Was Fußballvereine zum möglichen Saisonende sagen
Endgültig entschieden ist noch nichts, dennoch stellen sich die Ligen auf den 30. Juni ein
GAALEN - Besiegelt ist es noch nicht, doch das Saisonende der unteren Fußball-Ligen steht quasi unmittelbar bevor. Beim Verbandstag am 20. Juni wird der Württembergische Fußballverband (WFV) entscheiden, ob am 30. Juni tatsächlich Schluss ist. Doch schon jetzt haben sich die Verantwortlichen aus der Bezirks-, Landes-, Verbands- und Oberliga mehr oder weniger damit abgefunden.
„Das dürfte die fairste Lösung mit den wenigsten Verlierern sein, deshalb haben wir den Vorschlag befürwortet“, sagt Jens Rohsgoderer, Trainer des Bezirksligisten SV Waldhausen. Er hält eine Fortführung der Saison zwar für unwahrscheinlich, wartet aber bewusst die endgültige Entscheidung des WFV ab. Denn erst dann weiß er mit Sicherheit, ob seine Mannschaft in die Landesliga aufsteigt. „Wir werden sehen“, sagt er äußerst zurückhaltend. Oberstes Ziel sei es, zurück auf den Platz zu dürfen und wieder etwas Normalität zurück zu bekommen.
Es werde zwar bereits versucht, wieder in Kleingruppen zu trainieren, aber das ersetze das Mannschaftstraining nicht wirklich. „Es ist zumindest ein kleiner Augleich, denn die Jungs lechzen nach dem Ball.“In einem nächsten Schritt werde dann versucht, die Weichen für die neue Saison zu stellen, auf die man sich nach so langer Pause sicherlich noch akribischer vorbereiten müsse als sonst.
Auch der SV Neresheim hat bei der Anhörung des WFV ein Statement abgegeben. „Es wäre für uns akzeptabel, zumal sich der Großteil der Vereine für das Saisonende am 30. Juni ausgesprochen hat“, sagt Manfred Raab, Trainer der Landesliga-Herren. „Wir waren in der Rückrunde sportlich gut unterwegs, haben kein
Spiel verloren seit ich im Oktober letztes Jahr übernommen habe.“Sein Team habe sich zuletzt bis auf Platz neun vorgearbeitet und sei optimistisch gewesen, es noch weiter nach vorne zu schaffen, doch dann kam Corona und die Enttäuschung war groß. „Das war höhere Gewalt und der mussten wir uns beugen“, so der 54-Jährige.
Den Trainingsbetrieb hat sein Team allerdings noch nicht wieder aufgenommen. „Ich habe da ehrlich gesagt keinen Sinn drin gesehen. Es gibt einfach zu viele Vorgaben und wir hätten kein wirkliches Ziel.“Wenn die neue Saison wie geplant am 1. September beginnt, habe man aber wieder ein Ziel und könne sechs oder sieben Wochen vorher wieder gezielt mit dem Training beginnen. Bis dahin habe er großes Vertrauen in seine Mannschaft, dass jeder Spieler nach seinen Möglichkeiten trainiert und sich fit hält.
Mit Beginn der neuen Saison steht laut Raab dann wieder der Klassenerhalt im Vordergrund: „Oft wird das zweite Jahr schwieriger als das erste, aber ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.“Tuchfühlung mit den vorderen Plätzen sei auch diese Saison schon drin gewesen und an diese Leistung wolle er anknüpfen.
Noch eine Stufe höher, in der Verbandsliga, ist sich Patrick Schiehlen vom Sportvorstand des TSV Essingen gar nicht ganz sicher, ob der Verein schriftlich zum Vorschlag des WFV Stellung genommen hat. „Aber wir tragen mit, was der Verband vor hat.“Zwar hätte sich jeder gewünscht, dass es weitergeht, aber nun müsse man hinnehmen, dass die Verbandsliga aufgestockt wird. „Was ich etwas seltsam fand, war, dass kurz nachdem der 30. Juni vorgeschlagen wurde, gleich eine Karte kam, wie die neue Verbandsliga aussehen könnte.“
Dabei seien doch diverse Szenarien noch gar nicht geklärt, beispielsweise was passiert, wenn jemand nicht aufsteigen kann, weil es sich der Verein oder der Sponsor nicht leisten kann. „Außerdem hätte der Verband mal nachfragen können, ob und welche Vereine überhaupt von Corona betroffen sind“, kritisiert der 42-Jährige.
Anders als der SV Neresheim hat der TSV Essingen das Training wieder aufgenommen. „Zweimal die
Woche trainieren immer zwei Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten und sogar auf unterschiedlichen Plätzen, einmal normaler und einmal Kunstrasen.“Für „die Jungs“sei es schön, wieder am Ball zu sein, aber unter Einhaltung aller Auflagen (nur fünf Mann inklusive Trainer auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern, kein Duschen) habe das nicht viel mit Fußball zu tun. Deshalb, so Schiehlen, werde auch noch diese Woche entschieden, ob es mit dieser Art von Training weitergeht oder ob man bis Ende Juli abwartet, um dann gleich richtig in die Vorbereitung für die neue Saison zu starten.
Für diese gilt: „Weiter oben ranrutschen.“Essingen will nach der letzten Misere gegen Tübingen vor Corona wieder angreifen und sich statt auf Platz sieben eher zwischen eins und drei wiederfinden, so Schiehlen. Zwar sei die finanzielle Situation des Vereins Corona-bedingt „extrem anspruchsvoll“und man müsse zwei personelle Abgänge verkraften (siehe nebenstehender Bericht), aber zumindest gehe es weiter.
Definitiv an der Anhörung der Vereine beteiligt hat sich die TSG
Hofherrnweiler-Unterrombach. „Wir haben für den Abbruch gestimmt. So kann die Saison nicht zu Ende gespielt werden“, sagt Trainer Benjamin Bilger bestimmt. „Ab 1. Juli wechseln die ersten Spieler und das wäre dann nicht mehr gleichberechtigt gewesen.“Er hält es für eine gute Lösung, dass „Backnang verdient aufsteigt“und es keine Absteiger geben soll. „Auch wenn es dann in der neuen Saison 20 Mannschaften gibt, nehmen wir die Aufgabe gern an – Hauptsache wir können diesmal zu Ende spielen“, so der 40-Jährige.
Ein Saisonende am 30. Juni würde für die TSG „Erleichterung und Planungssicherheit“bedeuten. „Dann wäre es eine klare Sache und wir könnten anders in die Zukunft blicken“, so Bilger, der sich wie Raab dazu entschieden hat, noch nicht zu trainieren. „Wir steigen dann ab Juli oder August wieder zu 100 Prozent ein.“Allerdings langsam, denn wenn man so lange kein fußballspezifisches Training mehr gehabt habe, sei Vorsicht geboten, speziell im Hinblick auf Verletzungen. Ziel für die neue Saison sei es, sich im Mittelfeld zu etablieren. „Da haben wir in der letzten Runde zu wenig gezeigt, meine Mannschaft kann mehr“, sagt Bilger überzeugt.
Noch mehr Bedauern hört man bei Helmut Dietterle, dem Trainer des Oberligisten Sportfreunde Dorfmerkingen heraus: „Für uns ist es vor Corona hervorragend gelaufen, wir waren auf Platz neun, hatten richtig Fuß gefasst und das sportlich gern noch zu Ende gebracht.“Für ihn ist das Saisonende am 30. Juni „reine Formsache“, da „alle Vereine bei der Anhörung dafür waren“. Auch dem 68-Jährigen fehlt derzeit für die Wiederaufnahme des Trainingsbetreibs das Ziel, er spekuliert aber auf einen früheren Vorbereitungsbeginn im Juli.