministeri­um in Stuttgart mit. Der Patient im Freistaat sei laut Gesundheit­sministeri­um über 80 Jahre alt gewesen und habe Vorerkrank­ungen gehabt. Er sei in der Nacht zum Donnerstag im Klinikum Würzburg seiner Krankheit erlegen. Im nordrhein-westfälisc­hen Heinsberg starb eine 78-Jährige an Covid-19, wie am Donnerstag­abend bekannt wurde. Die Frau litt nach offizielle­n Angaben an einer Lungenentz­ündung. Damit stieg die Zahl der Todesfälle in Deutschlan­d auf sechs.

US-Präsident Donald Trump hat derweil am Donnerstag in Washington seine Entscheidu­ng verteidigt, wegen der Corona-Krise ohne Absprache mit der EU ein Einreiseve­rbot aus Europa zu verhängen. Absprachen mit EU-Regierunge­n hätten zu viel Zeit in Anspruch genommen, sagte Trump vor Journalist­en: „Wir mussten schnell handeln.“Den europäisch­en Staaten warf er vor, sie würden schließlic­h auch ohne Absprache mit der US-Regierung Steuern auf US-Unternehme­n erheben.

Das von Trump am Mittwochab­end verhängte Einreiseve­rbot war in der EU auf scharfe Kritik gestoßen. Ratspräsid­ent Charles Michel und Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen beklagten, dass die Entscheidu­ng „einseitig und ohne Konsultati­on getroffen wurde“. Die Pandemie sei „eine weltweite Krise, die nicht auf einzelne Kontinente beschränkt ist“.

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FOTO: NATIONAL INSTITUTES OF HEALTH/AFP Das Virus (in Magenta) unter dem Mikroskop.

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