Schülervertreter beklagen Chaos
Unterricht in Corona-Zeiten brauche klarere Regeln – auch aus der Politik wird die Forderung laut
STUTTGART (lsw) - Schülervertreter fordern klarere Regeln für den Unterricht in Corona-Zeiten. Momentan gehe es an den Schulen drunter und drüber, sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Leandro Cerqueira Karst. Teilweise würden Schüler benotet, teilweise auch nicht. „Schüler und Lehrer fühlen sich etwas alleingelassen.“Zwar müssten Schulen gewisse Freiheiten haben, um je nach eigener Lage handeln zu können. Wenn die Situation wegen Corona aber andauere, müsse es Konzepte vom Kultusministerium geben.
Wenn nach den Sommerferien noch Lernen zu Hause über moderne Medien nötig sei, müsse man sich auch Gedanken über die Bewertung der Leistungen machen. Alle Schüler bräuchten dafür allerdings die nötige technische Ausstattung, sagte Cerqueira Karst. Er pflichtete damit im Grundsatz dem Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz bei, der klare Regeln für das Lernen zu Hause in Corona-Zeiten gefordert hat. „Wenn das Klassenzimmer ins Netz verlegt wird, müssen dieselben Regeln gelten wie in der Schule“, sagte Schwarz. „Der Unterricht muss klar definiert werden, das heißt beispielsweise, interaktiven Unterricht, eine Anwesenheitspflicht von Lehrern und Schülern und eine Benotung nach einheitlichen Standards einzuführen.“
Kultusministerin Eisenmann hatte angekündigt, dass alle Jahrgangsstufen nach den Pfingstferien, also ab Mitte Juni, im wöchentlichen Wechsel Fernunterricht erhalten und in den Schulen unterrichtet werden sollen. Die Grundschulen sollen bis Ende Juni vollständig öffnen – ohne Abstandsgebote.
Schwarz sagte, mit den Pfingstferien gebe es eine Vorlaufzeit. „Die muss genutzt werden, um Maßnahmen vorzubereiten. Ich erwarte außerdem, dass die Schulen rechtzeitig vorab informiert werden, was nach den Ferien auf sie zukommt.“Auch SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sagte: „Für das Lernen auf Distanz muss die Landesregierung eindeutige Rahmenbedingungen vorgeben.“
In dieser Auseinandersetzung geht es nicht nur um die Bildung.
Kultusministerin Eisenmann ist auch Spitzenkandidatin der CDU zur Landtagswahl 2021 und damit Herausforderin von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Während sich Eisenmann am Mittwoch nicht selber zu Wort meldete, verteidigte CDU-Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart sie. Er kritisierte, es sei kein Umgang miteinander, dem Koalitionspartner über die Medien wohlfeile Ratschläge zu geben. Schwarz versuche, Eltern und Schüler „mit fast schon populistischen Einlassungen“gegen Eisenmann aufzuwiegeln.
In Wahrheit sei es so, dass Eisenmann in der Koalition auf eine Öffnung der Kitas und Schulen dringe, während die Grünen „im Bremserhäuschen“säßen, meinte der CDUFraktionschef. Reinhart verwies auch darauf, dass die Kultusministerkonferenz darüber berate, wie man nach den Sommerferien vorgehen wolle.