Krise, Kunden und Kredite
Wie Unternehmen an Geld aus dem staatlichen Hilfsprogramm herankommen
GGG- Bis Anfang März liefen die Umsätze der Unternehmen in Deutschland meist leidlich bis gut. Durch die Corona-Epidemie erleben viele Firmen und Branchen nun jedoch einen scharfen Einbruch. Das kann für einen Handwerksbetrieb im Messebau ebenso gelten wie für ein Restaurant oder eine selbstständige Goldschmiedin. Da lautet eine entscheidende Frage: Wie kommen Betriebe an die Bazooka ran? Hinter diesem Begriff von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) verbirgt sich das staatlich geförderte Kreditprogramm, das Unternehmen über die nächsten Monate helfen soll.
Die in ihrer Gesamthöhe grundsätzlich unbegrenzten Firmenkredite stellt die öffentliche KfW-Bankengruppe zur Verfügung. Infrage kommen jetzt zuerst die Programme „KfW-Unternehmerkredit“, „ERPGründerkredit – universell“und „Kredit für Wachstum“. Ausgezahlt werden die Darlehen allerdings von den Hausbanken, bei denen die Firmen ihre Geschäftskonten unterhalten. Ein Weg der Firma führt deshalb erst mal dorthin.
Die Geschäftskunden der Stadtsparkasse Freiburg würden auch künftig, wie bisher, Zugang zu sämtlichen KfW-Programmen erhalten, heißt es dort. Allerdings warten die Geldinstitute noch auf die genauen Informationen der KfW, die an diesem Freitag kommen sollen. Ab Montag, 23. März, können durch die jeweilige Hausbank die Fördermittel beantragt und anschließend durch die KfW genehmigt werden. Darauf stellt sich auch die Deutsche Bank ein. Ein Sprecher sagte: „Wir begrüßen es sehr, dass bestehende Programme der KfW ausgeweitet werden. In einer zweiten Stufe folgen weitere umfangreiche Maßnahmen, die speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmen in der Corona-Krise zugeschnitten sind.“
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich zuerst an eine der Bürgdarf schaftsbanken zu wenden, die es für jedes Bundesland gibt. Diese übernehmen Sicherheiten, die es den Hausbanken ermöglichen, KfW-Kredite und eigene Darlehen zu vergeben. „Über das Finanzierungsportal www.ermoeglicher.de können sich betroffene Unternehmen direkt an die Bürgschaftsbanken wenden“, sagte Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg. Die nimmt Kontakt zur Hausbank auf.
Selbherr riet: „Vorbeugend ist immer besser, als wenn es akut ist.“Die jeweilige Firma solle möglichst schnell einen „Liquiditätsplan“aufstellen, „aus dem der Liquiditätsbe
für die nächsten sechs Monate sichtbar wird“. Dieser zeigt die laufenden Ausgaben, beispielsweise Miete, Versicherungen, Lebenshaltungskosten, und stellt sie den noch zu erwartenden Einnahmen gegenüber. Durch die neuen Maßnahmen der Bundesregierung können die Bürgschaftsbanken Sicherheiten für Kredite bis zu 250 000 Euro vergeben. Selbherr stellt Entscheidungen „innerhalb weniger Tage“in Aussicht, „so dass der Kredit im Idealfall innerhalb einer Woche fließen kann“.
GDie öffentliche L-Bank in BadenWürttemberg
hat ein Programm „Liquiditätskredit“aufgelegt, durch das gewerbliche Unternehmen und Freiberufler mit maximal 500 Beschäftigten Darlehen zwischen 10 000 und fünf Millionen Euro erhalten. Die Laufzeit beträgt bis zu zehn Jahre. Bayern will an diesem Dienstag unter anderem einen neuen Härtefallfonds für Firmen bekannt geben.
GWenn beispielsweise Handwerksbetrieben mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten die Aufträge ausgehen, kann die Firma für diese die Arbeitszeit verringern und Kurzarbeitergeld bei der Bundesagentur für Arbeit, beziehungsweise deren regionalen Ablegern beantragen. Das geht auch online und gilt rückwirkend zum 1. März. Die Arbeitnehmer erhalten dann den größten Teil ihres Lohnes weiter, die Sozialabgaben der Firma für die reduzierte Arbeitszeit übernimmt die Bundesagentur. Der Betrieb muss seinen Leuten die Kurzarbeit ankündigen, diese müssen einwilligen. Oder der Betriebsrat stimmt zu. Die Firma schießt den Lohn vor und erhält einen Teil von der Bundesagentur zurück.