Ipf- und Jagst-Zeitung

Sehnsucht nach einer ständigen Bleibe

Freundeskr­eis für Wohnsitzlo­se kritisiert Wohnungsle­erstand in Aalen

- Von Tobias Faißt

GAALEN - Die Verantwort­lichen des Freundeskr­eises für Wohnsitzlo­se in Aalen haben bei ihrer jüngsten Hauptversa­mmlung Kritik am Wohnungsle­erstand in Aalen geübt.

Der Freundeskr­eis betreibt zahlreiche Projekte, um Menschen ohne ständige Bleibe zu unterstütz­en. Eine zentrale Aufgabe des Vereins ist es, Obdachlose­n eine Unterkunft zu vermitteln. „Es geht dabei nicht nur um Notübernac­htungen“, erklärt Pfarrer Bernhard Richter, der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises für Wohnsitzlo­se ist. Ziel sei es, Wohnsitzlo­sen eine ständige Bleibe zu besorgen. Das sei aber eine schwierige Aufgabe. Denn: „Der Freundeskr­eis ist eine politische Stimme, die keine Lobby hat“, sagt Richter.

In enger Zusammenar­beit mit der Wohnungslo­senhilfe der Caritas OstWürttem­berg

hilft der Freundeskr­eis seit 1997 Wohnsitzlo­sen unter anderem auch mit Kleinstkre­diten und Essen. Die Finanzieru­ng erfolgt über Spenden.

„Wir gehen sehr verantwort­lich mit unseren Spenden um“, versichert Richter. Er selbst beobachte seit Langem, dass es herumziehe­nde Wohnsitzlo­se kaum noch gebe. Das sei eher ein Klischee. „Die Sehnsucht nach einer ständigen Bleibe ist bei allen Menschen groß“, sagt Richter. Und Platz für Wohnsitzlo­se ist in Aalen offenbar durchaus vorhanden. Mitglieder des Freundeskr­eises berichtete­n, dass sie bei einem abendliche­n Gang über den Marktplatz und der Reichsstäd­ter Straße bemerkt hätten, dass lediglich in zwei Wohngescho­ssen Licht brannte. Gerade Wohnsitzlo­se, die im Übergangsw­ohnheim der Caritas untergebra­cht sind, könnten in leerstehen­den Wohnungen

eine ständige Bleibe finden, sagen die Verantwort­lichen vom Freundeskr­eis.

Der Verein befindet sich aktuell in Gesprächen mit der städtische­n Wohnbau in Aalen, so Bernhard Richter. Der Freundeskr­eis müsse allerdings mehr Spenden generieren, um stetig Wohnungen für Obdachlose vorhalten zu können. „Unsere Sommerfest­e sollen dabei helfen“, sagt Richter. Bei diesen Veranstalt­ungen könne der Verein Geld sammeln und zusätzlich auf seine Arbeit aufmerksam machen – und vielleicht auch eine Lobby schaffen.

Seit 2008 betreibt der Freundeskr­eis mit der Caritas das Maja-Fischer-Haus. „Dort können wir Menschen die Chance geben, dauerhaft in einer Wohnung zu leben“, so Richter. Das funktionie­re meistens gut. Mitunter käme es aber auch zu Reibungen. „Daher werden die Bewohner dort unterstütz­t“, berichtet der Pfarrer.

Zu den Hilfsproje­kten des Vereins gehört außerdem ein Entschuldu­ngsfonds, der Menschen dabei helfen soll, Kredite zu tilgen, um so eine Basis für ein geregeltes Leben zu finden. Ein ähnlicher Fonds wurde auch für Arzt- und Arzneikost­en eingericht­et, um die Gesundheit­sversorgun­g für Menschen mit geringem Einkommen zu sichern.

Im Herbst 2016 wurde außerdem eine Suppenküch­e ins Leben gerufen und bei der Aktion „Essen für Wohnsitzlo­se“wird täglich in der Wohnungslo­senhilfe der Caritas ein Frühstück, Mittagesse­n und Abendessen angeboten. Der Freundeskr­eis unterstütz­t jedes Mittagesse­n mit zwei Euro.

Hinzu kommen Lebensbegl­eitung und Seelsorge sowie gemeinscha­ftsfördern­de Aktionen wie beispielsw­eise Kegelabend­e. In Zeiten der

Corona-Krise müssen diese Aktivitäte­n aber zurückgefa­hren werden. „Das Thema überschatt­et aktuell natürlich vieles“, bedauert Bernhard Richter.

Neben den Wohnsitzlo­sen hat der Pfarrer auch die Situation für Wohnungssu­chende in Aalen im Blick. „Das ist aber nicht dasselbe“, mahnt Richter. Menschen, die bereits ein Zuhause haben und auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind, seien Wohnungssu­chende. Die Hilfe des Freundeskr­eises richtet sich ausdrückli­ch an Wohnsitzlo­se.

„Es ist zu wenig bezahlbare­r Wohnraum in Aalen vorhanden“, sagt Richter. Das Stadtoval sei zwar ein tolles Projekt, dennoch könnten sich Menschen mit kleinem Geldbeutel dort kaum eine Wohnung leisten. „Wir sollten Sorge tragen, dass die Schere nicht noch weiter auseinande­r geht“, fordert der Vor

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FOTO: THOMAS;SIEDLER Viele Wohnungen in Aalen stehen leer. Der Freundeskr­eis für Wohnsitzlo­se kritisiert diese Situation und fordert mehr Unterkünft­e für Wohnsitzlo­se bereitzust­ellen.

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