Mobilitätspakt sorgt für kontroverse Diskussionen im Kreistag
Landrat Pavel könnte sich sogar eine Seilbahn zwischen Aalen und Heidenheim vorstellen. Was die Fraktionen zum Mobilitätspakt sagen.
GAALEN – Einen Mobilitätspakt für den Lebensraum zwischen Aalen und Heidenheim hat Landrat Klaus Pavel ins Gespräch gebracht und dazu ein Positionspapier vorgelegt.
Dieses regt beispielsweise einen Umweltverbund an, die Verlegung der Bundesstraße 19 zwischen Oberkochen und Königsbronn, um dort ein kleines Silicon Valley zu ermöglichen, den Ausbau der Brenzbahn und eine Untersuchung, ob eine Verkehrsverbindung zwischen der B19 und der Autobahn geschaffen werden kann. In der jüngsten Sitzung des Kreistags wurde so kontrovers über das Papier diskutiert, dass es erneut in die Ausschüsse verwiesen wurde.
Es dürfe keine Denkverbote geben, hatte Pavel formuliert, damit neue Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden könnten. Eine schnelle Seilbahnverbindung zwischen Aalen und Heidenheim könnte ebenso eine Möglichkeit sein wie eine öffentlich getragene Mitfahrzentrale oder eine benutzerfreundliche
App. Ein neues Denken solle angeregt werden. Pavel: „Wir müssen es einfach wagen, sonst führt vielleicht die B19 einmal durchs Zeiss-Gelände!“Man dürfe keine Angst davor haben, Aufträge wenigstens zu prüfen. Dann wisse man was gehe. Deswegen kämpfe er leidenschaftlich für dieses Positionspapier.
Mobilität sei ohne Frage ein Standortthema, meldete sich Wolfgang Steidle (CDU) zu Wort. Zwischen Aalen und Heidenheim gehe es um 80 000 Arbeitsplätze und hier müsse die Region einig sein. Nur zusammen mit den Bürgern und den Unternehmen könne man die Mobilität gestalten. Notwendig seien der Ausbau der Brenzbahn und ein zusätzlicher Bahnhalt bei SMT. Die CDU wolle auch eine schnelle Radverbindung zwischen den beiden Kreisstädten. „Wir sind für neue Konzepte aufgeschlossen!“
Gabriele Ceferino (Grüne) sagte, bei der Mobilität dürfe es nicht nur um den Individualverkehr gehen. Es gebe noch zu viele Denkverbote und sie vermisse die Bürgerbeteiligung.
„Wir müssen die Leute unbedingt mitnehmen!“Die Sprecherin machte sich für einen zweigleisigen Ausbau der Brenzbahn stark, weil jetzt Ausweichmöglichkeiten fehlten. Sie verwies darauf, dass ein einziger Güterzug 52 Lastwagen überflüssig machen könne.
Thilo Rentschler (SPD) forderte ein einheitliches Signal der Region. „Ohne eine einigermaßen geschlossene Raumschaft kriegen wir nichts hin“, unterstrich er mit Blick auf die Verkehrsministerien in Stuttgart und Berlin. Der Dynamik und Prosperität der Region stehe der Verkehr entgegen, konstatierte Peter Taub (Freie Wähler). Man müsse sich rechtzeitig Gedanken über die weitere Entwicklung machen. Es dürfe nicht nur um Straßen gehen in diesem ländlich geprägten Kreis. Eine Verbindung zwischen der B19 und der Autobahn zu prüfen, wäre in Traubs Augen ein totes Pferd noch toter zu reiten. Eine alternative Trasse würde Unterkochen keine Entlastung bringen, weswegen es den Ausbau der Ebnater Steige brauche.
Dagegen wiederum hatte sich in der Fragestunde Julia Kümmel von der Bürgerinitiative Unterkochen gewandt. Ebenso sprach sie sich gegen eine neue Trasse zwischen Bundesstraße und Autobahn aus, die mindestens einen Kilometer durch FFHGebiet führen würde. Man solle ergebnisoffen prüfen und sich klugerweise nicht vorfestlegen, hielt ihr der Landrat entgegen.
Die AfD unterstütze zwar Pavels Vorschläge in Teilen, lehne es aber ab, erwachsene Menschen erziehen zu wollen, sagte Susanne Mützel. Eine gute Verkehrsinfrastruktur sei zwar notwendig, aber der Individualverkehr und der Ausbau der Straßen komme bei den Vorschlägen zu kurz. Die Fraktion wolle keine ideologische Verkehrspolitik, die bestimmte Verkehrsmittel bevorzuge oder ablehne, was sie hinter dem Vorschlag vermute, den Verkehrsraum AalenHeidenheim zu einem Umweltverbund zu entwickeln. Beim autonomen Fahren solle der Kreis nicht Vorreiter sein, sondern dem Markt folgen.
„Für die Mobilität in der Region brauchen wir Lösungen aus dem 21. und nicht aus dem 20. Jahrhundert“, sagen dagegen in einer Presseerklärung die FDP-Kreisräte Klaus Bass (Heidenheim) und Manuel Reiger (Aalen). Deshalb freuten sie sich darüber, dass das Positionspapier eine Modellstrecke für autonomes Fahren auf Schiene und Straße enthalte. „Das ist für uns eine echte Chance. Wir brauchen solche Projekte nicht nur, weil sie die Zukunft der Mobilität sind, sondern weil sie auch die Innovationskraft der Region erhöhen,“sind sich die Kreisräte sicher . Sie begrüßen es zwar, dass die Landkreise ein gemeinsames Konzept zur engen Verzahnung der Mobilität vorlegen, fordern aber eine gemeinsame Abstimmung der Kreistage. „Wir denken, dass es für die weitere Umsetzung des Mobilitätspaktes nicht ausreicht, dass die Kreis- und Gemeindeverwaltungen miteinander sprechen. Wir müssen auch die lokalen Parlamente einbeziehen. Dafür schlagen wir einen Ausschuss der Verkehrsausschüsse vor.“