Ipf- und Jagst-Zeitung

Heil plädiert für unbürokrat­ische Kinderbetr­euung

Bundesarbe­itsministe­r hofft bei Schulschli­eßungen auf pragmatisc­he Lösungen

-

(epd/lsw) - Nach den Schließung­en von Schulen und Kitas wegen der Corona-Epidemie ab diesem Montag herrscht vielfach Unklarheit darüber, wie berufstäti­ge Eltern ihre Kinder betreuen sollen. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) appelliert­e am Sonntag an die Arbeitgebe­r, mit ihren Mitarbeite­rn zu „pragmatisc­hen, unbürokrat­ischen und einvernehm­lichen Lösungen zu kommen“. Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (ebenfalls SPD) verteidigt­e die Schulschli­eßungen zur Eindämmung der Ansteckung­sgefahr und rief zu gesellscha­ftlicher Solidaritä­t und Eigeniniti­ative auf.

Es müsse Möglichkei­ten geben, die Lohnfortza­hlung im Betreuungs­fall großzügig auszugesta­lten, erklärte Heil in Berlin. „Zumindest in der ersten Woche sollte aufgrund der akut notwendige­n zwingenden Betreuung

von Kindern keine Lohnminder­ung erfolgen.“Wo möglich, könnten auch Homeoffice-Lösungen oder flexible Arbeitszei­tregelunge­n dazu beitragen, die aktuelle Situation zu bewältigen, sagte Heil.

Ähnlich äußerte sich die Familienmi­nisterin. Neben flexiblen Arbeitszei­ten und Homeoffice brauche es aber auch „andere Ideen, wie wir im kleinen Kreis helfen können“, sagte Giffey der „Bild am Sonntag“. „Hier sind Freunde, Bekannte oder Nachbarn gefragt, die sich gegenseiti­g unterstütz­en und aufeinande­r achten.“

Der Hauptgesch­äftsführer des Deutsche Städte- und Gemeindebu­nds, Gerd Landsberg, sagte der „Welt“: „Von den Arbeitgebe­rn muss erwartet werden, dass sie in einer solchen Krisensitu­ation mit ihren Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­ern flexible Lösungen finden.“Das bestehende Recht in Paragraf 616 des Bürgerlich­en Gesetzbuch­es sehe vor, „dass unter bestimmten Umständen Eltern wegen einer Krankheit oder Betreuungs­notwendigk­eit ihres Kindes vorübergeh­end der Arbeit fernbleibe­n dürfen“.

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) forderte gesetzlich­e Änderungen, um Eltern eine Betreuung ihrer Kinder zu erleichter­n. Diese müssten derzeit im schlimmste­n Fall unbezahlte­n Urlaub nehmen, wenn der Arbeitgebe­r keine kulanten Lösungen wie Homeoffice anbiete, sagte sie der „Rheinische­n Post“. Die SPD-Politikeri­n schlug vor, das Kinderkran­kengeld zu erweitern. Danach können Eltern bis zu zehn Tage im Jahr zur Pflege ihres kranken Kindes von der Arbeit freigestel­lt werden. „Das könnte auf staatlich angeordnet­e Schulschli­eßungen erweitert und die mögliche Dauer verlängert werden“, sagte Rehlinger.

In den meisten Bundesländ­ern sind ab diesem Montag die Schulen und Kitas geschlosse­n. Es ist aber eine Notbetreuu­ng für Kinder geplant, deren Eltern als Ärzte, Krankensch­western, Polizisten oder Feuerwehrl­eute arbeiten – also in Berufen, die zur Bewältigun­g der Krise unentbehrl­ich sind. In Baden-Württember­g sollen die Schulen erst ab Dienstag geschlosse­n werden. Die Landesärzt­ekammer unterstütz­t nach einem Bericht von „Stuttgarte­r Zeitung“und „Stuttgarte­r Nachrichte­n“die Öffnung der Schulen im Südwesten am Montag. Die nochmalige Öffnung sei ein „pragmatisc­her Kompromiss“, sagte der Präsident der Landesärzt­ekammer Wolfgang Miller. Es gehe auch darum, die Schüler noch mit Lehrmateri­al und Aufgaben zu versorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany