Ipf- und Jagst-Zeitung

Masken, Jubel, Spucken

Spieler und Trainer müssen sich in der Bundesliga auf ungewöhnli­che Neuerungen einstellen

-

MÜNCHEN (SID) - Erling Haaland schaut noch einmal kurz auf und nimmt Maß. Dann saust sein wuchtiger Linksschus­s in die Maschen – doch anstatt nach seinem DerbyTreff­er vor der bebenden Südtribüne mit seinen Mitspieler­n eine Jubeltraub­e zu bilden, freut sich der Ausnahmest­ürmer von Borussia Dortmund allein. Keine Umarmung, kein Abklatsche­n. Dafür ein flüchtiger Ellenbogen­kontakt oder kurzes Füßeln. So oder zumindest so ähnlich könnte es aussehen, wenn am Wochenende auf dem Platz Tore gefeiert werden. Doch diese Vorgabe des Hygienekon­zepts ist beileibe nicht die einzige Neuerung, auf die sich Fußballfan­s beim Neustart der Bundesliga einstellen müssen.

Gewöhnungs­bedürftig dürfte vor allem der Anblick von Trainern und Wechselspi­elern mit Mundschutz werden, denn an der Seitenlini­e herrscht in der sogenannte­n technische­n Zone coronabedi­ngte Maskenpfli­cht. Die Trainer dürfen den Nasen-Mund-Schutz nur zum Rufen von Anweisunge­n bei eingehalte­nem Mindestabs­tand abnehmen, die Spieler beim Warmlaufen.

Leipzig-Coach Julian Nagelsmann kündigte bereits an, das Tragen eines Mundschutz­es im Training zu simulieren, „weil das in der Koordinati­on schon etwas abverlangt. Kurz bevor ich anfangen will zu schreien, muss ich den Mundschutz runterzieh­en und kurz nachdem ich aufhöre, muss ich ihn wieder aufsetzen.“

Auch bei den Spielerwec­hseln könnte es am Wochenende zu einem Novum kommen. Bis zu fünf Wechsel statt bisher drei pro Team sind im Gespräch. Die DFL zeigte sich bereits aufgeschlo­ssen, final darüber entschiede­n werden soll auf einer Mitglieder­versammlun­g der 36 Proficlubs am Donnerstag.

Möglich macht den neuen Wechselwuc­her ein Vorschlag der Regelhüter des Internatio­nal Football Associatio­n

Board (IFAB), das den Weg für eine solche Regel wegen des erwarteten höheren Spielaufko­mmens in den kommenden Wochen frei gemacht hatte. Die neue Regel kann ab sofort in allen Wettbewerb­en, die bis zum 31. Dezember 2020 abgeschlos­sen werden, angewendet werden.

Auch Nagelsmann begrüßte die Aussicht auf mehr Wechselmög­lichkeiten: „Vom Grundsatz her halte ich schon etwas davon, weil man mehr einwirken und die Belastung besser steuern kann.“Mit Blick auf den Spielfluss bleiben die Chancen zum Auswechsel­n aber gleich. Jedem Team stehen während der regulären Spielzeit maximal drei Gelegenhei­ten für Auswechslu­ngen zur Verfügung, so soll übermäßige­s Zeitspiel verhindert werden.

Als durchweg positiv dürften die meisten Zuschauer das neue Spuckverbo­t wahrnehmen. Denn im Zuge der Hygienever­ordnung bekommt eine der unappetitl­ichen Begleiters­cheinungen des Fußballs die Rote Karte. Spieler werden aufgeforde­rt, nicht mehr auf den Platz zu spucken. Rudelbildu­ngen sind nach den neuen Corona-Vorgaben ebenfalls untersagt. Nicht nur nach Toren.

Und dann ist da noch eine Neuerung, die zwar nur im Ausnahmefa­ll greift, aber ebenfalls eine Zäsür bisher unerreicht­en Ausmaßes darstellt. Beim Wiederbegi­nn der Saison könnte es zu Heimspiele­n in fremden Stadien kommen, sollte dies aus rechtliche­n, organisato­rischen oder sicherheit­stechnisch­en Gründen erforderli­ch sein. Laut der Tagesordnu­ng für die Mitglieder­versammlun­g der Deutschen Fußball Liga sollen die 36 Proficlubs bei dem virtuellen Treffen am Donnerstag die entspreche­nde Satzungsän­derung beschließe­n, wonach die DFL einen Wechsel des Spielortes anordnen kann.

Merkwürdig­e, und lange unvorstell­bare, neue Fußballwel­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany