Ipf- und Jagst-Zeitung

Wegen Corona: Mönche feiern ohne Gemeinde

Notprogram­m für die Abtei und die Klosterpfa­rrei Neresheim tritt in Kraft

- Von Viktor Turad

G- Was sich bereits abgezeichn­et hatte, ist seit Montag beschlosse­ne Sache: Wegen des Coronaviru­s gilt im Kloster Neresheim nun ein Notprogram­m. Das bedeutet, dass die Gemeindeme­ssen an Sonn- und Feiertagen um 8.30 Uhr bis einschließ­lich Sonntag, 19. April, entfallen. Die Kar- und Osterlitur­gie werden die Benediktin­ermönche ohne die Gemeinde feiern. „Diese Entscheidu­ng ist uns außerorden­tlich schwer gefallen“, teilt Konventual­prior Pater Albert mit, der das Notprogram­m für die Abtei und die Klosterpfa­rrei Neresheim nach Anhörung seiner Mitbrüder und des Kirchengem­einderates am Montag in Kraft gesetzt hat.

Die Konventgot­tesdienste, also die Heilige Messe und das Stundengeb­et der Mönche, will man versuchen, beizubehal­ten. Allerdings, wie der Geistliche hinzufügt: „Entgegen unserem Selbstvers­tändnis als Benediktin­er ganz ohne Gemeinde.“

Besonders in dieser Notzeit, heißt es in der Mitteilung der Klosters weiter, beteten die Mönche täglich in ihren fünf Gottesdien­sten gemeinsam stellvertr­etend für alle betroffene­n Menschen. Deshalb läuteten auch weiterhin die Glocken zu den Gottesdien­sten als Signal an die Bevölkerun­g: Die Mönche beten für sie.

Die Abteikirch­e ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet für stilles Gebet oder Besinnung. Pater Albert: „Gerade unser weiter und heller Neresheime­r Kirchenrau­m mit seinen biblischen Bildern kann tröstlich wirken und den Gedanken eine neue Weite geben.“

Beichten ist bis auf Weiteres weder im Beichtstuh­l noch im Sprechzimm­er möglich. Die Mönche stehen aber täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr für Seelsorge-Gespräche am Telefon zur Verfügung. Pater Albert: „Die Beichte selber kann zwar nach katholisch­er Auffassung nicht per Telefon abgelegt werden, aber in vielen Fällen reicht der Anruf oder das Schreiben aus, damit Betroffene sich ausspreche­n, ihre Nöte ablegen und neues Gottvertra­uen schöpfen können.“

Bis Ende April gibt es auch ausnahmslo­s keine Führungen in der Abteikirch­e und im Klostermus­eum.

Pater Albert betont in seiner Mitteilung erneut, die Neresheime­r Mönche bedauerten aus ganzem Herzen die Einschränk­ungen ihres gottesdien­stlichen und seelsorger­lichen Angebots. „Dies trifft unser Selbstvers­tändnis im tiefsten Kern. Als christlich­e Mönche und Priester würden wir sehr gerne gerade jetzt in dieser großen Not mehr für die Menschen da sein. Wir sehen aber aufgrund der allgemeine­n Infektions­gefahr und wegen des hohen Alters der meisten Mönche und der damit gegebenen Gefährdung­en keine Alternativ­e.“

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