Das Zeug für mehr
Der nächste Zweitliga-Gegner Erzgebirge Aue traut dem 1. FC Heidenheim den Aufstieg zu
GHEIDENHEIM - Wenn man die jüngsten Experten-Meinungen nimmt, steht es 2:1 für den 1. FC Heidenheim. Zwei Stimmen votierten pro Aufstiegschance, eine dagegen. Für das 2:1 sorgte an diesem Freitag Dirk Schuster auf der Pressekonferenz. Er setzte sich intensiv mit den Heidenheimern auseinander und kam nach Einschätzung der Lage zum Schluss: „Man will in Heidenheim das Wunder schaffen. Und sie haben das Zeug dazu, in diesem Jahr in die Bundesliga aufzusteigen.“
Der Trainer des Fußball-Zweitligisten Erzgebirge Aue scheint vom Ist-Zustand des FCH überzeugt. „Sie sind für mich derzeit mit die formstärkste und physisch stärkste Mannschaft der 2. Liga“, attestierte Schuster. Wie unangenehm, dass die Auer an diesem Sonntag um 13.30 Uhr auf dem Schlossberg antreten müssen. Naja, vielleicht doch nicht so schlecht? „Aue wird für sie vielleicht das schwierigste Spiel der Saison“, mutmaßte der Fußballlehrer. Er weiß halt auch, dass seine Mannschaft unangenehm ist. So ist das oft bei Schusters Mannschaften und mit Wundern kennt er sich auch aus, schließlich coachte er einst die unangenehm zu spielenden Darmstädter in die Bundesliga.
Dass die Heidenheimer dort landen könnten, schätzte zuletzt bei „Sky“auch der ehemalige IngolstadtGeschäftsführer Harald Gärtner ein, der dem FCH den dritten Tabellenplatz und damit die Bundesliga-Relegation zutraut. Nach den Ereignissen am Donnerstagabend hat den der Hamburger SV nach seiner Niederlage in der Nachspielzeit beim VfB Stuttgart inne, aber Platz zwei (VfB) und drei ändern sich ständig, nur Heidenheim hat seinen Platz vier derzeit fest inne und darf auch nach oben schauen. Dass Trainerlegende Felix Magath den Heidenheimern nicht zutraut am VfB oder HSV vorbeizukommen, ist die dritte Expertenmeinung, vom Donnerstag.
Aber Fußballspiele werden auch gespielt, um Expertenmeinungen zu widerlegen. Dass Aue (7.) dabei eine schwierige Aufgabe bedeutet, dazu braucht es nicht nur die Selbsteinschätzung Schusters. „Aue ist eine Mannschaft, die sehr viel Wert auf Kompaktheit in der Defensive legt sowie individuell gute Spieler und gerade im Umschaltspiel ihre Stärken hat“, erklärte FCH-Trainer Frank Schmidt auf der PK. Was ist zu erwarten? „Wir kennen diese Duelle aus den letzten Jahren und werden uns auf eine Mannschaft einstellen müssen, die sehr engmaschig und kompakt versuchen wird, die eigene
Hälfte zu besetzen und zu verteidigen. Das ist vor allem das Kollektiv Aue, da kann nicht ein einzelner Spieler hervorgehoben werden.“
Demnach ähneln sich Schmidts und Schusters Mannschaften – auch beim FCH ist Teamgeist Trumpf und die Defensive verteidigte sich sogar zur aktuell zweitbesten der Liga. Dahingehend kann man den Heidenheimer
Status als Spitzenmannschaft aktuell unterstreichen. „Ich glaube, wenn man insgesamt sieht, wie wir gegen Wiesbaden und St. Pauli verteidigen, dann ist das absolut top. Wir haben zweimal zu Null gespielt. Was fehlt, ist einfach mehr Torgefahr“, sagte Schmidt. Als die Heidenheimer am Mittwochabend wieder ihren Nachweis der Defensivstärke ablegten, offenbarte sich auch die aktuelle Abschlussschwäche. Top-Torjäger Tim Kleindienst traf in den drei Spielen nach dem Re-Start wie auch Robert Leipertz noch nicht und wird auch am Sonntag nicht treffen. Er kassierte in Hamburg (wie berichtet) die fünfte Gelbe Karte. Also ging es vor dem Spiel auch um seinen Arbeitsbereich. „Wir haben David Otto und Stefan Schimmer als Stürmer im Kader und brauchen sie. Jetzt bekommt einer, vielleicht sogar beide die Chance zu zeigen, dass sie der Mannschaft
auch richtig helfen können“, verriet Schmidt. Die Chance für die Back-ups, die zuletzt ihren Dienst nur nach Einwechslungen leisten durften.
Für die Stürmer aber auch für alle anderen Spieler denen das Toreschießen nicht verboten ist gilt: „Wir wissen, wir müssen natürlich schauen, dass wir unsere Torchancen besser nutzen und uns dann auch für eine sehr gute und engagierte Leistung belohnen.“
Denn es muss ja nicht heißen, auch nach den noch sechs ausstehenden Partien auf dem vierten Platz zu verharren. „Wir wollen es bis zum Ende richtig gut machen“, umschreibt es Schmidt ohne nach wie vor direkt vom Aufstieg zu sprechen. Über was Experten in dem Fall reden, könnte mit „B“anfangen und mit „undesliga“aufhören.
„Aue wird für sie vielleicht das schwierigste Spiel der Saison.“