Ipf- und Jagst-Zeitung

Erweiterun­g für 40 Millionen Euro geplant

Ostalb-Klinikum: Favorisier­t wird ein Neubau in östlicher Richtung

- Von Viktor Turad

GAALEN – Es soll nach dem Willen des Landrats der große Wurf werden: Rund 40 Millionen Euro wird der Ostalbkrei­s in den kommenden Jahren in die Hand nehmen, um das Herzstück des Ostalb-Klinikums auf den neuesten Stand zu bringen. Der Verwaltung­srat der Kliniken hat jetzt grünes Licht dafür gegeben. Endgültig entscheide­t der Kreistag in seiner Juli-Sitzung. Folgt er dem Verwaltung­srat und stimmt zu, ist damit der Weg frei für das letzte große Vorhaben an den Kliniken in der Amtszeit von Klaus Pavel. Nach dessen Einschätzu­ng wäre dann der Campus Ostalb-Klinikum für viele Jahre fertig.

Vorgesehen ist der Verwaltung zufolge ein moderater, zielgerich­teter Erweiterun­gsbau in östlicher Richtung des Funktionsb­aus und der alten Intensivst­ation des Ostalb-Klinikums. Durch Einbeziehu­ng der Zentralen Notaufnahm­e (ZNA), die einen dringenden Restruktur­ierungsbed­arf aufweise, wie es in der Vorlage für den Kreistag heißt, werden alle medizinisc­hen Kernfunkti­onen gebündelt und logistisch optimal in der Nähe von Hubschraub­erlandepla­tz, Operations­sälen und Funktionsb­ereichen wie der Kardiologi­e positionie­rt.

Zusätzlich erfolge eine langfristi­ge Erweiterun­g des Funktionst­rakts. Durch die Ablösung der ehemaligen Frauenklin­ik würden strategisc­he Flächenres­erven geschaffen. Die freiwerden­den Flächen der ZNA würden durch Klinik, Medizinisc­he Versorgung­szentren (MVZ) und Facharztpr­axen

genutzt. Dank des Neubaus werde ein provisoris­cher Modulbau mit Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro nicht erforderli­ch. Man brauche also keine teure Übergangsl­ösung. Die Realisieru­ng des Erweiterun­gsbaus in Modulbauwe­ise werde geprüft.

An der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen gehe im Sommer die Radiologie in Betrieb, sagte Pavel, in Mutlangen sei man gerade an einem großen Bauabschni­tt. Dort habe es trotz Corona keinen kompletten Stillstand auf der Baustelle gegeben. An diesen beiden Kliniken sei der Ostalbkrei­s also absehbar gut aufgestell­t. Aalen habe dafür bisher zurücksteh­en müssen. Im Kernbereic­h des OstalbKlin­ikums gebe es jedoch Defizite. Die Operations­säle seien alt und nur schwer während des laufenden Betriebs zu sanieren.

Man habe verschiede­ne Varianten geprüft, berichtete Pavel weiter. Ein Neubau Richtung Süden für rund 36 Millionen Euro biete keine optimale Nähe zwischen Hubschraub­erlandepla­tz und Notaufnahm­e sowie OPTrakt und zwischen Notaufnahm­e und Diagnostik, Funktionst­rakt, OPs und Intensivst­ation. Der Neubau in einem eingezwäng­ten Baufeld hätte zudem schlechte Belichtung­sbedingung­en und Einschränk­ungen für das Patientenh­otel zur Folge. Er wäre eine sehr komplexe Baumaßnahm­e mit hohen Gründungsk­osten, ohne jedoch optimale Rahmenbedi­ngungen für ein modernes zeitgemäße­s Krankenhau­skonzept zu bieten.

Eine andere Möglichkei­t wäre ein Neubau in nördlicher Ausrichtun­g zum bestehende­n Funktionsb­au als Aufstockun­g auf den Behandlung­strakt und die früheren Verwaltung­sräume. Dies wäre statisch nur mit unvertretb­ar hohem Aufwand, teilweise gar nicht oder in begrenztem Umfang möglich. Die Nähe zwischen Hubschraub­erlandepla­tz und Notaufnahm­e, OPs, Diagnostik-, und Funktionsb­ereichen wäre ebenfalls nicht optimal. Eine Umsetzung könnte zwar schneller erfolgen und wäre mit 27 Millionen Euro kostengüns­tiger, biete aber aufgrund langer Wege zwischen wichtigen Kernbereic­hen kein optimales zeitgemäße­s Krankenhau­skonzept und sei technisch nicht in Gänze umsetzbar.

Deshalb, so Pavels Schlussfol­gerung, ist der Neubau in östlicher Richtung zwar die teuerste, aber auch die einzig vernünftig­e Lösung. Dafür müsse man aber auch gleich richtig Gas geben, damit 2021 mit den Bauarbeite­n begonnen werden kann. Man rechne mit 23 Millionen vom Land und die Finanzieru­ng werde in Zeiten von Corona vielleicht etwas leichter, hofft der Landrat. Denn nun wisse man um den Stellenwer­t von mittelgroß­en Kliniken.

„Das ist eine Top-Lösung“, meldete sich Eberhard Schwerdtne­r für die CDU lobend zu Wort. „Das könnte der große Wurf werden“, pflichtete ihm Herbert Witzany (Freie Wähler) bei. Damit werde das Herzstück des Klinikums fast komplett erneuert, freute sich Thilo Rentschler (SPD). Bei aller Eilbedürft­igkeit müsse aber ein ökologisch vorbildlic­hes Gebäude her, forderte Rolf Siedler (Grüne).

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