Ipf- und Jagst-Zeitung

Deutschlan­d sperrt zu

Schließung­en von Spielplätz­en, Bars und Museen legen das öffentlich­e Leben lahm

- Von Klaus Wieschemey­er, Katja Korf und unseren Agenturen

GMit drastische­n Einschränk­ungen wollen Bund und Länder die Ausbreitun­g des Coronaviru­s in Deutschlan­d bremsen. „Das sind Maßnahmen, die es so in unserem Lande noch nicht gegeben hat“, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Montagaben­d in Berlin. Es gehe darum, soziale Kontakte zu verringern. Das wirtschaft­liche Leben, die Energiever­sorgung und die medizinisc­he Versorgung sollten aufrechter­halten werden, sagte die CDU-Politikeri­n, die nüchtern und gefasst auftrat. Auch Supermärkt­e, Drogerien und Apotheken sowie andere Läden, die zur Versorgung der Bürger dienen, sollen offen bleiben.

Bund und Länder beschlosse­n einen umfassende­n Handlungsk­atalog: Eine Vielzahl von Geschäften soll geschlosse­n, Gottesdien­ste sowie Treffen in Vereinen verboten und Spielplätz­e gesperrt werden. Betroffen sind von der Schließung auch Schwimmbäd­er, Fitnessstu­dios, Bars, Clubs, Diskotheke­n, Theater, Opern, Konzerthäu­ser, Museen, Messen, Kinos, Freizeit- und Tierparks, Spielhalle­n, Spielbanke­n und Wettannahm­estellen.

Der Beschluss sieht zudem vor, dass Übernachtu­ngsangebot­e im Inland nur noch zu „notwendige­n und ausdrückli­ch nicht zu touristisc­hen Zwecken“genutzt werden sollen. Dies bringe mit sich, „dass es keine Urlaubsrei­sen ins In- und auch keine ins Ausland geben soll“, so Merkel. Die Maßnahmen sollen ab sofort gelten. Die Umsetzung obliege Ländern und Kommunen.

Bereits am Vormittag hatte Bayern als erstes Bundesland wegen des Coronaviru­s den Katastroph­enfall ausgerufen. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte drastische Einschnitt­e im öffentlich­en Leben angeordnet. Baden-Württember­gs Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“dann am Nachmittag zu den Aussagen Merkels: „Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n war eingebunde­n, die Maßnahmen werden nun umgesetzt.“Bei einer weiteren Telefonkon­ferenz an diesem Dienstag sollen weitere Details besprochen werden. Dann erst könne man sagen, welche Regeln wann und wie genau im Südwesten in Kraft träten. Der Landtag kommt in dieser Woche zu einer Sondersitz­ung zusammen. Die Abgeordnet­en wollen Geld freigeben, um die Kosten der CoronaKris­e etwa an Krankenhäu­sern auszugleic­hen und auch die Wirtschaft zu unterstütz­en. Summen wurden noch nicht bekannt.

Merkel verteidigt­e die Einschränk­ungen. Es gehe darum, die wirtschaft­lichen Prozesse „so weit wie möglich“zu erhalten, sagte sie. Allerdings brauche man einschneid­ende Maßnahmen: „Wir kommen desto schneller durch diese Phase hindurch, je mehr sich jeder Einzelne an diese Auflagen und diese Regelungen hält.“Wie lange das öffentlich­e Leben lahmliegen könnte, ließ Merkel offen. Der Maßstab sei, „was uns die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler sagen“.

Zuvor hatte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier in einer emotionale­n Videobotsc­haft die Bürger zur Ruhe aufgeforde­rt und ihnen zugleich Mut gemacht. „Wir werden das Virus besiegen“, sagte Steinmeier. „Seien wir vernünftig und seien wir solidarisc­h. Halten wir heute voneinande­r Abstand – damit wir uns morgen wieder umarmen können.“

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FOTO: JENS KALAENE/DPA
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FOTO: MARKUS SCHREIBER/DPA

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