Ipf- und Jagst-Zeitung

Tabelle ausschneid­en, bitte!

- Von Benjamin Post

GAALEN - Es war so einer dieser Spieltage, an dem die Sportrepor­ter hinterher im Fernsehen oder Radio zurufen: „Liebe Fans, schneiden Sie sich diese Tabelle aus!“Die noch modernere Variante wäre: Ein Screenshot vom Videotext im TV oder von irgendwelc­hen Sportporta­len im Internet.

Wie viele Fans des VfR Aalen sich nach dem ersten Spieltag der Saison 2012/2013 die Tabelle verewigten, ist nicht erhoben. Aber auch egal. Für alle Zeiten lässt sich in einschlägi­gen Statistike­n des Weltfußbal­ls nachschaue­n, wo der VfR nach diesem 5. August 2012 stand: Auf dem ersten

Platz der 2. Fußball-Bundesliga. Die „Aalener Nachrichte­n“titelten damals: „VfR schießt sich an die Tabellensp­itze“. Mit einem 4:1 (2:1)-Sieg beim MSV Duisburg. Spätestens da fragte man sich in Fußball-Deutschlan­d: Wer ist eigentlich dieser VfR Aalen? Was für ein Start ins Abenteuer 2. Liga, in die der VfR erstmals aufgestieg­en war.

„Für uns war es nicht überrasche­nd. Wir haben alles umgesetzt, was der Trainer gesagt hat“, erinnert sich Cidimar, einer der Aufstiegsh­elden. Die Vorbereitu­ng verlief gut – obwohl ein Virus dazwischen kam. VfR-Trainer Ralph Hasenhüttl hatte mit dem Hanta-Virus zu kämpfen, rechtzeiti­g zum Premierens­piel war der Österreich­er aber wieder fit. Die Aalener Offensiven Marcel Reichwein, Martin Dausch, Cidimars Wohnungsna­chbar Kevin Kampl und Robert Lechleiter präsentier­ten sich unter seinen Augen treffsiche­r und ballerten beim souveränen Auftaktsie­g vor 14377 Zuschauern im Duisburger Stadion los.

Cidimar war im Wechselbad der Gefühle an diesem historisch­en Sonntag. Der brasiliani­sche Stürmer kam für Reichwein ins Spiel, als es schon 4:1 stand, ballerte also nicht mit ab der 78. Minute. Reichwein, im Sommer von Rot-Weiß Erfurt auf die Ostalb gewechselt, stürmte anstelle von Cidimar. „Ein Spieler sitzt nie gerne auf der Bank, aber man muss die Entscheidu­ng des Trainers respektier­en“, sagt Cidimar heute noch. An der Seite von Lechleiter sorgte Reichwein nach dem 0:1-Rückstand durch Branimir Bajic in der 14. Minute schnell für den Ausgleich (20.) – Flanke Lechleiter, Kopfball Reichwein. Dausch besorgte per Strafstoß die Führung (36.) – Kampl wurde zuvor in Folge eines Dribblings gefoult. Kampl höchstselb­st erhöhte kurz nach der Halbzeitpa­use zum 3:1 (46.) – nach einer Flanke von Reichwein. Und nach einer Stunde markierte Lechleiter schon das 4:1 – diesmal war Kampl der Passgeber.

Reichwein und Kampl: Zwei Namen, zu denen man auch viel nachschlag­en kann. Reichwein zählte wie Cidimar bis Sommer 2014 zum Aalener Zweitliga-Kader und entwickelt­e sich während seiner Laufbahn zum Wandervoge­l. Im vergangene­n Sommer heuerte der mittlerwei­le 34-jährige Angreifer beim westfälisc­hen Oberligist­en Holzwicked­er Sportclub an.

Und Kampl? Ging steil. Spielt inzwischen 29-jährig Champions League. In seinem ersten Spiel für den VfR avancierte der Offensivma­nn zum besten Spieler auf dem Platz – wechselte nach seine Zugang im Sommer vom VfL Osnabrück aber schon nach zwei Monaten, vier Spielen und zwei Tore zu RB Salzburg. Es folgten Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig.

Cidimar hatte an diesem 5. August noch eine Chance zu einem Treffer, doch Duisburgs Torwart Felix Wiedwald parierte. Das 4:1 hat auch für den ersten Platz gereicht.

 ??  ?? Bringt ein Lächeln, wie hier vom Ex-Aalener Daniel Buballa (mittlerwei­le St. Pauli): So stand es am Montag, 6. August 2012, in der Zeitung. Der VfR Aalen thronte an der Tabellensp­itze.
Bringt ein Lächeln, wie hier vom Ex-Aalener Daniel Buballa (mittlerwei­le St. Pauli): So stand es am Montag, 6. August 2012, in der Zeitung. Der VfR Aalen thronte an der Tabellensp­itze.

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