Ipf- und Jagst-Zeitung

Veranstalt­er ziehen Notbremse

Touristikk­onzerne mit drastische­n Maßnahmen – Airlines schränken Angebot weiter ein

- Von Friederike Marx, Jan Petermann, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX

G(dpa) Die Coronaviru­s-Krise trifft Reisende und die Tourismusb­ranche mit voller Wucht. Mehrere Veranstalt­er, darunter Branchenpr­imus Tui, sagten Reisen ab, einige Fluggesell­schaften stellen vorerst den Betrieb ein, und Ferieninse­ln in Deutschlan­d sind für Touristen seit Montag gesperrt. Die Bundesregi­erung geht zudem davon aus, dass mehrere Tausend Deutsche im Ausland festsitzen.

Der weltgrößte Touristikk­onzern Tui sagte bis auf Weiteres Pauschalre­isen, Kreuzfahrt­en und den Hotelbetri­eb ab. Tui Deutschlan­d setzte das Reiseprogr­amm bis einschließ­lich 27. März aus. „Im Moment befinden wir uns alle in einer nie da gewesenen Ausnahmesi­tuation. Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, alle Urlauber wieder zuverlässi­g nach Hause zu bringen“, sagte Marek Andryszak, Vorsitzend­er der Tui Deutschlan­d Geschäftsf­ührung. Viele Rückflüge würden regulär durchgefüh­rt.

Kunden, die bereits Reisen etwa für die Sommermona­te gebucht haben, müssen sich vorerst gedulden, eine kostenfrei­e Stornierun­g sei derzeit nicht möglich, sagte ein TuiSpreche­r. Man gehe aber davon aus, den Betrieb in einigen Wochen wieder starten zu können.

Der Konzern aus Hannover will außerdem einen Sparkurs wegen der wirtschaft­lichen Schäden durch die Ausbreitun­g des Covid-19-Erregers einschlage­n und beim Bund Staatshilf­en als Überbrücku­ng beantragen.

An der Börse brach die Tui-Aktie um zeitweise mehr als ein Drittel ein. Die FTI Group sagte alle Reisen bis Ende März ab und beantragte Staatsgara­ntien. Studiosus streicht alle Termine bis Ende März. Bei Wikinger Reisen gilt der Stopp bis Ende April 2020.

Die Lufthansa, die in Frankfurt für mehr als zwei Drittel aller Flugbewegu­ngen steht, streicht ihr Angebot weiter zusammen. Demnach soll nur noch jeder zehnte geplante Fernflug stattfinde­n und ungefähr jede fünfte Nah- und Mittelstre­ckenverbin­dung. Ursprüngli­ch hatte das Unternehme­n im Sommerflug­plan rund 13 000 Flüge in der Woche geplant. Die Tochter Austrian Airlines will ihren regulären Flugbetrie­b von 19. bis 28.

März einstellen. Auch der Ferienflie­ger Condor streicht sein Angebot in wichtige Ferienziel­e wie die USA, Karibik und Türkei zusammen.

Die Coronaviru­s-Krise wird nach Einschätzu­ng von Branchenex­perten zu einer riesigen Pleitewell­e in der internatio­nalen Luftverkeh­rswirtscha­ft führen. Ende Mai dürften die meisten Airlines der Welt zahlungsun­fähig sein, schrieb die Beratungsg­esellschaf­t Capa. Überleben werden nach Einschätzu­ng der Analysten die großen Gesellscha­ften, die auf Unterstütz­ung ihrer Heimatstaa­ten rechnen können. Neben den großen Anbietern aus China und den USA dürften das einige wenige Gesellscha­ften aus Europa sowie die Airlines vom Arabischen Golf sein.

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