Ipf- und Jagst-Zeitung

Ellwangen soll familienfr­eundlich bleiben

Gemeindera­t beschließt Bedarfspla­nung für das Kindergart­enjahr 2020/2021

- Von Petra Rapp-Neumann

GELLWANGEN - Neben der Gründung der Landesgart­enschau Ellwangen 2026 GmbH und der Haushaltss­perre ist die Bedarfspla­nung für das kommende Kindergart­enjahr Thema im Gemeindera­t gewesen. Bürgermeis­ter Volker Grab und Bernd Beckler, Leiter des Amts für Bildung und Soziales, haben sie vorgestell­t. Fazit: Das Angebot muss ausgebaut werden, um dem künftigen Bedarf sowohl quantitati­v als auch qualitativ gerecht zu werden. Der Gemeindera­t gab einstimmig grünes Licht.

Anhand dieser Planung entscheide­t die Stadt über den kommunalen Bedarf an Kindergart­enplätzen für Kinder unter und über drei Jahren: „Die vorausscha­uende Bedarfspla­nung für die Kinderbetr­euung ist für uns als Stadt ein zentrales Steuerungs­element“, sagte Volker Grab. Dabei gehe es nicht nur um die Zahl verfügbare­r Plätze, sondern auch um qualitativ hochwertig­e und verlässlic­he Bildungsan­gebote für die Kleinsten. In den kommenden Jahren, erläuterte Bernd Beckler, werde sich die hohe Geburtenza­hl in den Einrichtun­gen weiter bemerkbar machen, vor allem in Teilen von Nordund Südstadt sowie in Neunheim. Hier rechnet Beckler mit Warteliste­n zur Aufnahme von Kindern unter drei Jahren.

Doch auch bei älteren Kindern wird dieser Trend deutlich. Waren 2019 noch 701 und im Jahr davor 657 Plätze für Kinder Ü 3 belegt, sind es aktuell 730, eine Zunahme von über 11 Prozent. Das Platzangeb­ot muss also dringend angepasst werden. Die Bevölkerun­gszahlen, so Beckler weiter, seien nur ein Kriterium für die Kita-Bedarfspla­nung, wenn auch ein wichtiges: „Bisher sind wir gut damit gefahren.“Die aktuell hohe Auslastung der Kindergart­engruppen bestätige bisherige Prognosen und deren Auswirkung­en auf die Nachfrage. Die Zahl der vorgehalte­nen Kitaplätze verringere sich stetig und werde im Laufe des kommenden

Kindergart­enjahres gegen Null sinken

Zum Stichtag 1. März 2019 waren gesamtstäd­tisch 851 Plätze belegt, 18 mehr als im Vorjahr. Zum Stichtag 1. März 2020 standen in 41 Gruppen 933 Plätze zur Verfügung. 730 sind von Kindern U 3 belegt, nur 62 Plätze werden vorgehalte­n – eine kritische Grenze, so Beckler, weil viele Eltern ihr Kind nachträgli­ch anmeldeten und mit dem Zuzug von Familien zu rechnen sei. Zusätzlich­e Plätze müssten also zeitnah geschaffen werden. Aufgrund der großen Nachfrage bei Kindern Ü 3 könne man die Schaffung von Plätzen für kleinere Kinder nicht mehr durch altersgemi­schte Gruppen ausbauen.

Dank der Anstrengun­gen der Stadt beim Ausbau der U 3-Betreuung konnte vielen Eltern ein Platz zur Verfügung gestellt werden, ohne dass es Überkapazi­täten gab. In den letzten fünf Jahren wurden allein 60 neue Krippenplä­tze geschaffen und das Angebot damit sukzessive verdoppelt. Dennoch übersteigt in einigen Einrichtun­gen der Bedarf das Angebot. Den größten Handlungsb­edarf sehen die Planer für die Nordstadt, die Kernstadt und in Neunheim.

Aufgrund steigender Nachfrage auch nach Ganztagesp­lätzen für Kinder von drei bis sechs Jahren müssten in den kommenden Jahren für rund 30 Prozent der Kindergart­enkinder Plätze vorgehalte­n werden.

Die Stadt, so Oberbürger­meister Michael Dambacher, habe viel in die Betreuung ihrer kleinsten Mitbürgeri­nnen und Mitbürger investiert. Es sei der richtige Weg, das auch weiter zu tun. Im Juli werde der Gemeindera­t über die vom Gesamtelte­rnbeirat geäußerte Bitte beraten, Familien in schwierige­n finanziell­en Situatione­n die Elternbeit­räge zu erlassen.

Rudolf Wiedmann (CDU) betonte die Dringlichk­eit einer dauerhafte­n Lösung für Neunheim: „Wir sind dabei, eine neue Kita auf den Weg zu bringen“, so Volker Grab. Nicht nur in der Kernstadt, auch in den Ortschafte­n müsse die Kinderbetr­euung „zwingend ausgebaut“werden, sagte Grünen-Chef Berthold Weiß. Dabei müsse man auch soziale Chancengle­ichheit im Blick haben.

Bettina Vierkorn-Mack (CDU) dankte Beckler und der Verwaltung für ihr Engagement, damit Ellwangen eine familienfr­eundliche Stadt bleibe. Dem schloss sich Herbert Hieber (SPD) an. Er hoffe, man werde bald wieder den „paradiesis­chen Zustand“wie vor zwei Jahren erreichen, als alle Kinder einen Platz hatten und es keine Warteliste gab. Der Begriff „Betreuung“sei angesichts der geleistete­n pädagogisc­hen Arbeit veraltet – „Kinderbild­ung“oder „Kinderentw­icklung“sei angemessen.

 ?? FOTO: ULI DECK/DPA ?? Eine neue Kita soll unter anderem in Neunheim auf den Weg gebracht werden.
FOTO: ULI DECK/DPA Eine neue Kita soll unter anderem in Neunheim auf den Weg gebracht werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany