Jakobuskirche für Kenner
Hermann Sorg legt neuen Kirchenführer der Wallfahrtsstätte mit Pilgerhospiz vor
GROSENBERG-HOHENBERG - Scharen von Besuchern und Pilgern kommen das ganze Jahr über auf den Hohenberg. Ihr Interesse an Geschichte und Bedeutung der uralten Wallfahrtskirche ist groß. Bisher gab es nur das viele Jahrzehnte alte Büchlein des unvergessenen Pfarrers Johannes Herschlein, der von 1976 bis 2001 als Pensionär im Jakobushaus auf dem Hohenberg gelebt hat.
Hermann Sorg, Lehrer im „Unruhestand“und Kenner der Heimatgeschichte, hat nun die Nachfrage nach einem neuen modernen Kirchenführer beantwortet und mehr als optimal befriedigt. Er war damals schon kundiger Mitautor des Kirchenführers von Herschlein. Als eifriger Mitarbeiter der „Ipf- und Jagst-Zeitung“mit Land und Leuten bestens vertraut, war er jetzt der Richtige für eine neue, gründlich überarbeitete und attraktiv illustrierte Präsentation der weithin beliebten Wallfahrtskirche auf dem Hohenberg.
Bei seinen Recherchen in den Pfarrchroniken und Pfarrakten von Rosenberg und Hohenberg kamen ihm seine Geschichtskenntnisse sowie seine Kontakte zu dem mit ihm befreundeten Künstlerpfarrer Sieger Köder, der 20 Jahre in der Doppelpfarrei tätig war, sehr zugute. Nicht nur Hermann Sorgs Fotos, sondern auch die Zeichnungen und Karikaturen Sieger Köders beleben und bereichern den Kirchenführer.
An einer mittelalterlichen Reichsstraße von West nach Ost gelegen, war der Hohenberg schon im zwölften Jahrhundert das Ziel vieler Jakobus-Wallfahrer. Die erste Kirche, die schon bald nach 1100 entstand, sei wohl nach dem Muster der Ägidiuskirche auf der kleinen Comburg in Schwäbisch Hall errichtet worden, vermutet Sorg. Es war die Zeit der Hirsauer Klosterreform, nach der sich auch die Ellwanger Benediktiner richteten, die auf dem Hohenberg eine Propstei gegründet hatten.
Die ursprünglich zweischiffige romanische Kirche wurde nach einem Brand im Jahr 1428 zu einem geräumigen Langhaus mit gotischen Fenstern umgebaut. Baumeister war Hans Stiglitz von Miltenberg, auf den auch der Ellwanger Kreuzgang bei der Basilika und die Wolfgangskirche zurückgehen. Wie zwei Ablassbriefe von 1332 und 1489 bezeugen, war das Patrozinium dem Apostel Jakobus gewidmet, dessen Fest am 25. Juli gefeiert wird.
Der heutige Kirchenbau und der bis dahin nicht vorhandene Turm stammen aus den Jahren 1895/96. Der damals vorherrschende Historismus bestimmte den Umbau auf den alten Fundamenten des Langhauses und des Querschiffes im neuromanischen Stil. Aus der ersten Kirche blieben nur noch der Taufstein, das Tympanon über dem Nordportal und ein kleiner staufischer Löwe über der Hauptapsis erhalten. Die 1895 erbaute Kirche könnte dieses Jahr im September ihr Kirchweihfest feiern, wenn das Feiern wieder zulässig ist.
Faszinierende Veränderungen im Inneren der Kirche sind Sieger Köder zu verdanken, der von 1975 bis 1995 Hohenberger Seelsorger war. Außer den 28 großartigen Kirchenfenstern
gehen die neue Gestaltung des bereits vorhandenen Radleuchters und das Labyrinth auf dem Boden der Vierung zwischen Lang- und Querschiff auf ihn zurück. Die Ostund Westwand des Jakobhauses neben der Kirche bemalte der Künstlerpfarrer mit lebhaften Szenen seiner Jakobuswallfahrten. Die Pilgergruppe auf dem Parkplatz, das Osterkreuz in der Aussegnungshalle und der Mönch Maurus auf der Friedhofsmauer sind ebenfalls Köders Werke.
Hermann Sorg vergisst in seinem Kirchenführer nicht auf das Pilgerhospiz einzugehen, in dem jährlich bis zu 60 Übernachtungen die Bedeutung und Beliebtheit der Jakobuswallfahrt in heutiger Zeit bezeugen. Als Bildungseinrichtung steht die „Borro-Ranch“zur Verfügung. Das Haus am Weg vom Dorf Hohenberg hinauf zur Jakobuskirche wurde um 1900 als Pfarrhaus erbaut und diente ab 1973 den Schülern des Bischöflichen Konvikts Borromäum als Freizeiteinrichtung.