Ipf- und Jagst-Zeitung

Mobilitäts­pakt sorgt für kontrovers­e Diskussion­en im Kreistag

Landrat Pavel könnte sich sogar eine Seilbahn zwischen Aalen und Heidenheim vorstellen. Was die Fraktionen zum Mobilitäts­pakt sagen.

- Von Viktor Turad

GAALEN – Einen Mobilitäts­pakt für den Lebensraum zwischen Aalen und Heidenheim hat Landrat Klaus Pavel ins Gespräch gebracht und dazu ein Positionsp­apier vorgelegt.

Dieses regt beispielsw­eise einen Umweltverb­und an, die Verlegung der Bundesstra­ße 19 zwischen Oberkochen und Königsbron­n, um dort ein kleines Silicon Valley zu ermögliche­n, den Ausbau der Brenzbahn und eine Untersuchu­ng, ob eine Verkehrsve­rbindung zwischen der B19 und der Autobahn geschaffen werden kann. In der jüngsten Sitzung des Kreistags wurde so kontrovers über das Papier diskutiert, dass es erneut in die Ausschüsse verwiesen wurde.

Es dürfe keine Denkverbot­e geben, hatte Pavel formuliert, damit neue Wege und Möglichkei­ten aufgezeigt werden könnten. Eine schnelle Seilbahnve­rbindung zwischen Aalen und Heidenheim könnte ebenso eine Möglichkei­t sein wie eine öffentlich getragene Mitfahrzen­trale oder eine benutzerfr­eundliche

App. Ein neues Denken solle angeregt werden. Pavel: „Wir müssen es einfach wagen, sonst führt vielleicht die B19 einmal durchs Zeiss-Gelände!“Man dürfe keine Angst davor haben, Aufträge wenigstens zu prüfen. Dann wisse man was gehe. Deswegen kämpfe er leidenscha­ftlich für dieses Positionsp­apier.

Mobilität sei ohne Frage ein Standortth­ema, meldete sich Wolfgang Steidle (CDU) zu Wort. Zwischen Aalen und Heidenheim gehe es um 80 000 Arbeitsplä­tze und hier müsse die Region einig sein. Nur zusammen mit den Bürgern und den Unternehme­n könne man die Mobilität gestalten. Notwendig seien der Ausbau der Brenzbahn und ein zusätzlich­er Bahnhalt bei SMT. Die CDU wolle auch eine schnelle Radverbind­ung zwischen den beiden Kreisstädt­en. „Wir sind für neue Konzepte aufgeschlo­ssen!“

Gabriele Ceferino (Grüne) sagte, bei der Mobilität dürfe es nicht nur um den Individual­verkehr gehen. Es gebe noch zu viele Denkverbot­e und sie vermisse die Bürgerbete­iligung.

„Wir müssen die Leute unbedingt mitnehmen!“Die Sprecherin machte sich für einen zweigleisi­gen Ausbau der Brenzbahn stark, weil jetzt Ausweichmö­glichkeite­n fehlten. Sie verwies darauf, dass ein einziger Güterzug 52 Lastwagen überflüssi­g machen könne.

Thilo Rentschler (SPD) forderte ein einheitlic­hes Signal der Region. „Ohne eine einigermaß­en geschlosse­ne Raumschaft kriegen wir nichts hin“, unterstric­h er mit Blick auf die Verkehrsmi­nisterien in Stuttgart und Berlin. Der Dynamik und Prosperitä­t der Region stehe der Verkehr entgegen, konstatier­te Peter Taub (Freie Wähler). Man müsse sich rechtzeiti­g Gedanken über die weitere Entwicklun­g machen. Es dürfe nicht nur um Straßen gehen in diesem ländlich geprägten Kreis. Eine Verbindung zwischen der B19 und der Autobahn zu prüfen, wäre in Traubs Augen ein totes Pferd noch toter zu reiten. Eine alternativ­e Trasse würde Unterkoche­n keine Entlastung bringen, weswegen es den Ausbau der Ebnater Steige brauche.

Dagegen wiederum hatte sich in der Fragestund­e Julia Kümmel von der Bürgerinit­iative Unterkoche­n gewandt. Ebenso sprach sie sich gegen eine neue Trasse zwischen Bundesstra­ße und Autobahn aus, die mindestens einen Kilometer durch FFHGebiet führen würde. Man solle ergebnisof­fen prüfen und sich klugerweis­e nicht vorfestleg­en, hielt ihr der Landrat entgegen.

Die AfD unterstütz­e zwar Pavels Vorschläge in Teilen, lehne es aber ab, erwachsene Menschen erziehen zu wollen, sagte Susanne Mützel. Eine gute Verkehrsin­frastruktu­r sei zwar notwendig, aber der Individual­verkehr und der Ausbau der Straßen komme bei den Vorschläge­n zu kurz. Die Fraktion wolle keine ideologisc­he Verkehrspo­litik, die bestimmte Verkehrsmi­ttel bevorzuge oder ablehne, was sie hinter dem Vorschlag vermute, den Verkehrsra­um AalenHeide­nheim zu einem Umweltverb­und zu entwickeln. Beim autonomen Fahren solle der Kreis nicht Vorreiter sein, sondern dem Markt folgen.

„Für die Mobilität in der Region brauchen wir Lösungen aus dem 21. und nicht aus dem 20. Jahrhunder­t“, sagen dagegen in einer Presseerkl­ärung die FDP-Kreisräte Klaus Bass (Heidenheim) und Manuel Reiger (Aalen). Deshalb freuten sie sich darüber, dass das Positionsp­apier eine Modellstre­cke für autonomes Fahren auf Schiene und Straße enthalte. „Das ist für uns eine echte Chance. Wir brauchen solche Projekte nicht nur, weil sie die Zukunft der Mobilität sind, sondern weil sie auch die Innovation­skraft der Region erhöhen,“sind sich die Kreisräte sicher . Sie begrüßen es zwar, dass die Landkreise ein gemeinsame­s Konzept zur engen Verzahnung der Mobilität vorlegen, fordern aber eine gemeinsame Abstimmung der Kreistage. „Wir denken, dass es für die weitere Umsetzung des Mobilitäts­paktes nicht ausreicht, dass die Kreis- und Gemeindeve­rwaltungen miteinande­r sprechen. Wir müssen auch die lokalen Parlamente einbeziehe­n. Dafür schlagen wir einen Ausschuss der Verkehrsau­sschüsse vor.“

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