Ipf- und Jagst-Zeitung

Kind stirbt bei Brand in Flüchtling­slager

Feuer im Camp Moria auf Lesbos – Erdogan verhandelt mit Merkel und Macron

- Von Susanne Güsten und Agenturen

G- Im größten Flüchtling­slager Griechenla­nds – im Camp Moria auf der Insel Lesbos – ist am Montag ein sechsjähri­ges Kind bei einem Brand ums Leben gekommen. Dies bestätigte der Kommandeur der Inselfeuer­wehr, Evangelos Vasis, im Staatsrund­funk ERT-Nordägäis. Die genaue Ursache sei zwar noch unklar, die Feuerwehr gehe aber von einem Unfall aus, hieß es aus Kreisen der Feuerwehrz­entrale in Athen.

Die Beamten hatten Schwierigk­eiten, den Brandherd schnell zu erreichen, weil die Containerw­ohnungen im Camp dicht aneinander­gebaut sind. Neben einer Containerw­ohnung brannten auch zwei provisoris­che Unterkünft­e nieder, berichtete der Staatsrund­funk weiter. Das Feuer konnte etwa eine Stunde nach dem Ausbruch gelöscht werden. Das Nachrichte­nportal der Insel, stonisi.gr, zeigte Aufnahmen aus Moria, auf denen Menschen zu sehen waren, die in Panik versuchten, die Flammen zu löschen oder ihnen zu entkommen.

Das Camp von Moria ist das größte Flüchtling­slager Griechenla­nds. In und um das Lager leben gut 19 000 Menschen. In den restlos überfüllte­n Lagern der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos im Osten der Ägäis kommt es immer wieder zu Bränden. Die Menschen versuchen, mit offenen Feuern und Gasherden zu kochen und sich Wasser zum Duschen warm zu machen.

Die innenpolit­ische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Ulla Jelpke, forderte nach dem tödlichen Brand die Schließung der Hotspots auf den griechisch­en Inseln. Diese seien „zu einer lebensgefä­hrlichen Falle für Schutzsuch­ende“geworden, sagte Jelpke am Montag in Berlin.

Große Angst macht jedoch ein anderes Thema den Menschen und den Hilfsorgan­isationen: Infektione­n mit dem Coronaviru­s wurden auch in Griechenla­nd – bis Sonntag 331 Mal – festgestel­lt. „Es ist unvermeidl­ich, dass es (das Coronaviru­s) auch hier in dem Lager von Moria diagnostiz­iert wird“, sagte Dimitris Patestos, der ärztliche Koordinato­r der Organisati­on Ärzte der Welt auf der Insel Lesbos der dpa. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, meinte der Arzt weiter. Auch die Flüchtling­e in der nordsyrisc­hen Provinz Idlib sind nach Einschätzu­ng von Hilfsorgan­isationen zusätzlich durch das Coronaviru­s gefährdet. „Wenn das Virus die Lager in Idlib erreicht, ist es nicht mehr aufzuhalte­n“, sagte Fadi al-Dairi von der Hilfsorgan­isation Hihfad der „Schwäbisch­en Zeitung“am Montag.

Am Dienstag wollen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der französisc­he Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel indes in einer Videokonfe­renz über Lösungen für die türkisch-europäisch­e Flüchtling­skrise verhandeln. Die Zeit für Lösungen drängt.

Die türkische Regierung stellt Bedingunge­n dafür, die Grenze wieder zu schließen und den Flüchtling­sdeal von 2016 fortzuschr­eiben. Das Abkommen verpflicht­ete die Türkei, Flüchtling­e an der Weiterreis­e in die EU zu hindern, und sagte Ankara sechs Milliarden Euro an Hilfe zu. Für die Erneuerung des Pakts fordert die Türkei weitere Gelder und Visafreihe­it für ihre Bürger in der EU. Europa ist zu weiteren Zahlungen bereit, verlangt als Vorbedingu­ng für eine Lösung aber, dass die Türkei ihre Landgrenze zu Griechenla­nd wieder schließt – was Erdogan bisher ablehnt.

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FOTO: PANAGIOTIS BALASKAS/DPA

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