Kind stirbt bei Brand in Flüchtlingslager
Feuer im Camp Moria auf Lesbos – Erdogan verhandelt mit Merkel und Macron
G- Im größten Flüchtlingslager Griechenlands – im Camp Moria auf der Insel Lesbos – ist am Montag ein sechsjähriges Kind bei einem Brand ums Leben gekommen. Dies bestätigte der Kommandeur der Inselfeuerwehr, Evangelos Vasis, im Staatsrundfunk ERT-Nordägäis. Die genaue Ursache sei zwar noch unklar, die Feuerwehr gehe aber von einem Unfall aus, hieß es aus Kreisen der Feuerwehrzentrale in Athen.
Die Beamten hatten Schwierigkeiten, den Brandherd schnell zu erreichen, weil die Containerwohnungen im Camp dicht aneinandergebaut sind. Neben einer Containerwohnung brannten auch zwei provisorische Unterkünfte nieder, berichtete der Staatsrundfunk weiter. Das Feuer konnte etwa eine Stunde nach dem Ausbruch gelöscht werden. Das Nachrichtenportal der Insel, stonisi.gr, zeigte Aufnahmen aus Moria, auf denen Menschen zu sehen waren, die in Panik versuchten, die Flammen zu löschen oder ihnen zu entkommen.
Das Camp von Moria ist das größte Flüchtlingslager Griechenlands. In und um das Lager leben gut 19 000 Menschen. In den restlos überfüllten Lagern der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos im Osten der Ägäis kommt es immer wieder zu Bränden. Die Menschen versuchen, mit offenen Feuern und Gasherden zu kochen und sich Wasser zum Duschen warm zu machen.
Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, forderte nach dem tödlichen Brand die Schließung der Hotspots auf den griechischen Inseln. Diese seien „zu einer lebensgefährlichen Falle für Schutzsuchende“geworden, sagte Jelpke am Montag in Berlin.
Große Angst macht jedoch ein anderes Thema den Menschen und den Hilfsorganisationen: Infektionen mit dem Coronavirus wurden auch in Griechenland – bis Sonntag 331 Mal – festgestellt. „Es ist unvermeidlich, dass es (das Coronavirus) auch hier in dem Lager von Moria diagnostiziert wird“, sagte Dimitris Patestos, der ärztliche Koordinator der Organisation Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos der dpa. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, meinte der Arzt weiter. Auch die Flüchtlinge in der nordsyrischen Provinz Idlib sind nach Einschätzung von Hilfsorganisationen zusätzlich durch das Coronavirus gefährdet. „Wenn das Virus die Lager in Idlib erreicht, ist es nicht mehr aufzuhalten“, sagte Fadi al-Dairi von der Hilfsorganisation Hihfad der „Schwäbischen Zeitung“am Montag.
Am Dienstag wollen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel indes in einer Videokonferenz über Lösungen für die türkisch-europäische Flüchtlingskrise verhandeln. Die Zeit für Lösungen drängt.
Die türkische Regierung stellt Bedingungen dafür, die Grenze wieder zu schließen und den Flüchtlingsdeal von 2016 fortzuschreiben. Das Abkommen verpflichtete die Türkei, Flüchtlinge an der Weiterreise in die EU zu hindern, und sagte Ankara sechs Milliarden Euro an Hilfe zu. Für die Erneuerung des Pakts fordert die Türkei weitere Gelder und Visafreiheit für ihre Bürger in der EU. Europa ist zu weiteren Zahlungen bereit, verlangt als Vorbedingung für eine Lösung aber, dass die Türkei ihre Landgrenze zu Griechenland wieder schließt – was Erdogan bisher ablehnt.