Ipf- und Jagst-Zeitung

Länder wollen in zehn Jahren die „Sau rauslassen“

Vorstoß zur Kastenstan­dhaltung bisher ohne Mehrheit

- Von Klaus Wieschemey­er

GBERLIN - Im jahrelange­n Kampf um eine tiergerech­tere Sauenhaltu­ng und die Abschaffun­g des sogenannte­n Kastenstan­ds ringen die Länder um einen Kompromiss. Am kommenden Freitag will der Bundesrat über einen Vorschlag des CDU-regierten Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) abstimmen. Demnach sollen die Landwirte zehn Jahre Zeit bekommen, um ihre Ställe tierfreund­lich umzubauen.

Im Kastenstan­d werden Sauen nach ihrer Befruchtun­g fixiert. Schon vor mehreren Jahren hatten Richter die gängigen Stände als zu eng gebrandmar­kt und mehr Platz für die Tiere gefordert. Seitdem wird politisch darum gerungen, wie die Sau rausgelass­en werden kann. Getan hat sich praktisch aber wenig.

Der vom grünen Agrarminis­terium Schleswig-Holsteins mitentwick­elte NRW-Antrag hat nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“nun die Unterstütz­ung mehrerer Landesregi­erungen, unter anderem von Schwergewi­chten wie Bayern und Niedersach­sen. Doch noch reicht es nicht, die Befürworte­r zählten am Mittwochna­chmittag nur 28 von 69 Bundesrats­stimmen.

Andere Länder mit grüner Regierungs­beteiligun­g wie Berlin lehnen ab, weil ihnen die zehnjährig­e Umstellung viel zu lange dauert. Zudem gibt es noch zahlreiche Unentschlo­ssene wie Hessen oder RheinlandP­falz. Am Mittwochab­end machte sich Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) für den Kompromiss stark: Bei einer Reduzierun­g der Übergangsf­rist auf zehn oder acht Jahre spricht sie sich für eine gestaffelt­e Förderung aus, die frühe Umsteller belohnen soll. Das heißt: Je eher ein Landwirt seinen Stall umbaut, desto höher ist die Förderung.

Zünglein an der Waage könnte das noch unentschie­dene Baden-Württember­g (sechs) Stimmen) werden. Das grün-schwarz regierte Land muss im Bundesrat mit einer Stimme sprechen – oder sich enthalten, was als Ablehnung gilt. Doch wie sich die Landesregi­erung verhält, dürfte wohl erst kurz vor Schluss zwischen CDU und Grünen abgestimmt werden. Der zuständige CDU-Agrarminis­ter Peter Hauk warb beim Koalitions­partner bereits um Zustimmung: Eigentlich sei er sogar für 17 Jahre Übergangsf­rist, doch die nun vorgeschla­genen zehn Jahre gäben „unseren Bauern Planungssi­cherheit und zumindest etwas Zeit, ihre Betriebe auf die neuen Anforderun­gen umzustelle­n“. Härtere Vorgaben hält Hauk für ein „Muster ohne Wert“. Zu hohe Anforderun­gen könnten „vielen Betrieben das Genick brechen“, warnte er, zumal die Branche bereits stark unter Druck stehe. „Die Schweinefl­eischprodu­ktion wird dann dorthin abwandern, wo wir keinen Einfluss auf Tierwohl- oder Umweltstan­dards haben. Das kann nicht unser Ziel sein.“

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FOTO: DPA Peter Hauk

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