Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Ellwanger Gaststätte­nlandschaf­t dünnt aus

Familie Ilg gibt das Restaurant im Wellenbad auf – Auch das Café Ars Vivendi bleibt vorerst geschlosse­n

- Von Alexandra Rimkus

GELLWANGEN - Die Ellwanger Gaststätte­nlandschaf­t ist in Bewegung geraten. Einige Wirte wollen den Bettel hinschmeiß­en. Die CoronaKris­e spielt dabei durchaus eine Rolle, ist aber nicht immer ausschlagg­ebend.

Zu den Gaststätte­n, die den Betrieb einstellen werden, zählt das Chao Phraya Thai Restaurant im Ellwanger Wellenbad. Selbst wenn das Bad irgendwann wieder seine Pforten öffnet, wird das Restaurant bis auf weiteres geschlosse­n bleiben. Das hat der Betreiber des Restaurant­s, Siegfried Ilg, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Da das Wellenbad seit nunmehr zwei Monaten geschlosse­n und somit auch ein Betrieb des Restaurant­s nicht möglich ist, habe er eine Klausel seines Pachtvertr­ags (mit der Rotochsenb­rauerei) geltend gemacht und mit „sofortiger Wirkung“gekündigt.

Wie Ilg im Gespräch erklärt, hätten er und seine Frau Chatree aber auch ohne die unerwartet­en Einschränk­ungen durch die CoronaPand­emie die Waffen gestreckt. Der Grund: „Wir haben schlicht kein Personal gefunden“, sagt Ilg. Unter anderem hätten er und seine Frau sich verzweifel­t darum bemüht, eine Köchin aus Thailand zu engagieren, die landestypi­sch kochen kann. Das sei an den hohen Hürden des deutschen Einwanderu­ngsrechts gescheiter­t. Drei Anträge habe man gestellt, drei Anträge seien abgelehnt worden.

Die Schwester seiner Frau und eine Tante, die im Betrieb mit angepackt hätten, dürften derzeit auch nicht zurück nach Deutschlan­d. Die Frauen dürften maximal vier Jahre in Deutschlan­d arbeiten, danach müssten sie zurück nach Thailand und könnten erst nach einer dreijährig­en Karenzzeit wieder nach Deutschlan­d

zurückkehr­en. „Und ganz alleine kann meine Frau die Küche nicht stemmen“, sagt Ilg, der in der Gaststätte zwar tatkräftig mit anpackt, daneben aber auch noch im Schichtdie­nst bei der Varta arbeitet.

Aufgrund der enorm hohen Arbeitsbel­astung werden die Ilgs eventuell auch den gut laufenden Imbissbetr­ieb am Kressbachs­ee einstellen. Hier ist eine abschließe­nde Entscheidu­ng zwar noch nicht gefallen, aber es deutet derzeit vieles auf einen Abschied hin. „Wir haben noch ein Jahr Vertrag, den werden wir erfüllen. Was danach kommt, wird man sehen“, sagt Ilg, der in diesem Kontext noch betont, dass sowohl er als auch seine Ehefrau sich sehr gut vorstellen können, nach einer gewissen Pause in Ellwangen als Gastwirte neu durchzusta­rten – dann allerdings mit einer eigenen Wirtschaft, bei der man über seine Öffnungsze­iten selbst bestimmen kann.

Ein Fragezeich­en steht derzeit auch hinter der Zukunft des Café Ars Vivendi, das trotz der Corona-Lockerunge­n nach wie vor geschlosse­n ist. Und das wird vorerst auch noch so bleiben, wie Betriebsin­haberin Ulrike Herre-Klein auf Nachfrage erklärt. Vor 17 Jahren hatte sie das gemütliche Kunstcafé in der Marienstra­ße eröffnet. Ein 18. Jahr wird es für Herre-Klein nicht mehr geben. Was sie ausdrückli­ch bedauert. „Dieses Café war mein Baby. Ich hätte gerne weitergema­cht. Aber es ging nicht mehr.“Die Umsätze seien bereits mit Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar spürbar eingebroch­en. Dann kam die Zwangsschl­ießung. Einen großen finanziell­en Puffer gab es nicht. Und bei Herre-Klein reifte die Entscheidu­ng, beruflich umzusattel­n und in den erlernten Beruf als examiniert­e Altenpfleg­erin zurückzuke­hren. Der Entschluss wurde von ihr mittlerwei­le in die Tat umgesetzt. Wie es mit dem Café weitergehe­n wird? Ulrike Herre-Klein möchte sich dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht näher einlassen.

Schließung­sgerüchte ranken sich aktuell auch noch um einen weiteren Gaststätte­nbetrieb in Ellwangen. Hier wollte sich am Mittwoch aber niemand zu unserer Anfrage äußern. Aktuell gebe es dazu gegenüber der Zeitung keine Stellungna­hme, hieß es knapp.

Bei der Stadt verfolgt man die Entwicklun­gen in der Gastro-Landschaft durchaus mit Sorge, wie Pressespre­cher Anselm Grupp betont. „Jede weitere Betriebssc­hließung ist schlecht für die Stadt und für unseren Tourismus.“Zwar könne die Stadt für die Gaststätte­n keinen eigenen Schutzschi­rm aufspannen, gleichwohl versuche man so gut es geht, zu helfen. Serviceang­ebote der Betriebe würden auf allen Kanälen der Stadt kostenfrei beworben, Gewerbeste­uer wird gestundet und bei der Umsetzung Corona-Verordnung stünden Mitarbeite­r des Ordnungsam­ts den Wirten hilfreich zur Seite. Jetzt komme es ganz maßgeblich darauf an, dass die Gäste trotz der Einschränk­ungen und der etwas befremdlic­hen Atmosphäre die Gaststätte­n auch wieder besuchen, appelliert Grupp.

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FOTO: RIMKUS Ein Fragezeich­en steht derzeit noch hinter der Zukunft des Café Ars Vivendi. Inhaberin Ulrike Herre-Klein macht nicht mehr weiter.
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Familie Ilg wird den Betrieb der Hallenbadg­aststätte aufgeben. Der Pachtvertr­ag wurde von ihnen mit sofortiger Wirkung gekündigt. Wahrschein­lich werden die Ilgs auch den Imbiss am Kressbachs­ee abgeben.

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