Abitur unter besonderen Vorzeichen
Prüfungsvorbereitungen trotz Corona – welche Fächer besonders Probleme bereitet haben
GELLWANGEN - Nach langem Warten und unter Berücksichtigung der nötigen Schutzmaßnahmen wie Maskenpflicht, Einhaltung des Sicherheitsabstands sowie ausreichender Desinfektion haben die Schüler am Peutinger-Gymnasium jüngst ihr Deutsch-Abitur geschrieben. Auf dem Programm standen unter anderem Hermann Hesses Roman „Steppenwolf“sowie die Tragödie „Faust I“von Johann Wolfgang von Goethe. Die Vorbereitung auf die Abiturprüfungen zu Hause lief für einige Schüler aber nicht ganz problemlos.
Leon Rensch und Vivien Lackmann waren unter den rund 120 Prüflingen des Peutinger-Gymnasiums und nach mehr als fünf Stunden Textarbeit sichtlich erleichtert, die Prüfung endlich hinter sich gebracht zu haben. Immerhin haben sie sich seit mehr als neun Wochen überwiegend in Heimarbeit darauf vorbereitet.
Rückblickend empfinden Leon Rensch und Vivien Lackmann die siebenwöchige Corona-Pause nicht als Vorteil. „Nur weil wir mehr Zeit hatten, heißt das nicht gleich, dass wir auch alle besser abschneiden. Ich selber wurde gut vorbereitet, wir waren sowieso in den meisten Fächern mit dem Stoff durch. Ich hab aber von Mitschülern auch Gegenteiliges gehört“, sagt Leon Rensch.
Seine Klassenkameradin Vivien Lackmann hat die wochenlange Ungewissheit bezüglich ihres Schulabschlusses ebenfalls belastet. „Man will in dieser Situation irgendwann einfach wissen, was jetzt ist“, so die Schülerin aus Unterschneidheim. Angesichts der Informationsflut, die über die sozialen Netzwerke, per EMail oder in Videokonferenzen auf sie eingestürmt sei, sei es mit dem andauernden Lockdown nicht einfach gewesen, den Überblick zu behalten und sich im Selbststudium zum kontinuierlichen Lernen zu motivieren, findet Vivien Lackmann.
Besonders in Bezug auf das Fach Mathematik sind sich die beiden Abiturienten einig: Ferndiagnosen per Videochat über mögliche Fehler in komplexeren Rechenwegen hätten sich als unpraktikabel erwiesen. „Da habe ich dann gemerkt, dass mir der Präsenzunterricht gefehlt hat. Besonders in Mathe hätte ich das wirklich gebraucht. Daheim kann ich mir das einfach nicht so beibringen“, sagt Vivien Lackmann.
Im Gegensatz dazu ist die Vorbereitung
auf das Deutsch-Abitur laut Leon Rensch weniger problematisch gewesen. Das gelte zumindest für jene, die nicht den Literaturvergleich gewählt hätten und dabei auf eine Diskussion im Plenum angewiesen gewesen wären.
Der Kurs von Leon Rensch hatte während der siebenwöchigen Corona-Pause beispielsweise gar keinen Deutschunterricht, ist aber dafür von der Lehrerin mit älteren Abituraufgaben sowie Themen für Probeaufsätze versorgt worden. Eine freiwillige Abgabe der Aufsätze ist jederzeit möglich gewesen. Eine Chance, die Leon Rensch dankbar genutzt hat. „Mir persönlich fiel es zu Hause leichter als im Unterricht, mal in Ruhe einen Probeaufsatz zu schreiben.“
Der 18-Jährige möchte sein Abitur außer in Deutsch, Mathe und Englisch auch in Sport machen. Im Bereich Sporttheorie sei der Unterricht per Videotelefonie problemlos möglich gewesen, für die praktische Prüfung fehle ihm in seinen Wahlsportarten Turnen und Fußball aber jegliche Übung, sagt Rensch „Die wenigsten haben zu Hause einen Barren stehen“, betont er. Auch seiner Fußballprüfung sieht Rensch skeptisch entgegen, denn bei Teamsportarten werden die Abiturienten nur in Technik und Trainingsübungen, nicht aber im Spiel selbst geprüft. „Gerade beim Fußball zählt ja auch das Spielverständnis und nicht nur die Technik. Da wird sich zeigen, ob sich das am Ende negativ für mich auszahlt.“
Leon Rensch ist dennoch froh über die Möglichkeit, das Abitur, wenn auch etwas verspätet, doch noch schreiben zu dürfen. „Ich möchte nicht zu einem Jahrgang gehören, dem später nachgesagt wird, ihm wäre das Abi geschenkt worden. Das hat einfach auch was mit Stolz zu tun“, erklärt er.
Auf den Zusammenhalt unter ihren Klassenkameraden während dieser außergewöhnlichen Vorbereitungszeit sind Leon Rensch und Vivien Lackmann besonders stolz: „Es lief sehr viel über Videotelefonie und bei Fragen oder Problemen gab es immer Schüler, die es dann doch verstanden haben und einem helfen konnten“, so Lackmann.