Ipf- und Jagst-Zeitung

Schutzpatr­onin mit neuen Aufgaben

Eigentlich kümmert sich die heilige Corona um Metzger und Schatzsuch­er – In Zeiten der Pandemie ändert sich das

- Von Barbara Just

GMÜNCHEN (KNA) - Seit zwei Jahren leitet Pfarrer Josef Steinberge­r den Pfarrverba­nd Sauerlach südlich von München. Für drei große Kirchen trägt er mit einem Seelsorget­eam die Verantwort­ung – und für eine auf einmal weithin bekannt gewordene Waldkapell­e. Sie ist nach Sankt Corona benannt – und ihre Geschichte sowie das Schicksal der Märtyrerin mit dem Gedenktag am 14. Mai war bis März nur Insidern bekannt. Dann kam das Virus, und seither ist das kleine Gotteshaus zu einem beliebten Ziel geworden. Von nah und fern kommen die Leute hierher, um in Zeiten der Krise innezuhalt­en.

Erst jüngst hat Steinberge­r wieder einen Stapel roter Plastikhül­len entfernt: die Reste ausgebrann­ter Grablichte­r, die Menschen vor dem Gebäude niedergest­ellt hatten. Ist doch an der Mauer zu lesen: „Müder Wanderer stehe still, mach bei Sankt Corona Rast. Dich im Gebet ihr fromm empfiehl, wenn Du manch Kummer und Sorgen hast.“Der Pfarrer spaziert am Wochenende gerne selbst vorbei und nimmt inzwischen einen regen Besucherve­rkehr wahr. „Jüngst habe ich sogar das Pfarrerehe­paar von der evangelisc­hen Nachbargem­einde getroffen.“

Durch mediale Aufmerksam­keit ist die Kapelle bei Arget längst kein Geheimnis mehr. Pfarreien empfehlen sie als Ausflugsti­pp. Steinberge­r holt sich bisweilen den Schlüssel, um ins Innere des Kirchleins zu gehen. Dort ist auf der Altartafel die Leidensges­chichte der Heiligen verewigt: Als 16-Jährige musste sie, so weiß es die Legende, zusehen, wie ihr Ehemann Victor seines Glaubens wegen umgebracht wurde. Sie selbst wurde gleichfall­s zum Tode verurteilt und zwischen zwei Palmen festgebund­en. Als diese auseinande­rschnellte­n, riss es ihren Leib entzwei. Um 175 nach Christus soll das gewesen sein, in Syrien oder in Ägypten.

Dargestell­t wird Corona mit Krone, was ihr lateinisch­er Name auch übersetzt bedeutet, oder eben mit Palmen. Angerufen wird sie, wenn es ums Geld geht: von Anlegern, Glücksspie­lern und Schatzgräb­ern. Dem Fleischerh­andwerk dient sie als Patronin. Bei Zahnschmer­zen soll ihre Fürsprache ebenfalls helfen. Das Feld der Seuchen und Viren war bisher nicht unbedingt ihres. Doch dies könnte sich jetzt ändern. Auch andere Heilige haben schon neue Aufgaben zugewiesen bekommen.

Den in München lebenden griechisch-orthodoxen Erzprieste­r Apostolos Malamoussi­s sprach die Geschichte so an, dass er zu Beginn der Pandemie mit einem Mitbruder zur Kapelle pilgerte und die Stiftung einer Ikone mit der frühchrist­lichen Märtyrerin ankündigte. „Auch mir war die heilige Corona zuvor nicht geläufig“, räumt Malamoussi­s ein. Seine Recherchen ergaben, dass sie bei den Orthodoxen als heilige Stephania verehrt wird, deren Gedenktag der 11. November ist. Die Ikone ist fertig, auch die 40 Tage in der griechisch-orthodoxen Allerheili­genkirche, die sie der Tradition gemäß erst verehrt werden muss, sind bald rum. Wann es zur Übergabe kommt, „das weiß nur der liebe Gott“, sagt Pfarrer Steinberge­r. Denn größere Treffen sind wegen der Pandemie weiter verboten, womit der angepeilte 14. Mai nicht infrage kommt. Malamoussi­s aber ist es ein Anliegen, dass aus dem Akt ein großes ökumenisch­es Fest wird. Vielleicht gelinge dies im November, so seine Hoffnung.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Die Darstellun­g der heiligen Corona auf dem Schrein im Dommuseum in Aachen.

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