Vorwärtsgang einlegen
Wer am lautesten schreit bekommt oft am meisten. Wenn diese Regel weiterhin gilt, darf sich die Autoindustrie in der kommenden Woche bei ihren Vertretern für eine Kaufprämie vom Steuerzahler bedanken. Dabei wäre dies eine ebenso einfalls- wie wirkungslose Subvention, auch wenn der wichtigste Sektor der Industrie damit kurzfristig stabilisiert werden könnte. Andere Ziele sind jedoch ebenso wichtig und deutlich zukunftsgewandter. Wenn es schon ein Konjunkturpaket geben soll, dann muss es die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland in den Mittelpunkt stellen. Verbrennungsmotoren wird es zwar noch lange geben, die Zukunft sind sie nicht.
Gefördert werden müssten all jene Bereiche der Wirtschaft, die Arbeitsplätze für die kommenden Jahrzehnte versprechen, vor allem jedoch die Infrastruktur für eine leistungsfähige und klimafreundliche Produktion von Waren und Dienstleistungen. Dazu gehört auch alles, was die Entwicklung und Verbreitung alternativer Autoantriebe und die Digitalisierung der Mobilität voranbringt. Gefragt ist zudem eine gerechte Verteilung der Fördermilliarden über alle Branchen und Betriebsgrößen hinweg, sofern sie der Weiterentwicklung der erfolgreichen Wirtschaftsstruktur im Zeichen des Klimaschutzes dienen oder unverzichtbare Beschäftigung bieten.
In dieser Woche stellt die Bundesregierung nicht nur die Weichen für eine rasche Überwindung der ökonomischen Krise, sondern auch für die Richtung der Volkswirtschaft in Deutschland. Ein Kraftakt dieser Größenordnung lässt sich nur bewältigen, wenn er zugleich eine Investition in die Zukunft ist. Denn die Kosten dafür müssen in den kommenden Jahrzehnten erwirtschaftet werden. Allen voran ist die digitale Infrastruktur noch immer mangelhaft. Auch sind Bildungsausgaben gut angelegtes Geld. Dabei geht es nicht nur um Schulen, sondern auch um die Fort- und Weiterbildung im Beruf. Die wertschöpfenden Tätigkeiten erfordern immer höhere Qualifikationen. Beides sind Grundlagen für den Erhalt des Wohlstands.
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