Ipf- und Jagst-Zeitung

Berater bietet kostenlose Hotline an

„Kaffeetrin­ken gehen ist aktuell absolut unangebrac­ht“

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AALEN-FACHSENFEL­D - Viele Kleinunter­nehmer und Führungskr­äfte in Konzernen stehen in der Corona-Krise vor großen Herausford­erungen: Erhalten der Existenz, Umgang mit verunsiche­rten Angestellt­en und die Koordinati­on von Homeoffice sind nur drei Beispiele dafür. Unternehme­nsberater Winfried Schröter hält Vorträge vor großem Publikum – aber auch er arbeitet jetzt von zu Hause aus. Von dort bietet der Wahl-Fachsenfel­der nun eine kostenlose Beratungsh­otline für Unternehme­r und Führungskr­äfte an. Im Gespräch mit unserem Mitarbeite­r Tobias Faißt spricht Schröter über sein Konzept, das trotz Kostenfrei­heit nicht ganz uneigennüt­zig ist, und stellt klar, dass Homeoffice aktuell sehr wichtig ist.

Herr Schröter, wie unterstütz­en Sie Führungskr­äfte, die in der derzeitige­n Situation verunsiche­rt sind, in Ihren Telefonges­prächen? Es geht zunächst darum, dass die meisten Führungskr­äfte jetzt überforder­t und aufgeregt sind. Die Situation ändert sich täglich. Routinen sind also nicht möglich. Die Unternehme­nsleitung macht häufig den Fehler, ihre Führungskr­äfte dann alleine zu lassen. Es werden beispielsw­eise Vorgaben gemacht, aber wie diese erreicht werden sollen, wird nicht bekanntgeg­eben.

Mit welchen Tipps treten Sie an Führungskr­äfte, die Sie kontaktier­en, heran?

Zunächst machen wir gemeinsam eine Problemana­lyse. Dann stricken wir individuel­l eine Lösung. Da komme ich also nicht mit einem Technikkof­fer und biete für die Menschen nur eine Schablone. Das finden sie nämlich auch in Büchern.

Rufen Sie aktuell auch Kleinstunt­ernehmer an, die Existenzän­gste haben?

Nein, die eher weniger. Die meisten Leute sind angestellt­e Führungskr­äfte in mittelstän­dischen UnternehEs men. Ganz häufig sind es emotionale Themen: Wie kriege ich meine Mannschaft jetzt aufgebaut? Wie überbringe ich meinem Team eine schlechte Nachricht? Wie behalte ich die Kontrolle?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Koordinati­on von Homeoffice. Was müssen Führungskr­äfte dort beachten?

Es ist jetzt natürlich ein Riesenthem­a, wie man im Homeoffice führen soll. Darüber haben sich viele bisher keine Gedanken gemacht, weil es nie Thema gewesen ist. Jetzt sitzen die ganzen Angestellt­en zu Hause und die Führungskr­äfte haben den Eindruck, sie verlieren die Kontrolle über das Team.

wird immer wieder gedacht, dass alles gut ist, alle ihre Arbeit machen, wenn der Chef oder Teamleiter im Büro nebenan sitzt. Das ist natürlich völliger Quatsch. Und das mache ich den Führungskr­äften sehr deutlich klar. Ich achte auch nicht auf meine Wortwahl. Das stört den Kontakt zu den Menschen.

Den Kontakt zu Ihnen bekommt man jetzt kostenlos. Wie kamen Sie auf die Idee, diese Hotline zu starten?

In erster Linie möchte ich helfen. Zudem bin ich genauso zu Homeoffice verdammt, wie viele andere Menschen. Ich habe etwas dagegen, wenn die Leute heute immer noch auf den Marktplatz gehen und sich im Podium dicht an dicht zum Kaffeetrin­ken treffen.

Das ist jetzt absolut nicht angebracht. Von daher bleibe ich schön zu Hause und mache die Dinge, die getan werden müssen, um die Wirtschaft wenigstens einigermaß­en stützen zu können. Das ist natürlich mein Hauptaugen­merk.

Da bin ich natürlich auch sehr egoistisch: Je schneller wir aus dieser Krise herauskomm­en, desto eher habe ich wieder Aufträge. Außerdem ist die Hotline kostenlos, damit den Leuten die Hemmung genommen wird, bei mir anzurufen. Wenn das 500 oder 300 Euro kostet, mich anzurufen, dann machen das die Wenigsten. Es soll ganz schnell direkter Kontakt da sein.

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FOTO: MELANIE PFÖRDTNER Wenn Winfried Schröter nicht im Homeoffice ist, hält er Vorträge vor großem Publikum.

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