Corona legt die Aalener City lahm
Auswirkungen der Pandemie rufen Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise wach
G- 52 Coronafälle (Stand Montagabend) gibt es mittlerweile im Ostalbkreis. Tendenz steigend. Auch deshalb, weil die Ergebnisse der aus Ischgl zurückgekehrten und gestesteten Skifahrer noch ausstehen. Seit Bekanntwerden des ersten Falls im Raum Ellwangen seien vom Gesundheitsamt 517 Abstriche gemacht worden, sagt die Pressesprecherin des Landratsamts, Susanne Dietterle, auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten/Ipfund Jagst-Zeitung“.
Angesichts der sich zuspitzenden Lage nicht nur im Ostalbkreis schränkt die Landesregierung das gesellschaftliche Leben weiter ein. Ab sofort wird der Betrieb von Gaststätten untersagt. Für Speiselokale gelten restriktive Maßnahmen. Ein harter Schlag für die Aalener Gastronomieszene. Noch nicht betroffen von Verboten ist der Einzelhandel. Doch das ist nur eine Frage der Zeit, sagt der Citymanager Reinhard Skusa.
Nach der Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen müssen laut Landesregierung ab sofort Kultureinrichtungen, Kinos, Schwimm- und Hallenbäder, Thermalbäder, Saunen, Fitnessstudios und sonstige Sportstätten in geschlossenen Räumen, Volkshochschulen und Jugendhäuser, öffentliche Bibliotheken, Vergnügungsstätten sowie Prostitutionsstätten schließen. Auch Betreiber von Gaststätten, die keine Speisen anbieten, müssen dichtmachen. Nach wie vor geöffnet haben dürfen Speisegaststätten, allerdings verbunden mit hohen Auflagen, die nicht alle Gastronomen erfüllen könnten, sagt ein Insider der Aalener Gastroszene.
Das es so weit einmal kommt, hätte Citymanager Skusa nicht gedacht. Erhebliche Umsatzeinbußen seien die Folge. Große Sorgen würde ihm eine drohende Schließung von Einzelhandelsgeschäften bereiten. Allerdings seien mittlerweile viele Einzelhändler sogar freiwillig dazu bereit, zum Schutz der Bürger ihre Läden
zuzumachen. Einer davon ist Uli Riegel, Inhaber von Dr. Fair Fashion und Dr. Fashion. Die Umsatzeinbußen seien angesichts der Pandemie ohnehin zurückgegangen. Riegel denkt allerdings nicht nur an den Profit, sondern auch an ältere Bürger, die es zu schützen gelte. Ihm sei es lieber, wenn die Geschäfte schließen, dadurch eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindert wird und der Zauber dann schnell wieder vorbei ist. Darüber hinaus trage er eine Verantwortung für seine Mitarbeiter, die im täglichen Geschäft dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt seien.
Riegel setzt jetzt auf die Hilfe des Handelsverbands Baden-Württemberg, der ein umfassendes Nothilfeund Unterstützungsprogramm angekündigt hat. Dazu gehören neben Liquiditätshilfen, ein erleichterter Zugang zu Krediten, ein finanzieller Hilfsfonds für von Umsatzeinbußen betroffenen Händlern sowie eine schnelle und unkomplizierte Beantragung von Kurzarbeitergeld.
Auf die Eigenverantwortung der Einzelhandelsgeschäfte setzt auch Josef Funk, Vorsitzender des Innenstadtvereins Aalen City aktiv (ACA). Jeder müsse für sich entscheiden, ob er seinen Laden zumacht oder nicht. Dass eine solche Pandemie einmal das gesamte gesellschaftliche Leben lahmlegt, hätte er nicht gedacht. Dass der 70-Jährige eine solche Ausnahmesituation, die Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise hervorruft, einmal erleben müsste, hätte er nicht gedacht. Er sei einfach sprachlos.
Sprachlos angesichts der Lage ist auch Citymanager Reinhard Skusa. Die Mitgliederversammlung des ACA am 31. März sei ebenso abgesagt worden wie der Start der Aktion „Verliebt in Aalen“am 28. März. Auch der Ostermarkt am 2. April fällt flach. Haben an Ostern zudem die Geschäfte geschlossen, werde auch kein ACAOsterhase durch die bereits verwaiste Innenstadt hoppeln. Der verkaufsoffene Sonntag am 3. Mai falle im Zuge einer Absage des Aalener Frühlingsfestes ebenso flach.