Drastische Maßnahmen gegen das Virus
USA verhängt Einreisestopp – Schulschließungen rücken näher – Erster Toter im Südwesten
- Erste Grenzen in Europa dicht, Ärzte am Limit, Theater geschlossen, Messen abgesagt, Parteitage von CDU und AfD verschoben, Fußball ohne Fans – und nun auch noch Einreisestopps: Immer mehr Länder greifen im Kampf gegen das Coronavirus zu drastischen Maßnahmen. Dem von USPräsident Donald Trump verhängten Einreiseverbot für EU-Bürger schlossen sich am Donnerstag mehrere ähnliche Entscheidungen an. So schloss Tschechien seine Grenzen für Reisende aus Deutschland und 14 weiteren Ländern, unter anderem Italien, Frankreich und Großbritannien. Mehrere Länder, unter anderem Frankreich, erließen flächendeckende Schulschließungen. Dies rückt auch in Deutschland näher.
Die Kultusministerkonferenz schloß wegen der rasanten Ausbreitung des Virus eine flächendeckende Schließung in ganz Deutschland oder einzelnen Regionen nicht aus. Das sagte die Vorsitzende, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), am Donnerstag nach Beratungen mit ihren Kollegen aus den anderen 15 Bundesländern in Berlin. Ähnlich äußerte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Im Falle einer Schulschließung müsse dann auch eine Lösung für die Kitas gefunden werden. Söder sagte, es sei wichtig, eine „überzeugende Antwort“für Schulen, Kitas, aber auch für ältere Menschen zu geben. Entschieden werden soll noch an diesem Freitag.
Baden-Württembergs Landesregierung kommt ebenfalls an diesem Freitag zu einer außerordentlichen Kabinettssitzung zusammen, bei der es auch um das Thema gehen wird. Regierungssprecher Rudi Hoogvliet wollte die flächendeckende Schließung von Schulen und Kitas jedenfalls nicht ausschließen. Ziel sei es, die Zahl der Infizierten möglichst lange möglichst gering zu halten. Kanzlerin Angela Merkel forderte die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus auf, wo immer möglich auf Sozialkontakte zu verzichten. Auch „alle nicht notwendigen“Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern sollten abgesagt werden, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstagabend nach Beratungen der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder im Berliner Kanzleramt.
Baden-Württemberg und Bayern beklagten am Donnerstag ihre jeweils ersten Toten durch das Virus. Beim Verstorbenen aus dem Südwesten handle es sich um einen 67Jährigen aus dem Rems-Murr-Kreis, teilte das Gesundheitsministerium in Stuttgart mit. Der Patient im Freistaat sei laut Gesundheitsministerium über 80 Jahre alt gewesen und habe Vorerkrankungen gehabt. Er sei in der Nacht zum Donnerstag im Klinikum Würzburg seiner Krankheit erlegen. Im nordrhein-westfälischen Heinsberg starb eine 78-Jährige an Covid-19, wie am Donnerstagabend bekannt wurde. Die Frau litt nach offiziellen Angaben an einer Lungenentzündung. Damit stieg die Zahl der Todesfälle in Deutschland auf sechs.
US-Präsident Donald Trump hat derweil am Donnerstag in Washington seine Entscheidung verteidigt, wegen der Corona-Krise ohne Absprache mit der EU ein Einreiseverbot aus Europa zu verhängen. Absprachen mit EU-Regierungen hätten zu viel Zeit in Anspruch genommen, sagte Trump vor Journalisten: „Wir mussten schnell handeln.“Den europäischen Staaten warf er vor, sie würden schließlich auch ohne Absprache mit der US-Regierung Steuern auf US-Unternehmen erheben.
Das von Trump am Mittwochabend verhängte Einreiseverbot war in der EU auf scharfe Kritik gestoßen. Ratspräsident Charles Michel und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beklagten, dass die Entscheidung „einseitig und ohne Konsultation getroffen wurde“. Die Pandemie sei „eine weltweite Krise, die nicht auf einzelne Kontinente beschränkt ist“.