Schweinepest in China lässt Preise steigen
Ferkel-Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken: Weitere Betriebe müssen aufgeben
NIEDERSTETTEN-ADOLZHAUSEN (ij) - Die Unabhängige Erzeugergemeinschaft für Qualitätsferkel Hohenlohe-Franken hat für das Geschäftsjahr 2019 von einem weiteren Rückgang der Tierzahlen berichtet. Wieder haben einige Bauern die Produktion aufgegeben, da die gesetzlichen Auflagen für sie nicht mehr umsetzbar waren. Damit geht der Strukturwandel ungebremst weiter. Aus Sicht der Erzeuger beschleunige die Politik diesen Trend mit sachfremden Vorschriften, obwohl die das Gegenteil beteuere.
Die Bauern hätten genug von der überzogenen Bürokratie und dem Einfluss von Nichtregierungsorganisationen auf die Politik, meinte der Geschäftsführer der UEG, Herbert Klein. Gerade in Zeiten von Corona sei die heimische Lebensmittelerzeugung wichtig. Es müsse daran gearbeitet werden, die Landwirtschaft zu fördern und zu erhalten, um nicht von Importen abhängig zu werden. Bisher hätten die Probleme der Landwirtschaft kaum interessiert, da die Lebensmittelregale immer übervoll gewesen seien. Es sei traurig, wenn erst eine Krise kommen müsse, um die Bedeutung einer heimischen
Landwirtschaft wieder in den Blickpunkt zu rücken, meinte Geschäftsführer Klein.
Das Jahr 2019 war von einer sehr unterschiedlichen Entwicklung geprägt. Anfangs 2019 verharrten die Schweinepreise noch auf einem ruinösen Niveau von 1,36 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht, um dann bis Ende des Jahres auf 1,95 Euro je kg Schlachtgewicht zu steigen. Parallel dazu haben sich die Ferkelpreise entwickelt. Nach Vollkosten berechnet braucht ein Bauer 1,80 Euro und so konnten Ende 2019 ein Teil der Verluste aus den Vorjahren abgebaut werden.
Der Preisanstieg rührte zum einen daher, dass die Produktion in Deutschland sinkt, der Hauptgrund aber war die große Nachfrage aus China. In China grassiert die Afrikanische Schweinepest und hat fast die Hälfte der Schweineproduktion lahm gelegt. Da China die Hälfte aller Schweine auf dieser Welt hält, hat diese Situation den gesamten Weltmarkt für Schweinefleisch nach oben katapultiert. Der sich konzentrierende Lebensmittelhandel hätte den Bauern sicher freiwillig nicht mehr bezahlt, so Geschäftsführer Klein.
Die UEG erfasste im Jahr 2019 noch 830 000 Tiere, das waren 52 000 Tiere oder sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Der finanzielle Umsatz stieg hingegen wegen der höheren Ferkel- und Schweinepreise auf 96,2 Millionen Euro. Das waren insgesamt 12,6 Prozent mehr als 2018.
Der UEG Vorsitzende Matthias Frieß, der zugleich auch Vorsitzender der gesamtdeutschen Erzeugergemeinschaften ist, vermittelte den anwesenden Bauern, dass ab 2021 eine neue Periode der Initiative Tierwohl beginnt. Es wird hier mit einer Teilnahme von etwa 40 Prozent aller in Deutschland gehaltenen Schweine gerechnet. Frieß will sich deutschlandweit dafür einsetzen, dass die deutschen Bauern für Schweine, die nach den Vorgaben der Initiative Tierwohl erzeugt werden, einen höheren Bonus erhalten. Tierwohl könne es nicht zum Nulltarif geben. Es sei nur rechtens, wenn hier alle Kosten, Risikofaktoren und auch ein Gewinnanteil vergütet würden.
Schwerpunkt der Versammlungen lag in diesem Jahr auf dem bevorstehenden Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2021. Den Ferkelerzeugern wurden die Alternativen
aufgezeigt. Für Erzeuger, die ihre Ferkel selber mästen, sei die Impfung gegen Ebergeruch eine gute Alternative, da sie dann auf die Kastration ganz verzichten können. Der reinen Ebermast seien Grenzen gesetzt, da der Markt aufgrund der veränderten Fleischqualität nur bedingt aufnahmefähig sei. Ferkelerzeuger, die keine feste Zuordnung zu einem Mastbetrieb haben, würden weiterhin kastrieren müssen.
Dazu gebe es zwei Alternativen. Erstens die Vollnarkose durch den Tierarzt, die für kleinere Erzeugerbetriebe sinnvoll sei und zweitens die Inhalationsnarkose mit dem Betäubungsmittel Isufloran. Mit einer Ausnahmegenehmigung dürfe der Landwirt nach einer Schulung diese Betäubung selbst vornehmen.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium favorisiere diese Methode, obwohl Isufloran als Treibhausgas verpönt sei. Die örtliche Betäubung sei in Deutschland anders als im Nachbarland Dänemark nicht erlaubt, das jedes Jahr über sechs Millionen Ferkel nach Deutschland exportiert. Diese politische Entscheidung stoße bei den Bauern auf Unverständnis.