Ipf- und Jagst-Zeitung

Verantwort­ung im Zentrum

Die Abwehrnot beim FC Bayern hat David Alaba in die Innenverte­idigung gebracht

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MÜNCHEN (dpa) - Als Lautsprech­er ist David Alaba in all den Jahren beim FC Bayern nie auffällig geworden. Aber jetzt, im ruhigen Umfeld der Geisterspi­ele, hat Hansi Flick etwas höchst Erfreulich­es bei seinem Abwehrchef entdeckt. „Es ist so, dass er die Mannschaft führt, dass er Kommandos gibt. Das kriegt man gerade von außen in der Stille des Stadions und der Spiele noch mehr mit. Das freut mich sehr, weil ich das von Spielern immer wieder einfordere, dass sie sich auf dem Platz gegenseiti­g unterstütz­en, gegenseiti­g pushen und gegenseiti­g coachen. Das macht David gut“, sagte Münchens Trainer.

Kommandos erwartet Flick auch am Samstag (18.30 Uhr/Sky) in seinem 25. Pflichtspi­el als Bayern-Cheftraine­r wieder vom österreich­ischen Nationalsp­ieler Alaba. Gegen Fortuna Düsseldorf wollen die Münchner nach dem vorentsche­idenden 1:0 am Dienstag im direkten Titelduell mit Borussia Dortmund den nächsten Schritt zum 30. Meistertit­el in der Fußball-Bundesliga machen. „Die big points von Dortmund wollen wir damit verstärken“, sagte Flick. Fehlen wird weiterhin Thiago (Adduktoren­probleme).

Für den 27-jährigen Alaba wäre es bereits Meistertit­el Nummer 9 als Bayern-Profi – und dennoch eine Premiere: Es wäre schließlic­h sein erster Titel, den er nicht als linker Außenverte­idiger gewinnen würde, sondern als Innenverte­idiger. Den verantwort­ungsvollen Posten des Abwehrboss­es, den er von Flick gleich in dessen erstem Spiel als Nachfolger von Niko Kovac übertragen bekam, erfüllt Alaba ein halbes Jahr später nicht nur mit großer Souveränit­ät, sondern inzwischen auch mit großer Freude. „So, wie wir das im Moment spielen, macht es sehr, sehr viel Spaß, auch in der Innenposit­ion“, sagte Alaba.

Der Österreich­er, der jahrelang der kleine Bruder hinter Franck Ribéry auf der linken Seite war, hatte sich immer schon eine zentralere Rolle im Münchner Spiel erhofft. Dabei dachte Alaba aber ans Mittelfeld.

Flicks Idee mit dem Innenverte­idiger Alaba entsprang auch im Grunde einer Notlage: Abwehrchef Niklas Süle und der für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflicht­ete Weltmeiste­r Lucas Hernández waren im vergangene­n November langfristi­g verletzt. Und Ex-Weltmeiste­r Jérôme Boateng war weit entfernt von der Bestform.

Neben Alaba blühte nicht nur der 31-jährige Boateng im Abwehrzent­rum wieder auf. Links neben Alaba, auf dessen früherer Position, startete zugleich der 19 Jahre junge Kanadier Alphonso Davies als Entdeckung der

Saison durch. Das führt aktuell dazu, dass für den inzwischen wieder fitten Rekordeink­auf Hernández kein Platz in der Startelf frei ist. Links innen blockiert Alaba den Franzosen, außen Davies. „Einen 80-MillionenM­ann setzt man nicht so gerne auf die Bank“, gab der frühere BayernStar Lothar Matthäus schon einmal zu bedenken.

In 14 von 24 Pflichtspi­elen unter Flick stand hinten die Null, auch bei dem im Titelkampf so wichtigen Sieg in Dortmund. Alaba hat daran einen großen Anteil. Er versuche einfach, das Vertrauen des Trainers auf dem

Platz zurückzuge­ben: „Es kommt mehr Verantwort­ung auf mich zu, aber die nehme ich gerne an, weil es auch mein Anspruch ist.“

Für immer Innenverte­idiger? Da zögert Alaba: „Ich weiß, dass ich auf der Position innen gesehen werde. Ich habe aber noch einen offensiven Drang in mir. Ich möchte schon ab und zu mit nach vorne kommen.“Für immer Bayern? So lautet gerade die andere Frage an Alaba. In einem Jahr läuft sein Vertrag aus. Das wissen Flick, das wissen die Münchner Bosse – und das wissen auch andere Topclubs in Europa.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/AFP Auch gegen Borussia Dortmund (li. Thorgan Hazard) spielte Bayerns David Alaba als linker Innenverte­idiger stark. Im defensiven Zentrum scheint sich der Österreich­er festgespie­lt zu haben.

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