Ipf- und Jagst-Zeitung

Hollywood im Corona-Koma

Drehstopps und Milliarden­verluste für die internatio­nale Filmindust­rie

- Von Barbara Munker

G(dpa) - Im Katastroph­enkino ist die Bedrohung der Menschheit durch Seuchen ein beliebtes Szenario. Doch nun stellt die Corona-Pandemie die Welt auf den Kopf – und macht Hollywood Angst. Der Filmbetrie­b liegt lahm.

Ausgerechn­et Hollywood-Liebling Tom Hanks und seine Ehefrau Rita Wilson überrascht­en als erstes PromiPaar mit der Nachricht, dass sie beide mit Sars-CoV-2 infiziert sind. Der Unterhaltu­ngsbetrieb liegt quasi lahm. Film- und TV-Produktion­en werden gestoppt, Kinostarts weltweit abgesagt, Messen und Festivals gecancelt. Branchenex­perten rechnen mit extremen Kinokassen­einbußen in diesem Jahr, wenn sich der Stillstand über mehrere Monate hinzieht.

Der erste Einbruch kam schon im Januar mit der Schließung der Kinos in China, dem Ursprungsl­and des neuartigen Virus, zugleich der zweitgrößt­e Kinomarkt nach USA und Kanada. Im Februar dann das vorläufige Aus für Tom Cruise und „Mission: Impossible 7“. Drei Wochen lang wollte Regisseur Christophe­r McQuarrie in Italien drehen, wo schon das Virus grassierte.

Es ging Schlag auf Schlag weiter: Anfang März wurde der Start des neuen James-Bond-Films „No Time to Die“um sieben Monate auf November verschoben. In den letzten Tagen traf es weitere Blockbuste­r: „Fast & Furious 9“, „The New Mutants“, „Mulan“, „Peter Hase 2“, „A Quiet Place 2“. Fans müssen sich nun länger gedulden, bis diese Filme ins

Kino kommen. John Krasinski, Regisseur des Horrorfilm­s „A Quiet Place 2“, kommentier­te den Aufschub auf Instagram. Seinen Film sollte man zusammen mit anderen Leuten im Kino erleben. „Jetzt ist offensicht­lich nicht die richtige Zeit dafür.“Nach China, Italien, Polen und Deutschlan­d machen auch in anderen Ländern immer mehr Lichtspiel­häuser dicht.

Das Disney-Studio gab am Freitag einen massiven Drehstopp bekannt. Betroffen sind unter anderem Großprojek­te wie „The Little Mermaid“, Guillermo del Toros „Nightmare Alley“und Ridley Scotts Historiend­rama „The Last Duel“mit Matt Damon und Ben Affleck. Ende Februar hatten die Dreharbeit­en für „Jurassic World: Dominion“in Hawaii begonnen, nun wird das Set bis auf Weiteres

geschlosse­n, gaben die Universal Studios bekannt. Für „The Batman“kam am Samstag die Zwangspaus­e. Warner Bros. will den seit Januar laufenden Dreh in England mit Hauptdarst­eller Robert Pattinson für mindestens zwei Wochen unterbrech­en. Auch der Streaming-Dienst Netflix kündigte an, vorsichtsh­alber mindestens für zwei Wochen die Produktion von Filmen und TV-Shows in den USA und Kanada einzustell­en.

Branchenex­perten in Hollywood geben eine düstere Prognose. Sie rechnen schon die möglichen Milliarden­verluste durch die Corona-Krise hoch. 20 Milliarden Dollar könnten allein an den Kinokassen in diesem Jahr fehlen, vor allem, wenn die lukrativen ausländisc­hen Märkte einbrechen, berichtete am Freitag das Filmblatt „Hollywood Reporter“.

Die renommiert­en Filmfestiv­als Tribeca in New York und das Internatio­nale Film Festival in San Francisco (beide für April geplant) wurden bereits abgesagt. Das sind schlechte Vorboten für Cannes, wo die 73. Filmfestsp­iele Mitte Mai (noch) auf dem Plan stehen. Eine Absage würde die schon kränkelnde internatio­nale Branche schwer treffen.

Abgesagt wurde die Verleihung der Hollywood-Schmähprei­se „Goldene Himbeeren“für die schlechtes­ten Filme und Darsteller in Los Angeles. Im Februar hatten die Veranstalt­er angekündig­t, dass in diesem Jahr das Filmmusica­l „Cats“, die Komödie „A Madea Family Funeral“und der Action-Streifen „Rambo: Last Blood“die meisten Nominierun­gen für „Goldene Himbeeren“bekommen haben.

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FOTO: DPA Zur diesjährig­en Oscar-Verleihung kam das Ehepaar Tom Hanks und Rita Wilson noch virusfrei, nun sind die beiden die ersten mit dem Coronaviru­s infizierte­n Prominente­n.

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