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„Werner“- Erfinder Rötger Feldmann wird 70 und hat noch viele Pläne

- Von André Klohn

AGuf seine „alten Tage“wird Brösel modern. Seite für Seite digitalisi­ert „Werner“-Erfinder Rötger Feldmann derzeit seine Comics über den Motorrad-Freak aus Schleswig-Holstein. Nachlässig­keiten bei mancher Zeichnung oder dem Druck merzt der Comiczeich­ner mit der Maus am Rechner aus. „Ich will nicht irgendwann als Stümper abgestempe­lt werden“, sagt Feldmann. An diesem Dienstag wird der Norddeutsc­he 70 Jahre alt.

Seit mehr als 25 Jahren lebt Feldmann weitgehend zurückgezo­gen auf einem denkmalges­chützten Gutshof im „Outback von SchleswigH­olstein“, wie er das kleine Dorf nennt. Allein sieben Motorräder stehen in einem umgebauten Kuhstall. Weitere sollen aber nicht dazukommen. „Wann fahr' ich denn schon mal Motorrad“, sagt Brösel. Um Haus und Motorräder in Schwung zu halten, „habe ich bis an mein Lebensende

zu tun und das reicht nicht mal aus“.

Das Schrauben an den Maschinen, der Kampf mit der Obrigkeit und reichlich Bölkstoff („Hau wech die Scheiße“) sind sein Thema. 2018 erschien mit „Wat nu!?“der 13. und bislang letzte Comicband. Fünf Kinofilme über den deutschen AntiHelden lockten insgesamt rund 14,5 Millionen Menschen in die Kinos. Dabei war der Zeichner selbst beruflich ein Spätstarte­r, jahrelang war er arbeitslos. Den ersten Band „Werner – Oder was?“veröffentl­ichte er erst 1981 im Alter von 31 Jahren.

„Eigentlich ist das so ein bisschen mein eigenes Leben, was sich in den Comics abspielt“, sagt Feldmann. „Ich habe mir damals keine Gedanken um meine Zukunft gemacht, das war mir scheißegal.“Er habe in den Tag hineingele­bt, sei viel Motorrad gefahren und „im Winter bei Freundinne­n unter die Bettdecke gekrochen, wenn es zu kalt war“. Lange bereits ist er sesshaft und seit mehr als 20 Jahren in zweiter Ehe mit Petra verheirate­t. Sein Lebensmott­o ist aber geblieben: „Irgendwie durch die Welt zu tanzen ist gesünder, als sich immer Sorgen zu machen.“

Ruhe findet Feldmann in seinem Atelier. Die Haare sind zwar kürzer und grauer, der Hang zu markanten Rundbrille­n ist aber geblieben. „Ich bin immer noch fit“, sagt Brösel und schenkt sich Tee nach.

Gut getan hat ihm die Revanche bei der Neuauflage des Rennens gegen den roten Porsche seines Freundes Holger Henze im Sommer 2018 auf einem kleinen Flugplatz in Hartenholm. „Es hat mich schon beruhigt, dass dieses Motorrad jetzt auch wirklich Red-Porsche-Killer heißen darf “, sagt er. 30 Jahre zuvor war Feldmann beim legendären „Werner“-Rennen an gleicher Stelle wegen eines Schaltfehl­ers noch unterlegen – mehr als 250 000 Menschen sollen damals dabei gewesen sein.

Zunächst hatte Brösel Cartoons für ein Kieler Stadtmagaz­in gezeichnet. „Was soll dieser Scheiß, hat Holgi immer gesagt, mach' mal was Politische­s“, erinnert sich Feldmann. „Holgi hat immer an mich geglaubt.“So entstand auf dessen Bestreben die Anarcho-Familie „Die Bakuninis“, die im Satire-Magazin „Pardon“ihr Unwesen trieb. Aber mehr Spaß hatte Brösel damit, „Werner“-Geschichte­n auf Papier zu bannen – ein putziges Kerlchen mit markanter Nase und zwei großen Zähnen –, die zunächst von einem Freund im Eigenverla­g herausgege­ben wurden.

Feldmanns größter Comicerfol­g war „Werner – Eiskalt“von 1985, das von dem Rennen erzählt. „Das haben sie 700 000 Mal verkauft, dabei weiß ich eigentlich gar nicht warum“, sagt Brösel. Letztlich unterhielt­en sich darin doch nur „ein paar besoffene Typen über Hubraum“.

Neben der Digitalisi­erung alter Werke denkt Feldmann an einen neuen „Werner“-Comicband. Seine Werke entstehen immer noch mit Bleistift. „Alle meine Zeichnunge­n sind auf Papier gezeichnet und eingescann­t“, sagt Brösel. Eine große Feier wird es zum 70. nicht geben. Dafür plant das Paar 2021 die Eröffnung einer Galerie auf seinem Hof: „Werners Kulturschu­ppen“. (dpa)

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