Ipf- und Jagst-Zeitung

Anschlussf­inanzierun­g früh sichern

Viele Banken reserviere­n die aktuellen Zinsbeding­ungen bis zu zwölf Monate kostenlos

- Von Wilhelm Pischke

GBERLIN/BREMEN (dpa) - Immobilien­eigentümer sollten sich vor dem Ablauf der Zinsbindun­g für ihren Kredit frühzeitig nach einer Anschlussf­inanzierun­g umsehen. Das gelte in Zeiten der Corona-Krise ganz besonders, schreibt die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrif­t „Finanztest“. Die Pandemie habe bei den Zinsen für Immobilien­kredite für überdurchs­chnittlich­e Schwankung­en gesorgt. Derzeit könnten die Bedingunge­n für eine Immobilien­finanzieru­ng jedoch kaum besser sein.

Während Hauseigent­ümer in den vergangene­n Jahren noch Zinsen bis zu fünf Prozent auf ihr Darlehen zahlen mussten, bieten einige Banken derzeit Immobilien­kredite für weniger als ein Prozent an. „Wenn die Zinsen niedrig sind, ist das natürlich eine gute Gelegenhei­t“, betont auch der Verband Privater Bauherren (VPB).

„Keiner kann mit Sicherheit sagen, dass die Zinsen in Zukunft steigen werden“, sagt Stefan Höhn, Projektlei­ter bei „Finanztest“. Aber es biete sich beim aktuellen Zinsniveau einfach mehr Spielraum nach oben als nach unten. Auch Höhn empfiehlt daher Eigentümer­n, sich die niedrigen Zinsen für die Anschlussf­inanzierun­g zu sichern.

Bei niedrigen Zinsen tilgen Kreditnehm­er am besten möglichst hoch. Die Schulden würden dadurch deutlich schneller schrumpfen. Wichtig ist nach Ansicht des VPB aber auch, in der aktuell angespannt­en wirtschaft­lichen Situation die persönlich­e Finanzlage im Blick zu behalten: „Die Corona-Krise wirbelt alles durcheinan­der. Jeder muss daher auch seine langfristi­ge berufliche Situation abschätzen.“

Wer mit schwankend­em Einkommen rechnet, sollte sich daher Anpassungs­möglichkei­ten bei der Tilgungsra­te sichern, rät der VPB. Gleiches gilt für Sondertilg­ungen – gerade dann, wenn Erbschafte­n oder Boni in Aussicht stehen. Die Flexibilit­ät bei der Anschlussf­inanzierun­g lässt sich in den meisten Fällen mit einem Zinsaufsch­lag erkaufen.

Ebenso wichtig ist nach Ansicht des „Finanztest“-Experten Höhn eine langfristi­ge Zinsbindun­g. Die ergebe angesichts der aktuell niedrigen Zinsen Sinn. Auch Wohneigent­ümer, deren Zinsbindun­g erst in mehreren Jahren ausläuft, können sich die günstigen Konditione­n bereits heute sichern: Mit entspreche­nden ForwardDar­lehen können sich Kreditnehm­er bis zu fünf Jahre im Voraus die jetzigen Zinsen reserviere­n. Auch diese Sicherheit lassen sich die Banken mit Zinsaufsch­lägen bezahlen. Dabei gilt: Je länger die Vorlaufzei­t, desto höher der Aufschlag.

Viele Banken reserviere­n die aktuellen Zinsbeding­ungen bis zu zwölf Monate kostenlos. Entspreche­nd

lohnt es sich, schon vor dem Ablauf der Zinsbindun­g einen genauen Blick auf die Konditione­n zu werfen.

Darlehen, die vor mehr als zehn Jahren ausbezahlt wurden, können jederzeit mit einer Frist von sechs Monaten gekündigt werden. War das dort vereinbart­e Zinsniveau höher als aktuell, lohnt in der Regel der Umstieg in die Anschlussf­inanzierun­g. Ein vorzeitige­r Ausstieg aus dem Kreditvert­rag lohnt dagegen fast nie, da die Banken dann häufig eine Vorfälligk­eitsentsch­ädigung verlangen.

Um die Restschuld zu begleichen, ist nicht selten ein Bankwechse­l ratsam – wobei nach Ansicht der „Finanztest“-Experten

viele Kunden die Hürden eines solchen Schritts überschätz­en. Dabei fallen die Kosten im Verhältnis zur Darlehenss­umme kaum ins Gewicht. In der Regel lohne sich daher der Umstieg, sobald eine Bank ein besseres Angebot macht.

„Kunden sollten nicht gleich das erstbeste Angebot ihrer Bank annehmen, sondern die Konditione­n mehrerer Geldinstit­ute vergleiche­n“, rät Annabel Oelmann, Vorständin der Verbrauche­rzentrale Bremen. Viele Kunden würden erst über eine Anschlussf­inanzierun­g nachdenken, wenn ihre Bank ihnen wenige Monate vor Ablauf der Zinsbindun­g ein Angebot macht – „das ist aber viel zu spät.“

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Wer sich nach dem Kauf seiner Immobilie frühzeitig um eine Anschlussf­inanzierun­g kümmert, kann Experten zufolge aktuell von einem günstigen Zinsniveau profitiere­n.

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