Sehnsucht nach einer ständigen Bleibe
Freundeskreis für Wohnsitzlose kritisiert Wohnungsleerstand in Aalen
GAALEN - Die Verantwortlichen des Freundeskreises für Wohnsitzlose in Aalen haben bei ihrer jüngsten Hauptversammlung Kritik am Wohnungsleerstand in Aalen geübt.
Der Freundeskreis betreibt zahlreiche Projekte, um Menschen ohne ständige Bleibe zu unterstützen. Eine zentrale Aufgabe des Vereins ist es, Obdachlosen eine Unterkunft zu vermitteln. „Es geht dabei nicht nur um Notübernachtungen“, erklärt Pfarrer Bernhard Richter, der Vorsitzende des Freundeskreises für Wohnsitzlose ist. Ziel sei es, Wohnsitzlosen eine ständige Bleibe zu besorgen. Das sei aber eine schwierige Aufgabe. Denn: „Der Freundeskreis ist eine politische Stimme, die keine Lobby hat“, sagt Richter.
In enger Zusammenarbeit mit der Wohnungslosenhilfe der Caritas OstWürttemberg
hilft der Freundeskreis seit 1997 Wohnsitzlosen unter anderem auch mit Kleinstkrediten und Essen. Die Finanzierung erfolgt über Spenden.
„Wir gehen sehr verantwortlich mit unseren Spenden um“, versichert Richter. Er selbst beobachte seit Langem, dass es herumziehende Wohnsitzlose kaum noch gebe. Das sei eher ein Klischee. „Die Sehnsucht nach einer ständigen Bleibe ist bei allen Menschen groß“, sagt Richter. Und Platz für Wohnsitzlose ist in Aalen offenbar durchaus vorhanden. Mitglieder des Freundeskreises berichteten, dass sie bei einem abendlichen Gang über den Marktplatz und der Reichsstädter Straße bemerkt hätten, dass lediglich in zwei Wohngeschossen Licht brannte. Gerade Wohnsitzlose, die im Übergangswohnheim der Caritas untergebracht sind, könnten in leerstehenden Wohnungen
eine ständige Bleibe finden, sagen die Verantwortlichen vom Freundeskreis.
Der Verein befindet sich aktuell in Gesprächen mit der städtischen Wohnbau in Aalen, so Bernhard Richter. Der Freundeskreis müsse allerdings mehr Spenden generieren, um stetig Wohnungen für Obdachlose vorhalten zu können. „Unsere Sommerfeste sollen dabei helfen“, sagt Richter. Bei diesen Veranstaltungen könne der Verein Geld sammeln und zusätzlich auf seine Arbeit aufmerksam machen – und vielleicht auch eine Lobby schaffen.
Seit 2008 betreibt der Freundeskreis mit der Caritas das Maja-Fischer-Haus. „Dort können wir Menschen die Chance geben, dauerhaft in einer Wohnung zu leben“, so Richter. Das funktioniere meistens gut. Mitunter käme es aber auch zu Reibungen. „Daher werden die Bewohner dort unterstützt“, berichtet der Pfarrer.
Zu den Hilfsprojekten des Vereins gehört außerdem ein Entschuldungsfonds, der Menschen dabei helfen soll, Kredite zu tilgen, um so eine Basis für ein geregeltes Leben zu finden. Ein ähnlicher Fonds wurde auch für Arzt- und Arzneikosten eingerichtet, um die Gesundheitsversorgung für Menschen mit geringem Einkommen zu sichern.
Im Herbst 2016 wurde außerdem eine Suppenküche ins Leben gerufen und bei der Aktion „Essen für Wohnsitzlose“wird täglich in der Wohnungslosenhilfe der Caritas ein Frühstück, Mittagessen und Abendessen angeboten. Der Freundeskreis unterstützt jedes Mittagessen mit zwei Euro.
Hinzu kommen Lebensbegleitung und Seelsorge sowie gemeinschaftsfördernde Aktionen wie beispielsweise Kegelabende. In Zeiten der
Corona-Krise müssen diese Aktivitäten aber zurückgefahren werden. „Das Thema überschattet aktuell natürlich vieles“, bedauert Bernhard Richter.
Neben den Wohnsitzlosen hat der Pfarrer auch die Situation für Wohnungssuchende in Aalen im Blick. „Das ist aber nicht dasselbe“, mahnt Richter. Menschen, die bereits ein Zuhause haben und auf der Suche nach einer neuen Wohnung sind, seien Wohnungssuchende. Die Hilfe des Freundeskreises richtet sich ausdrücklich an Wohnsitzlose.
„Es ist zu wenig bezahlbarer Wohnraum in Aalen vorhanden“, sagt Richter. Das Stadtoval sei zwar ein tolles Projekt, dennoch könnten sich Menschen mit kleinem Geldbeutel dort kaum eine Wohnung leisten. „Wir sollten Sorge tragen, dass die Schere nicht noch weiter auseinander geht“, fordert der Vor