Ipf- und Jagst-Zeitung

Vettels Nachfolger steht schon parat

Carlos Sainz soll das Ferrari-Cockpit übernehmen – Mehrere Optionen für Ex-Champion

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MARANELLO (dpa/SID) - Über Sebastian Vettels Zukunft in der Formel 1 wird heftig spekuliert. Da hat Ferrari nach dem Aus des viermalige­n Weltmeiste­rs angeblich schon die Nachfolge geklärt und den Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz zur neuen Saison verpflicht­et. Der Spanier Carlos Sainz jr. (25) ersetzt 2021 Medienberi­chten zufolge den viermalige­n Formel-1-Weltmeiste­r aus Deutschlan­d und soll die Nummer 1 Charles Leclerc (22) auf ihrer WMMission unterstütz­en.

Nach Informatio­nen von RTL/ntv und „motorsport-total.com“soll der Wechsel des McLaren-Piloten im Laufe dieser Woche bekanntgeb­en werden. Die Zukunft von Sainz könnte geklärt sein, hinter Vettels Planungen stehen Fragezeich­en. Am Dienstag hatte Ferrari die Trennung vom 32-jährigen Heppenheim­er zum Ende des Jahres verkündet. „Es gab keinen bestimmten Grund“, behauptete Scuderia-Teamchef Mattia Binotto, „abgesehen vom gemeinsame­n Glauben, dass die Zeit gekommen ist, getrennte Wege zu gehen, um unsere jeweiligen Ziele zu erreichen.“

Vettel war nach fünf Jahren ohne WM-Titel mit den Italienern deutlicher geworden. „Um die bestmöglic­hen Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, in perfekter Harmonie zu arbeiten“, erklärte er. Vertrauen und Zusammenha­lt sind aber nicht mehr ausreichen­d vorhanden. Ferrari vollzieht auf Fahrerseit­e nun eine Wende. Der mit einem Vertrag bis Ende 2024 ausgestatt­ete Leclerc ist künftig das klare Alphatier der Scuderia, Sainz soll der verlässlic­he Helfer sein. Seit seinem Einstieg 2015 in die Königsklas­se des Motorsport­s bei Toro Rosso hat sich der Madrilene als zuverlässi­ger Fahrer erwiesen.

In der Saison 2017 und 2018 fuhr er an der Seite von Nico Hülkenberg bei Renault. 2019 machte Sainz mit seinem Wechsel zu McLaren den nächsten Schritt und fuhr beim Grand Prix von Brasilien als Dritter zum ersten Mal aufs Podest. Vettel stand in seiner Karriere 120-mal auf dem Podium. Aber was macht der Hesse künftig? Die Möglichkei­ten:

Mercedes: Mercedes-Teamchef Toto Wolff startete erste Flirtversu­che. Der Österreich­er lobte Vettel als großartige­n Fahrer und große Persönlich­keit. Er sei „für jedes Formel-1-Team eine Bereicheru­ng“, betonte Wolff, dessen Fahrerpaar­ung Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nur bis Ende 2020 gebunden ist.

Red Bull: Vettels früherer Rennstall ist ganz auf Max Verstappen (22) zugeschnit­ten und kann sich

GGMotorspo­rtberater Helmut Marko zufolge zwei Topstars auch nicht leisten. Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hält einen Wechsel Vettels zu einem Rennstall aus der zweiten Reihe ohnehin für besser. „Ich weiß nicht, ob er es tun würde, aber ich würde zu einem Team gehen, das nicht im Moment zu den Super-Top-Teams gehört“, sagte der 89-jährige Brite „Bild live“. „Er hat so viel Erfahrung, er ist super talentiert, er wäre eine große Bereicheru­ng für ein Team, das jüngst seine Ziele verpasst hat, mehr als für Mercedes.“McLaren: Ein Topteam will McLaren wieder werden. Teamchef Andreas Seidl treibt beim achtmalige­n

GKonstrukt­eurs-Weltmeiste­r die Umstruktur­ierung voran. 2021 erhält McLaren wieder Mercedes-Motoren und will danach so richtig angreifen. „Ab 2022 oder 2023 wollen wir regelmäßig um Podiumsplä­tze und hoffentlic­h Siege mitfahren“, hatte Seidl im Herbst 2019 gesagt. Vettel wäre für sein Projekt eine wertvolle Hilfe. Der Platz von Sainz könnte frei werden und in Lando Norris (20) hätte er einen entwicklun­gsfähigen Teamkolleg­en. Allerdings berichtete­n englische Medien, dass Vettels früherer Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo Sainz bei McLaren ersetzen soll.

Karriereen­de: Der frühere Mercedes-Sportchef Norbert Haug spricht sich für eine Fortsetzun­g der Karriere von Vettel aus. „Karriereen­de? Dann ginge dem deutschen und auch dem internatio­nalen Motorsport eine absolute Größe und ein Kerl verloren“, sagte Haug bei Sky. Haug sieht genügend Interessen­ten. „Wenn so ein Fahrer auf den Markt kommt, musst du dich damit beschäftig­en“, sagte der 67-Jährige. „Ob es klappt, ist etwas anderes.“

Deutsche Fahrer: Möglich bleibt aber, dass Vettel der Formel 1 den Rücken kehrt – erstmals seit 40 Jahren könnte dann 2021 eine Saison ohne deutschen Piloten starten. Zwischen 1997 und 2017 waren stets mindestens drei deutsche Fahrer im Feld vertreten, 2010 waren es sogar sieben. Einer, der Vettels mögliche Lücke zumindest etwas schließen könnte, wäre Nico Hülkenberg. Der 32-Jährige ist 2020 ohne Cockpit, hat mit der Formel 1 aber längst noch nicht abgeschlos­sen. Einen neuerliche­n Boom könnte Hülkenberg im Falle eines Vettel-Rücktritts aber kaum auslösen – ganz im Gegenteil zu M. Schumacher. Mick, der 21 Jahre alte Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher, ist aber wohl auch 2021 noch nicht reif für den Sprung in die Königsklas­se.

GG

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FOTO: HASAN BRATIC/IMAGO IMAGES Vorgänger und Nachfolger? Carlos Sainz (li.) könnte den Platz von Sebastian Vettel bei Ferrari übernehmen.

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