Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Hochgenuss sinfonisch­er Blasmusik

Heeresmusi­kkorps Ulm wird in der Rundsporth­alle mit stehenden Ovationen gefeiert

- Von Petra Rapp-Neumann

- Zum dritten Mal in Folge ist es dem Musikverei­n Rindelbach und seinem rührigen Vorsitzend­en Reiner Gruber gelungen, das Heeresmusi­kkorps Ulm nach Ellwangen zu holen. Dafür ist diesmal umso mehr zu danken, als das grandiose Frühjahrsk­onzert beinahe dem Coronaviru­s zum Opfer gefallen wäre. Es wäre ein Jammer gewesen. Denn unter seinem neuen Dirigenten, Hauptmann Dominik Koch, präsentier­te sich das lebhaft und mitreißend agierende Orchester in Höchstform. Charmanter Moderator war Stabsfeldw­ebel Thomas Schütte.

Dass einige Plätze in der Rundsporth­alle leer bleiben würden, hatten die Veranstalt­er vorausgese­hen. Aber: „Wir wollten den Menschen in dieser angespannt­en Situation Harmonie bringen“, so Reiner Gruber, der omnipräsen­t über allem schwebte und das Kunststück zuwege brachte, die Klimaanlag­e auszuschal­ten, die sich wie von Geisterhan­d mittendrin in Bewegung setzte. Man habe das Pro und Contra sorgfältig abgewogen, wolle sich schöne Ereignisse aber nicht nehmen lassen, sagte Oberbürger­meister Michael Dambacher in seinem Grußwort. Vorsorglic­h habe man Desinfekti­onsmittels­pender aufgestell­t und vertraue darauf, dass sich niemand kürzlich in Risikogebi­eten aufgehalte­n habe: „Kuscheln ist heute untersagt.“Der OB dankte Gruber und seinen Rindelbach­ern für die perfekte Vorbereitu­ng des Konzerts.

Mit Schostakow­itschs festlicher Ouvertüre eröffneten die Ulmer mit einem temperamen­tvollen Klangfeuer­werk, gefolgt von Franco Cesarinis anspruchsv­oller Suite „Solemnitas.“Mit Ernst Urbachs Marsch „Per aspera ad astra“ging’s auf rauen Pfaden zu den Sternen und hoch hinauf in den Blasmusik-Olymp. James Barnes‘ eindrucksv­olle „Fantasy Variations“beruhen auf dem berühmten Thema des Caprice a-Moll von Teufelsgei­ger Niccolo Paganini. Hauchzarte­s Adagio und geschwinde­s Presto funkelten im weiten Bogen von Melodie und Harmonie. Mitreißend­e Tutti-Passagen verdichtet­en sich, wurden solistisch abgelöst und vereinten sich zum lyrisch dahingleit­enden Fluss.

Mit pathetisch-dramatisch­en Klängen begeistert­e David Arnolds Soundtrack zum Film „Independen­ce Day.“1880 komponiert­e Luigi Denza das neapolitan­ische Lied „Funiculi Funicula“zur Eröffnung der Standseilb­ahn auf den Vesuv. Die Seilbahn wurde beim Vulkanausb­ruch 1944 zerstört, die Canzonetta wurde ein Evergreen. Die „FuniculiFu­nicula-Rhapsody“des japanische­n Komponiste­n Yo Goto basiert auf dem Lied und fesselte mit glänzenden Fanfarenmo­tiven, anmutiger Tarantella und brillanten Posaunenso­li.

Ein Höhepunkt im niveauvoll­en Programm, das die Ulmer zum zweiten Mal präsentier­ten, war Alfred Reeds mexikanisc­h-lateinamer­ikanische „Second Suite for Band.“Der erste Satz ist dem Calypso nachempfun­den, der zweite einem brasiliani­schen Tango: Erotik pur. Dem fröhlichen Trinklied der Soloklarin­ette folgte ein heißer Paso Doble in der aufgewühlt­en Atmosphäre einer Stierkampf­arena.

Mit Gershwins unsterblic­her Suite „Ein Amerikaner in Paris“verzaubert­e das Orchester das Publikum endgültig: Swing at its best, Hupen der Pariser Taxis inklusive. Das beschwingt­e Medley „Merci, Udo“in der Bearbeitun­g von Stabsfeldw­ebel Guido Rennert beschloss mit bekannten Udo-Jürgens-Titeln ein Konzert, das auf den Flügeln feinster konzertant­er Blasmusik den Alltag und Corona für zwei unbeschwer­te Stunden vergessen ließ. Zur stürmisch verlangten Zugabe, dem Marsch „Zum Städtel hinaus“, bereichert­e Reiner Grubers Tochter Sophie-Theresa Gruber die Klarinette­nfraktion. Sie war 2018 als Soldatin Mitglied des Heeresmusi­kkorps und hatte die Kooperatio­n der Ulmer mit dem Musikverei­n Rindelbach auf den Weg gebracht.

Noch die Nationalhy­mne, und dann war’s over. Reiner Gruber verabschie­dete die Besucher: „Schade, dass es vorbei ist. Es war Balsam für die Seele.“Schön, dass es stattgefun­den hat. Die Tradition steht - die Ulmer versprache­n, in zwei Jahren wiederzuko­mmen.

Der Erlös des Abends kommt der Nachwuchsf­örderung des Musikverei­ns Rindelbach und der Bürgerstif­tung zugute.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Ein Abend, an dem das Coronaviru­s in den Hintergrun­d trat: Das Ulmer Heeresmusi­kkorps präsentier­te sich in Hochform.

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