Tabelle ausschneiden, bitte!
GAALEN - Es war so einer dieser Spieltage, an dem die Sportreporter hinterher im Fernsehen oder Radio zurufen: „Liebe Fans, schneiden Sie sich diese Tabelle aus!“Die noch modernere Variante wäre: Ein Screenshot vom Videotext im TV oder von irgendwelchen Sportportalen im Internet.
Wie viele Fans des VfR Aalen sich nach dem ersten Spieltag der Saison 2012/2013 die Tabelle verewigten, ist nicht erhoben. Aber auch egal. Für alle Zeiten lässt sich in einschlägigen Statistiken des Weltfußballs nachschauen, wo der VfR nach diesem 5. August 2012 stand: Auf dem ersten
Platz der 2. Fußball-Bundesliga. Die „Aalener Nachrichten“titelten damals: „VfR schießt sich an die Tabellenspitze“. Mit einem 4:1 (2:1)-Sieg beim MSV Duisburg. Spätestens da fragte man sich in Fußball-Deutschland: Wer ist eigentlich dieser VfR Aalen? Was für ein Start ins Abenteuer 2. Liga, in die der VfR erstmals aufgestiegen war.
„Für uns war es nicht überraschend. Wir haben alles umgesetzt, was der Trainer gesagt hat“, erinnert sich Cidimar, einer der Aufstiegshelden. Die Vorbereitung verlief gut – obwohl ein Virus dazwischen kam. VfR-Trainer Ralph Hasenhüttl hatte mit dem Hanta-Virus zu kämpfen, rechtzeitig zum Premierenspiel war der Österreicher aber wieder fit. Die Aalener Offensiven Marcel Reichwein, Martin Dausch, Cidimars Wohnungsnachbar Kevin Kampl und Robert Lechleiter präsentierten sich unter seinen Augen treffsicher und ballerten beim souveränen Auftaktsieg vor 14377 Zuschauern im Duisburger Stadion los.
Cidimar war im Wechselbad der Gefühle an diesem historischen Sonntag. Der brasilianische Stürmer kam für Reichwein ins Spiel, als es schon 4:1 stand, ballerte also nicht mit ab der 78. Minute. Reichwein, im Sommer von Rot-Weiß Erfurt auf die Ostalb gewechselt, stürmte anstelle von Cidimar. „Ein Spieler sitzt nie gerne auf der Bank, aber man muss die Entscheidung des Trainers respektieren“, sagt Cidimar heute noch. An der Seite von Lechleiter sorgte Reichwein nach dem 0:1-Rückstand durch Branimir Bajic in der 14. Minute schnell für den Ausgleich (20.) – Flanke Lechleiter, Kopfball Reichwein. Dausch besorgte per Strafstoß die Führung (36.) – Kampl wurde zuvor in Folge eines Dribblings gefoult. Kampl höchstselbst erhöhte kurz nach der Halbzeitpause zum 3:1 (46.) – nach einer Flanke von Reichwein. Und nach einer Stunde markierte Lechleiter schon das 4:1 – diesmal war Kampl der Passgeber.
Reichwein und Kampl: Zwei Namen, zu denen man auch viel nachschlagen kann. Reichwein zählte wie Cidimar bis Sommer 2014 zum Aalener Zweitliga-Kader und entwickelte sich während seiner Laufbahn zum Wandervogel. Im vergangenen Sommer heuerte der mittlerweile 34-jährige Angreifer beim westfälischen Oberligisten Holzwickeder Sportclub an.
Und Kampl? Ging steil. Spielt inzwischen 29-jährig Champions League. In seinem ersten Spiel für den VfR avancierte der Offensivmann zum besten Spieler auf dem Platz – wechselte nach seine Zugang im Sommer vom VfL Osnabrück aber schon nach zwei Monaten, vier Spielen und zwei Tore zu RB Salzburg. Es folgten Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RB Leipzig.
Cidimar hatte an diesem 5. August noch eine Chance zu einem Treffer, doch Duisburgs Torwart Felix Wiedwald parierte. Das 4:1 hat auch für den ersten Platz gereicht.