Der Impfstoffdirigent
Richard Hatchett ist Chef von CEPI – Ein Kurzportrait
G- Richard Hatchett schläft dieser Tage nicht besonders gut, räumt er selbst ein. Er ahnt vielleicht, dass er der wichtigste Mann der Stunde sein könnte. Weltweit. „Bereits in zwölf bis 18 Monaten wird es einen wirksamen und sicheren Covit-19Impfstoff geben, der breit genutzt werden kann. Wir arbeiten so schnell wir können. Derzeit haben wir sechs Impfstoffe in der Entwicklung. Ein paar weitere kommen noch hinzu. Einige werden schon in den kommenden Wochen klinisch getestet“, sagt Hatchett nun erstmals in einem seiner sehr seltenen Interviews in einer norwegisch-schwedischen Talkshow.
Er wirkt dabei zurückhaltend. Ein nüchterner Wissenschaftler, der nicht gern im Rampenlicht steht. In Norwegens Hauptstadt Oslo leitet der USArzt, Epidemiologe und Ex-Berater der US-Präsidenten George W. Bush und Barack Obama die einflussreiche Epidemiebekämpfungsallianz CEPI (Koalition für die epidemische Innovationsbereitschaft).
„Hunderte von Millionen“Impfstoffdosen würden so bald wie möglich weltweit an die bedürftigsten Risikogruppen, also die Alten und Kranken verteilt, sagt er im TV. Hatchett ist es besonders wichtig, dass Bedürftige sowohl in reichen als auch armen Ländern den Impfstoff gleichzeitig bekommen und nicht nur die Reichsten, so wie es laut Hatchett bei der Schweinegrippe der Fall gewesen sei. Damals arbeitete Hatchett für Obama im Weißen Haus. Wenige reiche Länder sollen sich demnach damals den Impfstoff zuungunsten anderer Nationen gesichert haben, betont er. Seit China im Januar die Covid-19 Gensequenz veröffentlichte, arbeitet Hatchett buchstäblich gegen die Zeit, um Menschenleben zu retten. Unter mehr als 48 Bewerbungen von Impfstoffentwicklern weltweit musste er sich entscheiden. Wer bekommt wieviel Geld? Wie wird die Arbeit effektiv koordiniert? „Ich fühle eine enorme Verantwortung auf mir ruhen. Einen Impfstoff in diesem kurzen Zeitrahmen zu entwickeln, ihn in ausreichender Menge zu produzieren und dafür zu sorgen, dass er zu den Menschen in der ganzen Welt gelangt, die ihn am meisten brauchen – sowas wurde noch nie zuvor gemacht“, sagt Hatchett. Normalerweise dauert die Impfstoffherstellung mehrere Jahre. Bei CEPI soll es deutlich schneller gehen. „Wir machen einfach alles gleichzeitig“, so Hatchett. Zum einen gehe es um die Entwicklung ebenso wie um eine schnell anlaufende Massenproduktion und Distribution weltweit. Zum anderen aber auch um eine zeitsparende Koordinierung mit den national aufgeteilten Zulassungsbehörden, beschreibt er.