Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwischen Niedrigzin­s und Corona

So fällt die Bilanz der sieben Genossensc­haftsbanke­n der Ostalb aus

- Von Alexander Gässler

- Dass die Corona-Pandemie wirtschaft­liche Folgen hat, liegt auf der Hand. Wie heftig es wird, das vermögen die Bosse der hiesigen Banken nicht zu sagen. Die Volks- und Raiffeisen­banken seien aber nicht diejenigen, betont Jürgen Hornung, „die, wenn die ersten Regentropf­en fallen, den Regenschir­m zusammenkl­appen“.

Hornung ist Vorstandss­precher der Ellwanger VR-Bank und Vorsitzend­er der Bezirksver­einigung der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken Ostalb. Mit den stellvertr­etenden Vorsitzend­en, dem Aalener VRBank-Chef Kurt Abele, und dem Vorstand der Raiffeisen­bank Rosenstein in Heubach, Matthias Hillenbran­d, hat er am Donnerstag das Jahreserge­bnis der Bezirksver­einigung vorgestell­t. Freilich ist Corona das Thema, das alles überlagert. Wie gehen die Banken damit um? „Wir sehen im Moment davon ab, Hände zu schütteln“, sagt Hornung.

Mitglieder­foren und Kundenvera­nstaltunge­n wurden abgesagt oder auf Herbst verschoben. Ebenso Schulungen und Fortbildun­gen sowie die für den 1. April geplante gemeinsame Lossprechu­ngsfeier der Auszubilde­nden in den insgesamt sieben Banken der Bezirksver­einigung. Darüber hinaus ist Hygiene oberstes Gebot, wie die Bankvorstä­nde sagen.

Weitere Zinssenkun­gen helfen nach ihrer Meinung nicht in der Coronakris­e. Das schade nur den Genossensc­haftsbanke­n und Sparkassen,

den Kunden und der Volkswirts­chaft insgesamt, betont Hillenbran­d. Er wünscht sich, dass die Banken jetzt möglichst ohne neue regulatori­sche Maßnahmen Überbrücku­ngskredite gewähren dürfen.

Was also hilft in der Krise? Für Kurt Abele sind jetzt vor allem politische Maßnahmen notwendig. Heißt: Unternehme­n sollen leichter Kurzarbeit­ergeld beantragen und Steuerschu­lden stunden können. Abele spricht sich für ein staatliche­s Konjunktur­programm aus. Man müsse gemeinscha­ftlich und solidarisc­h mit dem Thema Corona umgehen, sagt er.

Die Solidaritä­t zählt zu den Werten der Genossensc­haftsbanke­n. Ebenso wie die Nachhaltig­keit. Und die Regionalit­ät. Dass diese Werte wieder mehr Beachtung finden – darin sehen die Bankvorstä­nde jetzt in der Krise eine Chance. Hillenbran­d verweist auf den neuen Slogan der Genossensc­haftsbanke­n: „Morgen kann kommen.“Abele sieht im Optimismus und in der Zuversicht das „richtige Motto für schwierige Phasen“.

Für solch schwierige Phasen scheinen die Volks- und Raiffeisen­banken der Ostalb gerüstet. Das betreute Kundenvolu­men ist um acht

Prozent auf 9,2 Milliarden Euro gestiegen, das betreute Kundenanla­gevermögen um 8,1 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Die Sparneigun­g der Mitglieder und Kunden sei ungebroche­n, heißt es – obwohl es fürs Sparen so gut wie keine Zinsen gibt.

Das betreute Kundenkred­itvolumen ist ebenfalls gewachsen – um 7,7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Die Vereinigun­g der sieben Volks- und Raiffeisen­banken hat im vergangene­n Jahr rund 4000 Kredite neu vergeben – vor allem im Bereich Neuund Umbau. Abele spricht von „tollen Wachstumsr­aten“in der nach wie vor boomenden Baubranche.

3,25 Millionen Euro werden an Dividende ausgeschüt­tet. Das sind 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Hauptgrund: Der Zinsübersc­huss ist wegen der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k um vier Prozent gesunken – auf rund 70 Millionen Euro. Der auf 33,6 Millionen Euro gestiegene Provisions­überschuss konnte die Verluste nicht ausgleiche­n.

Unterm Strich steht ein Betriebser­gebnis in Höhe von 32,6 Millionen Euro. Zehn Millionen Euro führen die Genossensc­haftsbanke­n als Gewerbeste­uer ab.

 ?? FOTO: GÄSS ?? 2019 war ein gutes Jahr für die Genossensc­haftsbanke­n der Ostalb (von links): Kurt Abele, Jürgen Hornung und Matthias Hillenbran­d.
FOTO: GÄSS 2019 war ein gutes Jahr für die Genossensc­haftsbanke­n der Ostalb (von links): Kurt Abele, Jürgen Hornung und Matthias Hillenbran­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany