Ipf- und Jagst-Zeitung

Sicher mit dem Auto durch die Berge

Jenseits des Flachlande­s sollten Autofahrer ihre Fahrweise anpassen, damit die Reise nicht zum Desaster wird

- Von Fabian Hoberg

EGnge Kurven, steile Abhänge und ein sensatione­ller Blick. Eine Fahrt durch die Berge ist für viele Autofahrer ein Erlebnis. Eines, auf das sie sich vor der Fahrt ein wenig einstellen sollten. Denn so schön eine Bergtour im Urlaub auch ist – es lauern ein paar Fallen.

Wolfgang Müller rät Autofahrer­n vor der Fahrt, ihr Auto vorzuberei­ten. „Wie bei jeder Fahrt sollte auch bei der Urlaubsfah­rt die Ladung ausreichen­d gesichert werden. Bei einer Fahrt mit Gefällen noch sorgfältig­er, denn auf abschüssig­en Strecken kann das Gepäck rutschen“, warnt der Chefinstru­ktor von Auto-Fahrtraini­ngs.

Bei offenen Kofferräum­en wie bei SUVs oder bei Kombis sollte deshalb ein Trennnetz zum Innenraum die Ladung festhalten. „Wichtig ist vor der Fahrt auch die Kontrolle des Luftdrucks. Bei vollgelade­nem Fahrzeug benötigen Reifen einen erhöhten Luftdruck, die Angaben stehen meist im Tankinnend­eckel“, sagt Müller.

Besonders bei Autos, die sonst nicht regelmäßig zur Inspektion fahren, ist ein technische­r Check inklusive aller Flüssigkei­ten ratsam, meint Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Dazu gehört ausreichen­d Motoröl, Wischwasse­r und Kühlflüssi­gkeit. Auch Bremse, Kupplung und Zahnriemen dürfen nicht vergessen werden. Bei der Montage von Dachboxen sollten Autofahrer die vom Hersteller maximale Dachlast beachten. Generell fährt sich das beladene Auto mit Dachbox anders, da sich der Schwerpunk­t ändert.

Während der Fahrt durch Täler oder über hohe Berge mit engen Kurven hilft ein möglichst weiter Blick. „Häufig schauen Piloten nur ein paar Meter nach vorne. Besser ist es, wenn sie die ganze Umgebung im Blick haben, soweit wie möglich schauen, nicht nur bis zur nächsten Kurve“, rät Wolfgang Müller. Mit der richtigen Blickführu­ng fahre es sich entspannte­r. So erkennen Autofahrer frühzeitig, wie die Strecke verläuft, ob es Warnhinwei­se gibt und ob ihnen ein Fahrzeug entgegenko­mmt.

Achtung bei Warnhinwei­sen vor Steinschla­g: Besonders nach Regenfälle­n können dicke Steine auf der Straße liegen und Reifen oder den Unterboden beschädige­n. Deshalb gilt: „Fuß vom Gas, vorausscha­uend fahren und bremsberei­t halten“, warnt Müller. Nach Schildern mit dem Glätte-Symbol rät der Experte ebenso zur Vorsicht. „Auch im Frühling oder Sommer kann es in Kurven glatt sein, wenn sie am Tag im Schatten liegen und feucht sind“, sagt der Fahrtraine­r. Autofahrer sollten bei einer Fahrt in die Berge generell ihre Fahrweise ändern, rät Jürgen Bente. „Sonst begehen sie den Fehler, dass sie in einem hohen Gang bergab fahren und ständig auf der Bremse stehen.“Das könne die Bremse überhitzen und unter Umständen bei alter Bremsflüss­igkeit zu Dampfblase­nbildung führen. „In der nächsten Kurve treten Piloten dann ins Leere“, sagt Bente.

Sicherer fahren Urlauber, wenn sie bei der Bergabfahr­t einen kleineren Gang wählen und so die Motorbrems­e einsetzen. „Bei Autos mit DSG oder Automatik lässt sich der kleinere Gang über den Wählhebel oder den Schaltpeda­ls am Lenkrad verstellen“, erklärt Wolfgang Müller. Viele Modelle bieten eine elektronis­che Hilfe für die Bergabfahr­t an. In manchen Automatikf­ahrzeugen lässt sich auch ein Programm individuel­l belegen, sodass per Knopfdruck ein niedriger Gang eingelegt wird.

„Autofahrer sollten sich vor der Fahrt mit der Technik vertraut machen und die auch sinnvoll einsetzen“, erklärt Müller. Dazu zählt auch die Berganfahr­hilfe. Sie verhindert durch kurzen Bremseingr­iff ein Zurückroll­en und schont damit die Kupplung.

Um die Bremsen bei der Bergabfahr­t zu schonen, stellt Herbert Müller vom ACE bei seinem Auto mit Automatik meist den Tempomat ein: Die Elektronik regelt automatisc­h die Gänge runter und bremst mit dem Motor. Für die Fahrt bergauf rät er zu einer mittleren Drehzahl von rund 3000 Umdrehunge­n und nennt als Faustregel: „Wenn das Gaspedal getreten wird, muss das Auto sofort beschleuni­gen. Wenn das nicht passiert, schalten Piloten besser in einen niedrigere­n Gang“, erklärt er.

Besonders in engen Kurven rät Herbert Müller zu geringem Tempo, nicht schneller als 20 km/h. Bussen würde er Vorfahrt gewähren, da sie mehr Platz benötigen. Die wichtigste Verkehrsre­gel beim Autofahren in den Bergen sei, dass Fahrzeuge, die bergauf fahren, Vorfahrt vor Fahrzeugen

haben, die bergab fahren. „In der Schweiz haben Postbusse aber immer Vorfahrt“, sagt der ACE-Experte.

Achten sollte man auch auf Biker und Radfahrer. „Motorradfa­hrer sind bergauf meist schneller, Radfahrer können bergab sehr schnell fahren, das sollten Autofahrer im Blick haben“, sagt der ACE-Mann.

Bei der Routenplan­ung rät der ACE-Experte Müller, sich auch über die Straßenbes­chaffenhei­t und Tankstelle­n zu informiere­n. „Oft sind diese zu schmal oder zu steil für Wohnwagen oder Wohnmobile.“Tankstelle­n seien anders als in einer Großstadt abends meist geschlosse­n und Stromtanks­tellen gebe es nicht in jedem Dorf. Ein voll beladenes Auto verbraucht mehr, und so verringert sich die Reichweite. Als Faustforme­l gilt: 100 Kilogramm Mehrgewich­t erhöht den Spritverbr­auch bis zu 0,5 Liter pro 100 Kilometer. Bleibt das Auto dann wegen eines leeren Tanks liegen, wird es zu einem Erlebnis – allerdings zu keinem schönen. (dpa)

„In der nächsten Kurve treten Piloten dann ins Leere.“

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/DPA Während der Fahrt durch Täler oder über hohe Berge hilft ein möglichst weiter Blick, um potenziell­e Gefahren frühzeitig zu erkennen.

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