Die Ellwanger Gaststättenlandschaft dünnt aus
Familie Ilg gibt das Restaurant im Wellenbad auf – Auch das Café Ars Vivendi bleibt vorerst geschlossen
GELLWANGEN - Die Ellwanger Gaststättenlandschaft ist in Bewegung geraten. Einige Wirte wollen den Bettel hinschmeißen. Die CoronaKrise spielt dabei durchaus eine Rolle, ist aber nicht immer ausschlaggebend.
Zu den Gaststätten, die den Betrieb einstellen werden, zählt das Chao Phraya Thai Restaurant im Ellwanger Wellenbad. Selbst wenn das Bad irgendwann wieder seine Pforten öffnet, wird das Restaurant bis auf weiteres geschlossen bleiben. Das hat der Betreiber des Restaurants, Siegfried Ilg, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Da das Wellenbad seit nunmehr zwei Monaten geschlossen und somit auch ein Betrieb des Restaurants nicht möglich ist, habe er eine Klausel seines Pachtvertrags (mit der Rotochsenbrauerei) geltend gemacht und mit „sofortiger Wirkung“gekündigt.
Wie Ilg im Gespräch erklärt, hätten er und seine Frau Chatree aber auch ohne die unerwarteten Einschränkungen durch die CoronaPandemie die Waffen gestreckt. Der Grund: „Wir haben schlicht kein Personal gefunden“, sagt Ilg. Unter anderem hätten er und seine Frau sich verzweifelt darum bemüht, eine Köchin aus Thailand zu engagieren, die landestypisch kochen kann. Das sei an den hohen Hürden des deutschen Einwanderungsrechts gescheitert. Drei Anträge habe man gestellt, drei Anträge seien abgelehnt worden.
Die Schwester seiner Frau und eine Tante, die im Betrieb mit angepackt hätten, dürften derzeit auch nicht zurück nach Deutschland. Die Frauen dürften maximal vier Jahre in Deutschland arbeiten, danach müssten sie zurück nach Thailand und könnten erst nach einer dreijährigen Karenzzeit wieder nach Deutschland
zurückkehren. „Und ganz alleine kann meine Frau die Küche nicht stemmen“, sagt Ilg, der in der Gaststätte zwar tatkräftig mit anpackt, daneben aber auch noch im Schichtdienst bei der Varta arbeitet.
Aufgrund der enorm hohen Arbeitsbelastung werden die Ilgs eventuell auch den gut laufenden Imbissbetrieb am Kressbachsee einstellen. Hier ist eine abschließende Entscheidung zwar noch nicht gefallen, aber es deutet derzeit vieles auf einen Abschied hin. „Wir haben noch ein Jahr Vertrag, den werden wir erfüllen. Was danach kommt, wird man sehen“, sagt Ilg, der in diesem Kontext noch betont, dass sowohl er als auch seine Ehefrau sich sehr gut vorstellen können, nach einer gewissen Pause in Ellwangen als Gastwirte neu durchzustarten – dann allerdings mit einer eigenen Wirtschaft, bei der man über seine Öffnungszeiten selbst bestimmen kann.
Ein Fragezeichen steht derzeit auch hinter der Zukunft des Café Ars Vivendi, das trotz der Corona-Lockerungen nach wie vor geschlossen ist. Und das wird vorerst auch noch so bleiben, wie Betriebsinhaberin Ulrike Herre-Klein auf Nachfrage erklärt. Vor 17 Jahren hatte sie das gemütliche Kunstcafé in der Marienstraße eröffnet. Ein 18. Jahr wird es für Herre-Klein nicht mehr geben. Was sie ausdrücklich bedauert. „Dieses Café war mein Baby. Ich hätte gerne weitergemacht. Aber es ging nicht mehr.“Die Umsätze seien bereits mit Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar spürbar eingebrochen. Dann kam die Zwangsschließung. Einen großen finanziellen Puffer gab es nicht. Und bei Herre-Klein reifte die Entscheidung, beruflich umzusatteln und in den erlernten Beruf als examinierte Altenpflegerin zurückzukehren. Der Entschluss wurde von ihr mittlerweile in die Tat umgesetzt. Wie es mit dem Café weitergehen wird? Ulrike Herre-Klein möchte sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher einlassen.
Schließungsgerüchte ranken sich aktuell auch noch um einen weiteren Gaststättenbetrieb in Ellwangen. Hier wollte sich am Mittwoch aber niemand zu unserer Anfrage äußern. Aktuell gebe es dazu gegenüber der Zeitung keine Stellungnahme, hieß es knapp.
Bei der Stadt verfolgt man die Entwicklungen in der Gastro-Landschaft durchaus mit Sorge, wie Pressesprecher Anselm Grupp betont. „Jede weitere Betriebsschließung ist schlecht für die Stadt und für unseren Tourismus.“Zwar könne die Stadt für die Gaststätten keinen eigenen Schutzschirm aufspannen, gleichwohl versuche man so gut es geht, zu helfen. Serviceangebote der Betriebe würden auf allen Kanälen der Stadt kostenfrei beworben, Gewerbesteuer wird gestundet und bei der Umsetzung Corona-Verordnung stünden Mitarbeiter des Ordnungsamts den Wirten hilfreich zur Seite. Jetzt komme es ganz maßgeblich darauf an, dass die Gäste trotz der Einschränkungen und der etwas befremdlichen Atmosphäre die Gaststätten auch wieder besuchen, appelliert Grupp.