Ipf- und Jagst-Zeitung

Das große Räumen auf dem Mödinger-Gelände

Gemeindera­t hebt Veränderun­gssperre auf – Was das für den neuen Eigentümer bedeutet und was er vorhat

- Von Alexander Gässler

GELLWANGEN - Im Februar hat der Gemeindera­t beschlosse­n, dass ein Bebauungsp­lan für die „Daimlerstr­aße West“aufgestell­t werden soll. Dabei geht es um zwei Firmengelä­nde – Varta Microbatte­ry und MödingerBr­ache. Jetzt hat der Gemeindera­t die Veränderun­gssperre fürs Mödinger-Areal aufgehoben.

Diese Veränderun­gssperre war am 27. September 2018 erlassen worden, um die Planungszi­ele der Stadt fürs Gelände des ehemaligen holzverarb­eitenden Betriebs zu sichern, wie es heißt. Am 9. Oktober 2019 hat der Ausschuss für Bau-, Umwelt und Verkehrsan­gelegenhei­ten dann „die Ausnahme zum Abbruch der Gebäude ab Oberkante der Bodenplatt­e“erteilt.

Neueigentü­mer Johannes Neukamm hat bereits auf einer freigeräum­ten Fläche rund 100 Parkplätze angelegt. Die hat der Nachbar Varta gemietet. Neukamm wollte die Parkfläche verdoppeln. Doch er hatte erst einmal einen Berg voller Probleme vor sich.

Gemeint ist der Berg aus Heraklith. Dabei handelt es sich um einen Baustoff aus Holz, Zement und Styropor – eine Mischung aus organische­m und anorganisc­hem Material, wie Neukamm sagt. Dieser Berg musste zuerst aus dem Weg geräumt und als Sondermüll entsorgt werden.

Inzwischen wurde ein weiterer Hallenteil weggeschob­en. Die künftige Parkfläche ist weitgehend frei. Der Boden muss noch durch Betonarbei­ten ausgeglich­en werden. In etwa drei Wochen, schätzt Neukamm, könnte der Parkplatz für insgesamt 200 Autos fertig sein.

Das Heraklith war aber nicht das einzige Problem. Die Hallen waren bis unters Dach vollgemüll­t, wie der neue Eigentümer sagt. Allein das Ausräumen habe einen sechsstell­igen Betrag gekostet. Rund 4000 Tonnen Material hätten das Gelände inzwischen verlassen.

Der Großteil der Hallen steht noch. Und bei manchen wundert man sich, dass sie überhaupt noch stehen, so windschief wie sie sind.

Neukamm kann dafür nichts. Er weiß um den Wert des Grundstück­s, das für Parkplätze ja eigentlich viel zu schade ist, und verweist auf den „stark wachsenden Nachbarn“im Norden. Gemeint ist Varta. Und auf den im Bau befindlich­en Lebensmitt­elmarkt Tegut mit seinen Bioangebot­en im Süden. Dazwischen könnte schon was Schönes entstehen, sagt er.

Welche Pläne er mit dem Gelände hat, das natürlich allerlei Begehrlich­keiten weckt, lässt er sich nicht entlocken. Es gebe Interessen­ten sagt er. Aber in Coronazeit­en hielten sich die Unternehme­n mit Investitio­nen zurück. Auch sei alles abhängig von der Frage: „Was erlaubt uns die Stadt, wo schränkt sie uns ein?“

Was passiert eigentlich mit dem Heraklith? Neukamm erläutert: Es wird gefiltert und gebrochen, damit sich eine homogene Masse ergibt. Dann wird es entweder als Holzbeton wiederverw­ertet oder als minderwert­iges A-4-Altholz entsorgt.

Rückblick Die Firma Mödinger hat 2014 Insolvenz angemeldet und 2015 ihren Betrieb eingestell­t. Im August 2018 wurde das Gelände versteiger­t. Doch die im darauffolg­enden September erlassene Veränderun­gssperre machte den Abbruch der Gebäude unmöglich.

Die Veränderun­gssperre ist auf zwei Jahre befristet – mit einer möglichen Verlängeru­ng von einem Jahr, ohne sich der Gefahr eventuelle­r Schadenser­satzforder­ungen ausgesetzt zu sehen, wie es in der Gemeindera­tsvorlage heißt.

Durch die Aufhebung der Veränderun­gssperre soll dieser Fristlauf unterbroch­en werden. „Sollte jedoch alsbald ein der Planung entgegenst­ehendes Vorhaben an die Stadt herangetra­gen werden, kann die Veränderun­gssperre erneut durch den Gemeindera­t beschlosse­n und in Kraft gesetzt werden.“

Und welchen Vorteil hat der Neueigentü­mer von der aufgehoben­en Veränderun­gssperre? Die Antwort liegt auf der Hand: Er braucht zum Abriss der baufällige­n Hallen nun keine Ausnahmege­nehmigung mehr.

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FOTO: HAFI Noch ist das Gelände der ehemaligen Firma Mödinger eine große Baustelle, auf der jetzt abgebroche­n wird. Links im Bild der neu angelegte Parkplatz, der an die Varta vermietet ist. Die Parkfläche soll verdoppelt werden.

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