Wehe, wenn Heidenheim führt
Das 14. Mal Zu-Null: Beim FCH sticht die Abwehr um Patrick Mainka heraus
GHEIDENHEIM - Eine Szene auf Höhe der Mittellinie kann man durchaus als Ausdruck des Selbstbewusstseins von Patrick Mainka durchgehen lassen. Irgendwann in der ersten Halbzeit, es stand noch gefährlich 0:0, ließ Mainka einen Gegenspieler im Trikot von Erzgebirge Aue als Statisten stehen, weil er ihn eben galant umspielte. Wenn Verteidiger in letzter Instanz vor dem eigenen Tor das Dribbeln anfangen, kann dem Trainer und den Fans schon mal mulmig werden.
Aber Mainka, der 25-jährige Abwehrmann, machte das ganz locker und es passierte in Folge dessen ja auch nichts. Seine Auer Gegenspieler hatten Mainka und seine Kollegen aus dem Abwehrverbund des 1. FC Heidenheim ziemlich unter Kontrolle in den 90 Minuten, mit nur einem Aussetzer, aber dann war da ja Kevin Müller. Als Pascal Testrot kein Statist beim Stand von 1:0 in der zweiten Halbzeit war, sondern ein gefährlicher Mann im Eins-gegen-Eins-Duell, packte Müller per Blitzreflex seine Fußabwehr aus, weil er wollte ja nicht, dass dieser Mann an ihm vorbeischießt. Die gefährlichste Auer Szene.
So blieb Müllers Kasten wieder sauber, wie man auch in der Kreisliga sagen würde. Doch beim 14. Zu-NullSpiel in dieser Saison handelte es sich um die aktuell zweitbeste Abwehr der 2. Fußball-Bundesliga, die sich auch deshalb noch Hoffnungen machen darf, in den verbleibenden fünf Spielen vom vierten Tabellenplatz auf einen Bundesliga-Aufstiegsplatz zu springen. „Gegen uns ist es schwierig, wenn wir erst mal in Führung sind“, sagt der Mann, der die starke Defensive der Heidenheimer derzeit besonders verkörpert: Patrick Mainka. Zwölf Mal gelang nach einer Führung der Sieg – nur am ersten Spieltag, beim ersten von bisher 13 Siegen in Osnabrück, lag Frank Schmidts Mannschaft von der OStalb zurück.
Mainka wirkt wie der Abwehrchef, gibt Kommandos, die in Geisterspiel-Zeiten gut im Stadion zu hören sind. Auch wenn seine Innenverteidiger-Partner, erst Oliver Hüsing und jetzt Timo Beermann, und die anderen Jungs aus der Viererabwehrkette grundsolide ihrem Verteidigungshandwerk nachgehen. „Padde spielt herausragend, aber die anderen Jungs inklusive Torhüter und
Sechser stehen ihm in nichts nach“, lobt FCH-Trainer Frank Schmidt nicht nur Mainka.
Es ist das Heidenheimer Abwehrkollektiv, das hervorzuheben ist, man könnte sagen „Padde“Mainka sticht noch ganz besonders heraus. Der gebürtige Gütersloher kam in den 27 von 29 Spielen ohne Gelbe Karte aus – in einer Phase der Saison, in der manche Spieler schon vor der dritten
Gelbsperre stehen. Den kompromisslosen Zweikämpfer gibt er trotzdem.
Zuletzt nahm Schmidt in der Kette auch Änderungen vor, auf links verteidigte mal Norman Theuerkauf oder wie gegen Aue Jonas Föhrenbach. Das Zusammenspiel von rechts nach links mit Marnon Busch, Patrick Mainka, Timo Beermann oder Oliver Hüsing und Norman Theuerkauf
oder Jonas Föhrenbach funktioniert. Davor räumen die Sechser Niklas Dorsch und Sebastian Griesbeck ab.
Das weckt Begehrlichkeiten: U 21Nationalspieler Dorsch (Vertrag bis 2021) wurde immer wieder mal mit Bundesligisten in Verbindung gebracht, auch bei Mainka (Vertragsverlängerung im vorigen November bis 2024) scheint das vorstellbar. Vielleicht auch mit dem 1. FC Heidenheim!? Vom Aufstieg spricht keiner offen, doch wenn man halt gut verteidigt und das ein oder andere Tor schießt, kann das schon die Konsequenz sein.
Derzeit lassen die Heidenheimer Zahlen sprechen. „Wir haben jetzt drei Mal hintereinander kein Gegentor bekommen. Das spricht für sich“, merkt Schmidt an. Mit zuletzt sieben Punkten, mehr als der VfB Stuttgart (6) und Hamburger SV (4), startet am Sonntag für den FCH bei Hannover 96 die zweite englische Woche seit dem Re-Start im Sonderspielbetrieb der 2. Liga. „Mit sieben Punkten und drei zu-Null-Spielen in einer englischen Woche können wir auf jeden Fall zufrieden sein“, befand Mainka nach dem jüngsten 3:0 (0:0)Sieg gegen Erzgebirge Aue.
„Hut ab“, lobte FCH-Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald den jüngsten Arbeitsnachweis der Defensive. Doch auch er sagt: „Man kann alle herausheben.“Und wie man es professionell so macht, blickte auch Sanwald schon weiter. „Jetzt kommt die nächste Riesen-Herausforderung und die heißt Hannover. Wenn wir wieder so einen Willen zeigen, dann ist da was möglich“, befindet der Vorstandschef. Wenn sie wieder gut verteidigen, steigt die Wahrscheinlichkeit.