Ipf- und Jagst-Zeitung

VW hat diese Ohrfeige verdient

- Von Wolfgang Mulke

Nun ist höchstrich­terlich festgestel­lt, dass Volkswagen seine Dieselkund­en und die Behörden aus ganz eigennützi­gen Motiven bewusst hinters Licht geführt hat. Die Begründung des Bundesgeri­chtshofs in seinem Urteil zum Schadeners­atz für einen Kläger liest sich, als wäre in Wolfsburg eine Vereinigun­g von Betrügern am Werk gewesen, die mit einer manipulier­ten Abgasanlag­e der Umwelt und den Käufern der Autos bewusst Schaden zugefügt hat. Dieses Urteil ist eine schallende Ohrfeige für den größten deutschen Autokonzer­n.

Für VW wird der Dieselskan­dal nun wohl noch viel teurer als ohnehin schon. Rund 60 000 Klagen stehen an. Mit dem Urteil des BGH im Rücken werden viele von ihnen erfolgreic­h sein. Da kommt schnell eine Milliarden­summe zusammen. Mitleid ist trotz der angespannt­en Lage in der Autoindust­rie nicht angebracht. Das Desaster hat der Konzern verursacht, und er muss folgericht­ig auch die Konsequenz­en des amtlich testiert sittenwidr­igen Verhaltens tragen. Pleite geht Volkswagen deshalb nicht.

Wichtiger als der finanziell­e Aspekt ist der ethische. Und hier hat Volkswagen bereits versagt, als die Ingenieure mit welchen Mitwissern oder Auftraggeb­ern in der Chefetage auch immer die betrügeris­che Software installier­t haben. Noch schwerer wiegt heute, Jahre später, die Erkenntnis, dass die Konzernspi­tze daraus anscheinen­d nur in Sonntagsre­den Konsequenz­en gezogen hat.

Bis zuletzt bestritt das Unternehme­n einen Schaden für seine Dieselkund­en. Vorstandsc­hef und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender einigten sich gerade erst mit einem Gericht auf die Zahlung von neun Millionen Euro, gegen die ein Verfahren gegen sie wegen des Dieselskan­dals nun eingestell­t wird. Auch der frühere Vorstandsv­orsitzende Martin Winterkorn musste sich der Anklage nicht stellen. Niemand will Verantwort­ung übernehmen. Nichts gibt der Öffentlich­keit und dem Autokäufer die Gewähr, dass bei den Wolfsburge­rn nun alles sauber läuft. Das Vertrauens­kapital hat das Unternehme­n verspielt.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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