Bischöfe ermutigen zu Versöhnung und Solidarität
Katholische und evangelische Geistliche erinnern in ihren Botschaften an das Pfingstwunder
STUTTGART (epd/kna) - Bischöfe in Baden-Württemberg und Bayern haben in ihren Pfingstbotschaften zu einem Perspektivwechsel aufgerufen. In der Corona-Krise solle nach vorne geschaut werden, empfahl etwa der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh. Sein württembergischer Bischofskollege Frank Otfried July wandte sich gegen Fremdenfeindlichkeit.
July sagte am Pfingstmontag in Stuttgart, unter Christen könne es keinen Rassismus geben: „Wir wissen, dass wir auf dieser Erde alle Fremde sind, Gäste unseres himmlischen Vaters.“Der Landesbischof erinnerte an das Pfingstwunder, bei dem der Heilige Geist Menschen gegenseitiges Verständnis geschenkt habe, die zuvor durch Sprachen und Sitten voneinander getrennt gewesen seien. Es brauche heute einen Blick der Barmherzigkeit, der den Nächsten, ob fern oder nah, als Schwester und Bruder begreife.
Der katholische Freiburger Erzbischof Stephan Burger warnte Kirche und Gesellschaft davor, stets das Negative zu suchen. „Kaum beginnen wir, über Lockerungen und Entlastungen nachzudenken, werden gleich Verschwörungstheorien befördert und erwogen, die manche wieder neu in Angst und Schrecken versetzen“, sagte er. Der an Pfingsten ausgegossene Geist Gottes sei dagegen ein „Geist der Versöhnung und des Friedens“, durch den jeder persönlich und auch die Kirche genesen könne. Das Pontifikalamt in Freiburg bildete zugleich den Abschluss der Renovabis-Pfingstaktion, mit der in diesem Jahr vor allem Katholiken im Osten Europas unterstützt werden sollen.
Der Bischof der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, hatte bereits vor dem Pfingstwochenende Demonstranten gegen die Corona-Bestimmungen scharf kritisiert. Die Protestierenden stellten „ihr Bedürfnis nach Freiheiten über den Schutz der besonders schwachen, vulnerablen Menschen. Dies ist nicht nur unsolidarisch, sondern geradezu egoistisch und im höchsten Maße verletzend“, sagte er. Die Demonstranten verstießen gegen das oberste Grundrecht der unantastbaren Menschenwürde, das zuallererst dem Schutz des Lebens diene. Fürst rief die Katholiken dazu auf, sich im Geiste Jesu für die Kranken und Schwachen einzusetzen. Die Kraft dazu bezögen Christen aus ihrem Glauben an Gott. Der Bischof stellte dem an Pfingsten ausgegossenen „Geist der Liebe“den „Ungeist der Entsolidarisierung“gegenüber.
Katholische Bischöfe aus Bayern haben zu Pfingsten Höflichkeit bei Corona-Diskussionen und Offenheit für den Heiligen Geist gefordert. So mahnte der Münchner Kardinal Reinhard Marx bei Debatten zum Pandemie-Umgang zu „respektvoller Kommunikation“. Christen müssten darin Vorbilder sein. In Krisen wie dieser habe die Kirche „nicht die Aufgabe, die Angst der Menschen zu vergrößern, Misstrauen zu säen, Spaltungen zu vertiefen“. Sie müsse helfen, „dass in allem Ringen, Fragen und Suchen, Diskutieren und Streiten die Fähigkeit aufeinander zu hören, die Kraft des Vertrauens und das gemeinsame Ziel“, nämlich das Heil aller Menschen, im Blick blieben.