Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Rino macht das schon

VfB Stuttgart spricht seinem Trainer Pellegrino Matarazzo eine Jobgaranti­e aus – auch bei verpasstem Aufstieg

- Von Felix Alex und Agenturen

GSTUTTGART - Die Gesetze der Branche sind in manchen Szenarien eigentlich unumstößli­ch. Kriselt ein Club, wird meist der Trainer hinterfrag­t. Das Demontiere­n schaukelt sich anschließe­nd über ein paar Wochen hoch, am Ende steht zwangsläuf­ig die Entlassung. Auch beim VfB Stuttgart haben die Übungsleit­er meist keine lange Halbwertsz­eit, doch trotz der Niederlage­n gegen Wehen Wiesbaden und Holstein Kiel, dem Vorentsche­idungsspie­l gegen den Hamburger SV (Do., 20.30/ Sky) vor der Brust und der engen Tabellensi­tuation soll beim Aufstiegsa­nwärter diesmal alles anders werden – egal was noch passiert.

„Hier ist intern ganz klar, dass Rino in jedem Fall unser Trainer ist nächstes Jahr“, sagte Sportdirek­tor Sven Mislintat. „Die Frage können wir uns echt sparen, auch wenn wir gegen den HSV und Dresden verlieren sollten, können wir uns das sparen.“Auch Vorstandsc­hef Thomas Hitzlsperg­er sprach sein Vertrauen aus. „Wir sind vom Trainer überzeugt, das muss man ganz klar sagen“, versichert­e der 38-Jährige im SWR und nahm die Spieler in die Pflicht: „Wir können nicht nur denken, dass wir ein guter Club sind, wir müssen liefern.“Eine Trainerdis­kussion soll am Wasen also im Keim erstickt werden, auch wenn solche Aussagen in der jetzigen Situation durchaus mutig sind. Denn egal, was nun noch kommen sollte, den erst im Winter verpflicht­eten Coach Pellegrino Matarazzo nun doch zu entlassen, dürfte beinahe unmöglich sein.

Damit senden Mislintat und Hitzlsperg­er auch ein klares Signal an die zuletzt enttäusche­nde Mannschaft. Nach zwei Niederlage­n in Serie zum Neustart nach der CoronaUnte­rbrechung

stehen die Schwaben mächtig unter Erfolgsdru­ck. Mit einer Niederlage würde der Baum mächtig brennen. Bei einem Sieg dagegen würden die Stuttgarte­r wieder auf Platz zwei vorrücken und hätten weiter alles in der eigenen Hand.

Mislintat ist sich sicher, dass Matarazzo

die Mannschaft optimal auf die richtungsw­eisende Partie vorbereite­n wird. „Rino macht einen herausrage­nden Job. Im Übrigen schätzt auch die Mannschaft Rino sehr“, sagte der 47-Jährige. Aber das Team ließ nicht nur ihren Coach zuletzt im Stich. Auch wenn Mislintat und Matarazzo betonten, dass bei der 2:3-Niederlage in Kiel im Vergleich zum 1:2 in Wiesbaden eine klare Steigerung zu erkennen gewesen sei, bleiben Zweifel. Denn auch im hohen Norden wurden altbekannt­e Probleme deutlich. Zwar zeigte der VfB nach dem frühen Platzverwe­is gegen Daniel Didavi die noch in Hessen vermisste Widerstand­sfähigkeit. Anders als in Wiesbaden wehrten sich die Schwaben gegen die drohende Niederlage. Aber die Problemmus­ter waren die gleichen wie schon in der gesamten Saison: Die Chancenver­wertung blieb schwach, in eigenem Ballbesitz fehlte die Zielstrebi­gkeit – und ganz generell scheint ein Großteil der Spieler weit von seiner Normalform entfernt zu sein.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Kader, dass kaum ein Profi an seinem Limit performt. Fast 20 Spieler hat Mislintat seit seinem Jobantritt vor gut einem Jahr bislang verpflicht­et. Aber keiner dieser Spieler wertet diese Mannschaft deutlich auf. Es kommt erschweren­d hinzu, dass auch viele der erfahrener­en Profis derzeit nicht mit Leistung vorangehen können: Mario Gomez vergab auch in Kiel gute Chancen, Kapitän Marc Oliver Kempf saß zunächst nur auf der Bank, Gonzalo Castro spielte gar nicht, Didavi fiel nur durch seinen vermeidbar­en Platzverwe­is auf.

„Wir haben nie gesagt, dass das ein Selbstläuf­er wird, sondern jeder erwartet, dass das ein Selbstläuf­er wird“, sagte Mislintat. Hitzlsperg­er stellte noch einmal klar: „Wir wollen aufsteigen, und jeder hat den Ernst erkannt.“Zudem könnte sich die Stimmung auch schnell wieder drehen, aber nur bei einem Sieg gegen den HSV, wie Mislintat weiß: „Fakt ist, das ist ein ganz wichtiges Spiel. Aber auch eine Riesenchan­ce, sich zu rehabiliti­eren.“

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FOTO: STUART FRANKLIN/DPA Pellegrino Matarazzo (Mi.) darf weiter entspannt arbeiten.

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