Ein Hochgenuss sinfonischer Blasmusik
Heeresmusikkorps Ulm wird in der Rundsporthalle mit stehenden Ovationen gefeiert
- Zum dritten Mal in Folge ist es dem Musikverein Rindelbach und seinem rührigen Vorsitzenden Reiner Gruber gelungen, das Heeresmusikkorps Ulm nach Ellwangen zu holen. Dafür ist diesmal umso mehr zu danken, als das grandiose Frühjahrskonzert beinahe dem Coronavirus zum Opfer gefallen wäre. Es wäre ein Jammer gewesen. Denn unter seinem neuen Dirigenten, Hauptmann Dominik Koch, präsentierte sich das lebhaft und mitreißend agierende Orchester in Höchstform. Charmanter Moderator war Stabsfeldwebel Thomas Schütte.
Dass einige Plätze in der Rundsporthalle leer bleiben würden, hatten die Veranstalter vorausgesehen. Aber: „Wir wollten den Menschen in dieser angespannten Situation Harmonie bringen“, so Reiner Gruber, der omnipräsent über allem schwebte und das Kunststück zuwege brachte, die Klimaanlage auszuschalten, die sich wie von Geisterhand mittendrin in Bewegung setzte. Man habe das Pro und Contra sorgfältig abgewogen, wolle sich schöne Ereignisse aber nicht nehmen lassen, sagte Oberbürgermeister Michael Dambacher in seinem Grußwort. Vorsorglich habe man Desinfektionsmittelspender aufgestellt und vertraue darauf, dass sich niemand kürzlich in Risikogebieten aufgehalten habe: „Kuscheln ist heute untersagt.“Der OB dankte Gruber und seinen Rindelbachern für die perfekte Vorbereitung des Konzerts.
Mit Schostakowitschs festlicher Ouvertüre eröffneten die Ulmer mit einem temperamentvollen Klangfeuerwerk, gefolgt von Franco Cesarinis anspruchsvoller Suite „Solemnitas.“Mit Ernst Urbachs Marsch „Per aspera ad astra“ging’s auf rauen Pfaden zu den Sternen und hoch hinauf in den Blasmusik-Olymp. James Barnes‘ eindrucksvolle „Fantasy Variations“beruhen auf dem berühmten Thema des Caprice a-Moll von Teufelsgeiger Niccolo Paganini. Hauchzartes Adagio und geschwindes Presto funkelten im weiten Bogen von Melodie und Harmonie. Mitreißende Tutti-Passagen verdichteten sich, wurden solistisch abgelöst und vereinten sich zum lyrisch dahingleitenden Fluss.
Mit pathetisch-dramatischen Klängen begeisterte David Arnolds Soundtrack zum Film „Independence Day.“1880 komponierte Luigi Denza das neapolitanische Lied „Funiculi Funicula“zur Eröffnung der Standseilbahn auf den Vesuv. Die Seilbahn wurde beim Vulkanausbruch 1944 zerstört, die Canzonetta wurde ein Evergreen. Die „FuniculiFunicula-Rhapsody“des japanischen Komponisten Yo Goto basiert auf dem Lied und fesselte mit glänzenden Fanfarenmotiven, anmutiger Tarantella und brillanten Posaunensoli.
Ein Höhepunkt im niveauvollen Programm, das die Ulmer zum zweiten Mal präsentierten, war Alfred Reeds mexikanisch-lateinamerikanische „Second Suite for Band.“Der erste Satz ist dem Calypso nachempfunden, der zweite einem brasilianischen Tango: Erotik pur. Dem fröhlichen Trinklied der Soloklarinette folgte ein heißer Paso Doble in der aufgewühlten Atmosphäre einer Stierkampfarena.
Mit Gershwins unsterblicher Suite „Ein Amerikaner in Paris“verzauberte das Orchester das Publikum endgültig: Swing at its best, Hupen der Pariser Taxis inklusive. Das beschwingte Medley „Merci, Udo“in der Bearbeitung von Stabsfeldwebel Guido Rennert beschloss mit bekannten Udo-Jürgens-Titeln ein Konzert, das auf den Flügeln feinster konzertanter Blasmusik den Alltag und Corona für zwei unbeschwerte Stunden vergessen ließ. Zur stürmisch verlangten Zugabe, dem Marsch „Zum Städtel hinaus“, bereicherte Reiner Grubers Tochter Sophie-Theresa Gruber die Klarinettenfraktion. Sie war 2018 als Soldatin Mitglied des Heeresmusikkorps und hatte die Kooperation der Ulmer mit dem Musikverein Rindelbach auf den Weg gebracht.
Noch die Nationalhymne, und dann war’s over. Reiner Gruber verabschiedete die Besucher: „Schade, dass es vorbei ist. Es war Balsam für die Seele.“Schön, dass es stattgefunden hat. Die Tradition steht - die Ulmer versprachen, in zwei Jahren wiederzukommen.
Der Erlös des Abends kommt der Nachwuchsförderung des Musikvereins Rindelbach und der Bürgerstiftung zugute.