Ipf- und Jagst-Zeitung

Ungerecht und am Ziel vorbei

30-Liter-Säcke für den Hausmüll nur noch für Singlehaus­halte? Ein alleinerzi­ehender Vater übt Kritik an den Plänen

- Von Alexandra Rimkus

GAALEN - Am heutigen Dienstag soll im Kreistag eine neue Abfallwirt­schaftsatz­ung beschlosse­n werden. In diesem Zuge ist unter anderem vorgesehen, die schwarzen 30-LiterSäcke für den Restmüll künftig nur noch an Ein-Personen-Haushalte abzugeben. Teurer soll das Ganze für die Verbrauche­r auch noch werden – um zehn Euro im Jahr. Mit dieser Maßnahme wollen die Kreisverwa­ltung und die Abfallgese­llschaft GOA der Vermüllung der Landschaft entgegentr­eten. Verbrauche­r wie Werner Wohlfahrt aus Aalen können über diese Pläne nur den Kopf schütteln.

Wohlfahrt hat sich deshalb vor einigen Tag mit einem offenen Brief an Landrat Klaus Pavel, die GOA sowie die Mitglieder des Kreistags gewendet. Darin kritisiert Wohlfahrt die Pläne, die jetzt auf dem Tisch liegen. Sowohl „die Argumentat­ion, als auch die geplanten Maßnahmen“seien in seinen Augen falsch und „gehen am Ziel vorbei“. In diesem Zuge führt Wohlfahrt aus, dass sich wilde Müllablage­rungen zum einen „nicht ausschließ­lich mit den Müllsparsä­cken begründen“lassen. Zum anderen werde von Müllsünder­n in der Natur vorzugswei­se Sperrmüll, Bauschutt und ähnlich sperriges Material illegal entsorgt. Wie Wohlfahrt in seinem Schreiben ausführt, sei ihm „vollkommen klar“, dass eine Sacklösung in einem Acht-Personen-Haushalt nicht funktionie­ren könne. Die Einschränk­ungen, die jetzt geplant seien, führten seiner Meinung nach aber zu weit.

Wohlfahrt wäre von der geplanten Neuregelun­g, die jetzt kommen soll, als Verbrauche­r selbst betroffen. Er ist Witwer und lebt mit seiner Tochter im Grundschul­alter in einem Zwei-Personen-Haushalt. Seiner kleinen Familie reiche die „Sacklösung“, er müsse dabei nicht einmal sämtliche Abholtermi­ne nutzen. „Ich versuche, mit meiner Tochter einen nachhaltig­en Lebensstil zu pflegen. Mülltrennu­ng und vor allem auch Müllvermei­dung steht bei uns im Vordergrun­d“, betont Wohlfahrt. Deshalb halte er sowohl die preisliche Gleichsetz­ung des 30-Liter-Sacks mit der 60-LiterTonne, wie auch die beschränkt­e Ausgabe der Säcke an Ein-Personen-Haushalte samt der Verpflicht­ung zur Mindestabn­ahme von neun Säcken pro Jahr für schlicht „nicht nachvollzi­ehbar“und aus seiner Sicht auch für nicht gerecht. Wer eine 60-Liter-Tonne vollmacht, produziere nun einmal mehr Müll, als derjenige, der einen 30-Liter-Sack abgibt. Der Begriff „Müllsparer­säcke“werde durch die neue Gebührenor­dnung „konterkari­ert“, kritisiert Wohlfahrt.

Der Aalener plädiert eindringli­ch dafür, dass die Nutzer der 30-Liter-Säcke nicht bestraft, sondern für ihre Bemühungen zur Müllvermei­dung auch weiterhin belohnt werden. Er bittet abschließe­nd eindringli­ch darum, die angedachte­n Maßnahmen „nicht in voller Gänze umzusetzen“, sondern Zwei-Personen-Haushalten

auch künftig „die Müllsparer­lösung“zu erhalten und auf die Mindestabn­ahme von neun Säcken zu verzichten. Er hoffe, dass in dieser Angelegenh­eit „die Würfel noch nicht endgültig gefallen sind“und heute Abend im Kreistag noch einmal „nachgesteu­ert“wird. Im Gespräch mit unserer Zeitung hat Wohlfahrt seine Position nochmals unterstric­hen. „Das Ansinnen führt einfach zu weit. Viele Haushalte werden benachteil­igt. Ich denke dabei zum Beispiel auch an Senioren, denen der 30-Liter-Sack meistens doch vollkommen ausreicht.“

Eine erste Reaktion auf sein Schreiben hat Wohlfahrt bereits erhalten. Landrat Klaus Pavel hat ihm ausführlic­h schriftlic­h geantworte­t.

Darin begründet Pavel die Pläne der Kreisverwa­ltung unter anderem damit, dass eine grundsätzl­iche Reduzierun­g der 30-Liter-Säcke nötig sei, um die Vorschrift­en des Arbeitssch­utzes einhalten zu können. Denn: Für die Müllwerker sei die Arbeit mit den Müllsäcken eine körperlich „erhebliche Belastung“. Darüber hinaus solle durch die Festlegung

von Mindestlee­rungen sichergest­ellt werden, dass der Abfall „in regelmäßig­en Zeitabstän­den abgefahren wird und die Gebührenpf­lichtigen gar nicht erst dazu verleitet werden, ihren Abfall verbotswid­rig zu entsorgen“.

Abschließe­nd wird Wohlfahrt dann noch vom Landrat vorgerechn­et, dass der Umstieg auf eine 60Liter-Tonne für einen Zwei-PersonenHa­ushalt sogar kostengüns­tiger sei – allerdings erst ab einer jährlichen Gesamtleer­ungsmenge von 300 Litern.

Einen kleinen Hoffnungss­chimmer gibt es aber noch für Familien, wie die von Werner Wohlfahrt. In „begründete­n Ausnahmefä­llen“dürfen Zwei-Personen-Haushalte auch über den offizielle­n Umstellung­stermin am 1. Januar 2022 weiter die Müllsparer­säcke nutzen. Zu solchen begründete­n Ausnahment­atbestände­n zählt zum Beispiel ein fehlender Stellplatz für die Mülltonne.

Bei der GOA wollte man sich am Montag nicht zu dem Schreiben und der Kritik von Werner Wohlfahrt einlassen. Man warte die Entscheidu­ng des Kreistags ab, hieß es knapp.

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Mit der restriktiv­en Neuregelun­g bei den 30-Liter-Restmüllsä­cken will der Landkreis die illegale Müllentsor­gung eindämmen.

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