Comboni-Missionare bitten um Hilfe für Ostafrika
Kenia, Uganda und Südsudan leiden unter Corona, Heuschreckenschwärmen und Hochwasser
GELLWANGEN - Heuschreckenplage, starke Regenfälle, Überschwemmungen und dann noch die CoronaPandemie: Ostafrika ist zurzeit von der Corona-Krise, den damit verbundenen Einschränkungen und Verboten bis hin zum Lockdown besonders hart betroffen. Tagelöhner, die praktisch von der Hand in den Mund leben, können nicht mehr arbeiten und hungern. Margit Hutter von der Missionsprokura der Comboni-Missionare in Ellwangen erfährt davon fast täglich durch zahlreiche Mails, die sie von Patres und Brüdern aus Afrika erhält.
„Pater Josef Gerner hat mir schon zu Anfang des Lockdown in Uganda am Telefon gesagt, dass die Menschen nicht an Corona sterben werden, sondern an Hunger! Und diese Situation ist Realität geworden. Wir bekommen immer mehr Hilferufe aus den verschiedenen Ländern, aus Malawi, aus dem Südsudan, aus Kenia“, berichtet Margit Hutter. Die bereits in Teilen bestehende Hungersnot verschärfe sich durch die Kombination verschiedener Katastrophen.
Denn Ostafrika sei im Februar von einer großen Heuschreckenplage heimgesucht worden, erzählt die Mitarbeiterin der Missionsprokura und schildert das ganze Ausmaß mit kahlgefressenen Bäumen, abgefressenem Gras und massiven Schäden bei Feldfrüchten. Die Heuschrecken zögen vom Horn von Afrika ins Landesinnere, ganze Landstriche seien bereits leer gefressen. Hinzu kämen starke Regenfälle mit Überschwemmungen in Kenia, im Bürgerkriegsland Südsudan und in Teilen von Uganda.
Allein in Kenia mussten über 150 000 Menschen ihre Dörfer nach sintflutartigen Regenfällen verlassen. Erdrutsche führten zu Zerstörung von Straßen und Häusern. Der Victoriasee hat den höchsten Wasserstand seit über 60 Jahren, Dörfer in den Uferbereichen wurden bereits überflutet. Die Felder stehen unter Wasser, sodass man nichts anbauen kann. Was wiederum natürlich die Zunahme der Heuschreckenpopulation begünstigt. Im Juni, Juli rechne man deshalb mit bis zu 400-mal größeren Schwärmen als bisher, sagt Hutter: „Dann droht uns eine Katastrophe biblischen Ausmaßes.“
Der Lockdown verhindere die systematische Bekämpfung der Heuschreckenplage, so Margit Hutter. Durch die Wasserfluten seien Anfang Mai etliche Menschen umgekommen. Und wegen des Lockdowns wegen Corona sei die Arbeit auf den Feldern nicht mehr in dem Maß möglich wie vorher: „Die Leute können ihre Ernte nicht mehr auf dem Markt verkaufen, von der sie eigentlich tagtäglich leben.“In Kenia und Uganda habe die Polizei bereits die Händler mit Peitschen vom Markt vertrieben, wenn sie etwas verkaufen wollten. Die Preise für Lebensmittel seien enorm gestiegen, Nahrungsmittel seien für viele nicht mehr erschwinglich. Sie müssten sich mit wildwachsendem Blattgemüse zufrieden geben. Sieben Millionen
Menschen seien bereits jetzt im Südsudan vom Hunger bedroht: „Die Vereinten Nationen rechnen in den nächsten Monaten mit 13 Millionen Menschen, die in Ostafrika vom Hunger bedroht sind.“
Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser seien leer, so Margit Hutter. Die Comboni-Missionare haben in Ländern wie Uganda und Südsudan einige Krankenhäuser und Krankenstationen aufgebaut und betreiben sie teilweise selbst. Die Menschen hätten jetzt wegen der Verkehrsbeschränkungen und aus Mangel an Transportmitteln keine Möglichkeit mehr, in die Krankenhäuser zu kommen. Auch fehle vielen das Geld. „So sterben vor allem viele Kinder an Malaria, bevor sie das Krankenhaus erreichen“, schreibt Bruder Elio vom Lacor Hospital Gulu.
Die Beschaffung von Schutzkleidung und Medikamenten werde immer schwieriger, teilt Bruder Günther Nährich vom Sankt-Kizito-Hospital in Matany in Uganda mit: „Ein Infrarot-Thermometer zu 90 Euro kostet nun 325 Euro, ein normaler Fieberthermometer 70 Euro.“Eine Folge der Corona-Pandemie ist auch, dass Krankenhäuser in finanzielle Schwierigkeiten kommen, da Patientengebühren fehlten. Und die Bezahlung der Gehälter der Mitarbeiter sei ein Problem.
„Corona hat uns alle im Griff und wir mussten, wie auch alle anderen Schulen, Einrichtungen und Werkstätten, unseren Betrieb schließen“, informiert Bruder Konrad Tremmel aus Uganda: „Nahrungsmittel werden immer knapper und die Preise sind in die Höhe geschossen.“Viele Leute aus der Umgebung suchten nun Hilfe in der Pfarrei, berichten Pater Josef Gerner und Pater Robert Ocholla aus Uganda: „Wir versuchen zu helfen, so gut wir können.“
Die Slums der kenianischen Hauptstadt Nairobi, wie Kariobangi (Partnergemeinde ist Oberkochen) und Korogocho, seien komplett geschlossen, so Margit Hutter. Das Einhalten der Abstände sei dort nicht möglich, die Menschen lebten auf engstem Raum. Und im Südsudan könnten die Menschen mit einem Virus, der nicht zu sehen ist, überhaupt nicht umgehen. Radio Pacis in Uganda informiert dagegen, wie man sich vor dem Coronavirus schützen kann. In Uganda hätten die Missionare auf Zeit innerhalb von zwei Tagen die Missionsstation verlassen müssen.