Das große Räumen auf dem Mödinger-Gelände
Gemeinderat hebt Veränderungssperre auf – Was das für den neuen Eigentümer bedeutet und was er vorhat
GELLWANGEN - Im Februar hat der Gemeinderat beschlossen, dass ein Bebauungsplan für die „Daimlerstraße West“aufgestellt werden soll. Dabei geht es um zwei Firmengelände – Varta Microbattery und MödingerBrache. Jetzt hat der Gemeinderat die Veränderungssperre fürs Mödinger-Areal aufgehoben.
Diese Veränderungssperre war am 27. September 2018 erlassen worden, um die Planungsziele der Stadt fürs Gelände des ehemaligen holzverarbeitenden Betriebs zu sichern, wie es heißt. Am 9. Oktober 2019 hat der Ausschuss für Bau-, Umwelt und Verkehrsangelegenheiten dann „die Ausnahme zum Abbruch der Gebäude ab Oberkante der Bodenplatte“erteilt.
Neueigentümer Johannes Neukamm hat bereits auf einer freigeräumten Fläche rund 100 Parkplätze angelegt. Die hat der Nachbar Varta gemietet. Neukamm wollte die Parkfläche verdoppeln. Doch er hatte erst einmal einen Berg voller Probleme vor sich.
Gemeint ist der Berg aus Heraklith. Dabei handelt es sich um einen Baustoff aus Holz, Zement und Styropor – eine Mischung aus organischem und anorganischem Material, wie Neukamm sagt. Dieser Berg musste zuerst aus dem Weg geräumt und als Sondermüll entsorgt werden.
Inzwischen wurde ein weiterer Hallenteil weggeschoben. Die künftige Parkfläche ist weitgehend frei. Der Boden muss noch durch Betonarbeiten ausgeglichen werden. In etwa drei Wochen, schätzt Neukamm, könnte der Parkplatz für insgesamt 200 Autos fertig sein.
Das Heraklith war aber nicht das einzige Problem. Die Hallen waren bis unters Dach vollgemüllt, wie der neue Eigentümer sagt. Allein das Ausräumen habe einen sechsstelligen Betrag gekostet. Rund 4000 Tonnen Material hätten das Gelände inzwischen verlassen.
Der Großteil der Hallen steht noch. Und bei manchen wundert man sich, dass sie überhaupt noch stehen, so windschief wie sie sind.
Neukamm kann dafür nichts. Er weiß um den Wert des Grundstücks, das für Parkplätze ja eigentlich viel zu schade ist, und verweist auf den „stark wachsenden Nachbarn“im Norden. Gemeint ist Varta. Und auf den im Bau befindlichen Lebensmittelmarkt Tegut mit seinen Bioangeboten im Süden. Dazwischen könnte schon was Schönes entstehen, sagt er.
Welche Pläne er mit dem Gelände hat, das natürlich allerlei Begehrlichkeiten weckt, lässt er sich nicht entlocken. Es gebe Interessenten sagt er. Aber in Coronazeiten hielten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück. Auch sei alles abhängig von der Frage: „Was erlaubt uns die Stadt, wo schränkt sie uns ein?“
Was passiert eigentlich mit dem Heraklith? Neukamm erläutert: Es wird gefiltert und gebrochen, damit sich eine homogene Masse ergibt. Dann wird es entweder als Holzbeton wiederverwertet oder als minderwertiges A-4-Altholz entsorgt.
Rückblick Die Firma Mödinger hat 2014 Insolvenz angemeldet und 2015 ihren Betrieb eingestellt. Im August 2018 wurde das Gelände versteigert. Doch die im darauffolgenden September erlassene Veränderungssperre machte den Abbruch der Gebäude unmöglich.
Die Veränderungssperre ist auf zwei Jahre befristet – mit einer möglichen Verlängerung von einem Jahr, ohne sich der Gefahr eventueller Schadensersatzforderungen ausgesetzt zu sehen, wie es in der Gemeinderatsvorlage heißt.
Durch die Aufhebung der Veränderungssperre soll dieser Fristlauf unterbrochen werden. „Sollte jedoch alsbald ein der Planung entgegenstehendes Vorhaben an die Stadt herangetragen werden, kann die Veränderungssperre erneut durch den Gemeinderat beschlossen und in Kraft gesetzt werden.“
Und welchen Vorteil hat der Neueigentümer von der aufgehobenen Veränderungssperre? Die Antwort liegt auf der Hand: Er braucht zum Abriss der baufälligen Hallen nun keine Ausnahmegenehmigung mehr.