Drei Millionen Euro Miese
Landrat Klaus Pavel sprach im Verwaltungsrat der Kliniken über die derzeitige Situation
GAALEN - Die ohnehin mit roten Zahlen kämpfenden Kliniken des Kreises rutschen noch weiter ins Defizit: Die Corona-Pandemie dürfte ihnen Miese in Höhe von drei Millionen Euro einbringen. Und das, obwohl sie mit Unterstützung des Bundes ebenfalls in Millionenhöhe rechnen dürfen. Dies hat Landrat Klaus Pavel jetzt im Verwaltungsrat der Kliniken mitgeteilt. Er sagte auch, so langsam kehre der Alltag zurück. Die Sankt-AnnaVirngrund-Klinik in Ellwangen sei coronafrei, die Kliniken in Aalen und Schwäbisch Gmünd seien es nahezu. Die Zahl der Infizierten im Kreis werde bald unter 100 liegen.
Die Krankenhäuser haben vor drei Monaten den Normalbetrieb und die Belegung auf 50 Prozent herunter gefahren, um Kapazitäten vorzuhalten für die Behandlung von Corona-Patienten. Und dies hat sich Pavel zufolge als notwendig erwiesen, denn es habe schnell viele Betroffene gegeben, die sich in Österreich, also in Ischgl, und in Südtirol angesteckt gehabt hatten. Indem man sofort alle Infektionsketten lückenlos nachverfolgt habe, habe man ein weiteres Ausbreiten von Corona und die Entstehung von Infektionsherden auf der Ostalb verhindert.
Allerdings mit einem enormen Personaleinsatz: 133 Mitarbeiter seien dafür eingesetzt worden. An einem Wochenende habe es 60 000 Telefonanfragen gegeben, dazu Tausende von Mails. Einen durchschlagenden Erfolg habe der Aufruf an Pflegefachkräfte gehabt: 190 hätten sich gemeldet, die eigentlich fachfremd tätig seien. Darunter seien viele Frauen gewesen, ausgebildete und ehemalige Ärztinnen etwa.
Die Notfallzentren in Aalen und Schwäbisch Gmünd habe man ordentlich ausgestattet, die vollen Kapazitäten bislang aber nicht gebraucht. Das Herunterfahren der KliRettungsschirm niken sei der Supergau gewesen, fuhr der Landrat fort. Nun habe der Gesundheitsminister zwar zugesagt, pro frei gehaltenem Bett und Tag 560 Euro zu erstatten. Pavel: „Das reicht aber nicht. Wir brauchen 650 Euro.“In den vergangenen zwölf Wochen sei in den Kliniken nämlich ein coronabedingtes Drei-MillionenEuro-Defizit aufgelaufen durch das Freihalten von Betten.
Nicht nur das: Es gab auch einen Aufwand, der nicht an das einzelne Bett gekoppelt war, das Beschaffen von Schutzausrüstung beispielsweise. Pavel: „Daran fehlt es in Deutschland. Das ist alles in China.“Dort aber sei manche Bestellung bis heute nicht angekommen. Kurzum: Hier tut sich ein weiteres Defizit von zwei Millionen auf, für das der Kreis geradestehen muss.
Der Kreischef unterstützte daher die Forderung von Karl Hilsenbek (Freie Wähler) und der Fraktion der Linken nach einem kommunalen
des Bundes. Um aber gleich eine Sorge nachzuschieben: „Jetzt gerade langt jeder zu, ob er mit Corona zu tun hat oder nicht.“
Pavel selbst, seine Mitarbeiter, aber vor allem Ärzte und Pflegepersonal wurden im Verwaltungsrat von allen Seiten mit Lob geradezu überschüttet. Roland Hamm sprach von einer Meisterleistung in einer extrem schwierigen Zeit. Aber es dürfe für die Pflegekräfte nicht nur beim Beifall bleiben, mahnte Rolf Siedler (Grüne). In der Krise habe man gesehen, wie wichtig ein leistungsfähiges Gesundheitswesen sei, sagte Thilo Rentschler (SPD). Karl Hilsenbek unterstrich, der Landrat habe als Krisenmanager gestanden wie ein Fels in der Brandung. Dank gelte allen, die sich eingebracht hätten. Ihr Einsatz sei aber auch eine hervorragende Eigenwerbung für ihren Beruf. Pavel unterstrich außerdem, es müsse niemand Sorge haben sich anzustecken, wenn er in die Klinik gehe.