Tübinger Forscher dementieren US-Übernahmeangebot
CureVac-Vorstand möchte Corona-Impfstoff weltweit zur Verfügung stellen – Hoffmeister-Kraut besorgt
(ben) - Eine Übernahme des Tübinger Biotech-Unternehmen CureVac, das seit Januar an einem Impfstoff gegen das Coronavirus forscht, durch ein amerikanisches Unternehmen oder durch die USA steht nicht im Raum. „Ein Angebot über eine Übernahme gibt es nicht“, sagte Franz-Werner Haas, der für die Produktion verantwortliche Vorstand bei CureVac, am Sonntag der „Schwäbischen Zeitung“. Zwar bestehe durchaus Interesse aus den
USA an der Arbeit von CureVac, „aber wir wollen keinen Impfstoff nur für ein Land, Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir“, erklärte Haas weiter. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“und auch der „Schwäbischen Zeitung“sind Berliner Regierungskreise allerdings überzeugt, dass US-Präsident Trump eine Übernahme des Biotech-Unternehmens plant, um sich den Impfstoff exklusiv für sein Land zu sichern.
Daran, dass das Interesse von USPräsident Trump gerechtfertigt ist, lässt CureVac indes keine Zweifel. „Aufgrund der Erkenntnisse aus unserer klinischen Tollwut-Studie sind wir zuversichtlich, auch einen Wirkstoff gegen das Coronavirus entwickeln zu können“, erläuterte Haas. „Wir hoffen, dass wir bis Mitte des Jahres in der Klinik sind.“Diese Zuversicht erklärt auch die scharfe Reaktion der baden-württembergischen Landesregierung auf die mögliche Vereinnahmung von CureVac. Das Mittel gegen das Virus dürfe nicht nur den USA exklusiv zur Verfügung stehen, sondern allen, sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut der „Schwäbischen Zeitung“. Die CDU-Politikerin forderte deshalb den Bund auf, „alles auch in finanzieller Hinsicht dafür zu tun, das Unternehmen mit seiner herausragenden Forschung in Baden-Württemberg zu halten“.
- Die Forscher des Tübinger Biotech-Unternehmens CureVac sind in Fachkreisen weit über die Grenzen BadenWürttembergs hinaus bekannt. Mit einer speziellen Methode, die auf der sogenannten Boten-Ribonukleinsäure beruht und mit der der Körper quasi seine eigene Medizin herstellt, arbeitet die Firma an Medikamenten gegen Krebs oder an Impfstoffen gegen Tollwut. Seit CureVac bekannt gemacht hat, dass ihre spezielle Vorgehensweise auch für die Entwicklung eines Mittels gegen das neuartige Coronavirus geeignet ist, blickt die gesamte Welt auf das schwäbische Unternehmen. Und zu den Interessierten gehören auch die Vereinigten Staaten.
US-Präsident Donald Trump hat das Unternehmen aus diesem Grund Anfang März neben anderen Pharmaund Biotechunternehmen ins Weiße Haus eingeladen. „Wir haben mit der US-Regierung gesprochen“, bestätigt Franz-Werner Haas, der für die Produktion verantwortliche Vorstand bei CureVac, der „Schwäbischen Zeitung“. „Das Interesse aus den USA an unserer Arbeit besteht.“Ein Interesse, das in Deutschland misstrauisch beobachtet wird. Nach Informationen der „Welt am Sonntag“und auch der „Schwäbischen Zeitung“sind Berliner Regierungskreise überzeugt, dass US-Präsident Trump eine Übernahme des Biotech-Unternehmens plant, um sich den Impfstoff exklusiv für sein Land zu sichern. CureVac weist das zurück. „Ein Angebot über eine Übernahme gibt es nicht“, sagt Haas.
Daran, dass das Interesse von US-Präsident Trump gerechtfertigt ist, daran lässt CureVac allerdings keine Zweifel. „Aufgrund der Erkenntnisse aus unserer klinischen Tollwut-Studie sind wir zuversichtlich, auch einen Wirkstoff gegen das Coronavirus entwickeln zu können“, erläutert Haas. „Wir hoffen, dass wir bis Mitte des Jahres in der Klinik sind.“Diese Zuversicht, mit der sich in Zeiten, in der die Zahl der weltweit an Corona gestorbenen Menschen auf mehr als 5000 gestiegen ist, auch große Hoffnungen verbinden, erklärt auch die scharfe Reaktion der baden-württembergischen
Landesregierung auf die Vereinnahmung von CureVac durch die USA.
„Das von CureVac in Entwicklung befindliche Heilmittel gegen das Coronavirus darf nicht nur den USA exklusiv zur Verfügung stehen, sondern muss im Erfolgsfall allen Betroffenen weltweit zur Verfügung stehen“, sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut der „Schwäbischen Zeitung“. Die CDU-Politikerin fordert deshalb die Bundesregierung auf, „alles auch in finanzieller Hinsicht dafür zu tun, das Unternehmen mit seiner herausragenden Forschung in Baden-Württemberg zu halten“.
Hoffmeister-Kraut kündigte an, alles dafür zu tun, um CureVac im Land zu halten. „Ich werde jedenfalls im wegen der Corona-Krise in Vorbereitung befindlichen Nachtragshaushalt beantragen, dass das Land eine entsprechende Risikovorsorge trifft“, sagte die Ministerin weiter. „Wir halten es im Notfall für unausweichlich, Exportverbote oder ein außenwirtschaftliches Übernahmeverbot zu prüfen. Wenn eine staatliche Beteiligung notwendig ist, ist auch Baden-Württemberg bereit, einen Anteil zu leisten.“
Neben dem baden-württembergischen Wirtschaftsministerium beschäftigen sich auch die baden-württembergische Staatskanzlei und das baden-württembergische Gesundheitsministerium mit dem Fall. Südwest-Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hat sich nach Ministeriumsangaben am Sonntagmorgen an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gewandt und darum gebeten, alles zu unternehmen, dass die Pläne Trumps „nicht Realität“werden. Der Sprecher von BadenWürttembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) teilte der „Schwäbischen Zeitung“mit, dass man von den aktuellen Entwicklungen wisse. „Wir sind beunruhigt. Aber das ist nun die Sache der Bundesregierung, dass verhindert wird, dass dieses Unternehmen von den USA vereinnahmt wird“, sagte Rudi Hoogvliet.
Eine solche Vereinnahmung will aber auch CureVac-Vorstand FranzWerner Haas auf keinen Fall. „Wir wollen keinen Impfstoff nur für ein Land, Corona ist ein weltweites Problem, dafür arbeiten wir“, sagt Haas im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Vielmehr bekennt sich der
Manager klar zum Standort BadenWürttemberg. „Wenn der Impfstoff funktioniert, können wir sehr schnell sehr große Mengen produzieren – und zwar in den Produktionsanlagen, die in Tübingen stehen.“Der Hauptinvestor, die dievini Hopp BioTech Holding, hinter der unter anderem der Gründer des SoftwareKonzerns SAP, Dietmar Hopp steht, teilt diese Ansicht. „Wir wollen einen Impfstoff für die ganze Welt entwickeln“, sagte Christof Hettich, der Geschäftsführer von Hopps Holding, dem „Mannheimer Morgen“. Zudem halte Hopp entschlossen an dem Unternehmen, den Mitarbeitern und auch dem Hauptstandort in Tübingen fest, erklärt Hettich weiter.
Bei aller Hoffnung weist CureVacVorstand Haas darauf hin, dass der Corona-Impfstoff auch zuallerst erst einmal gefunden werden muss. „Wie man den Impfstoff am Ende verteilt, darum geht es uns gerade nicht“, erklärt Haas, „sondern um die Entwicklung und die Produktion eines potenten Impfstoffs.“Und erst wenn das geschafft ist, wird sich zeigen, ob das Interesse der USA an und die Hoffnungen der Welt in CureVac berechtigt sind.