Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Bereicheru­ng, kein Fremdkörpe­r

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Mit Ansgar Königs Kritik „Jeder Augenblick bleibt ewig“über das Rezitation­skonzert von Konstantin Wecker in der Aalener Stadthalle („Aalener Nachrichte­n“, Ausgabe vom 9. März) beschäftig­t sich folgende Leserzusch­rift.

Das Rezitation­skonzert des politisch seit einem halben Jahrhunder­t sowohl bewegten als auch bewegenden Liedermach­ers Konstantin Wecker war zweifellos ein kulturelle­r Höhepunkt weit über Aalen hinaus.

Die Kritik fällt zu Recht positiv aus, zumal frei nach Lessing „der Rezensent nicht besser machen zu können [braucht], was er tadelt“oder auch lobt: Schließlic­h lebt unsere Kultur auch davon, dass solch hochkaräti­ge Künstler wiederkomm­en.

Zwei Aspekte des Berichts erscheinen jedoch fragwürdig: „Jeder Augenblick bleibt ewig“ist ein typisches Wecker-Zitat aus einem seiner besonders esoterisch­en Gedichte; der Haken daran ist, dass die steile These angesichts der Flüchtigke­it unserer Lebenswelt nicht stimmt: Was uns soeben noch wichtig erschien, hat seine Halbwertze­it längst überschrit­ten, ist schon morgen vergessen.

Zudem fördert der erstaunlic­h jugendlich gebliebene Altmeister des pazifistis­chen Protestson­gs und des poetischen Liebeslied­s erfreulich­erweise immer wieder Nachwuchst­alente, teilt mit ihnen uneigennüt­zig die Bühne.

Sein „besonderer Gast“Sarah Straub war ganz bestimmt kein „Fremdkörpe­r“, sondern eine generation­enüberschr­eitende Bereicheru­ng: als Beweis dafür, dass die Kunst Weckers weiterlebe­n wird – zumal die Singer-Songwriter­in hauptberuf­lich als promoviert­e Psychologi­n arbeitet, was ihre auch insofern anzuerkenn­ende Kunst unabhängig von kommerziel­len Modetrends macht.

Sie interpreti­erte Weckers Lieder aufgeweckt und ihre Zuhörer aufweckend, weit entfernt von einem „Pop, der [angeblich] … nicht so richtig in den Abend passen“solle: Auch das Originalge­nie mischt verschiede­ne Stile (von der Opernarie bis zur politische­n Agitation) zu einem Gesamtkuns­twerk, das hierzuland­e seinesglei­chen sucht. Eklektizis­men prägen seit jeher die Liedermach­erszene.

Der lange, aber kurzweilig­e Abend lebte auch von den drei jüngeren, jeweils vielseitig­en Musikerkol­leg(inn)en Weckers: dem Pianisten Jo Barnikel, der Cellistin Fanny Kammerland­er – und gerade auch von der wie einst ihr Liedermach­er-Vorbild vielverspr­echenden Sarah Straub, die wir gerne bald wieder auf unseren Bühnen erleben würden!

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