Profis aus aller Welt erheben die Stimme
Reaktionen auf Tod von George Floyd sind eindeutig – Klare Worte von Zack Steffen
KÖLN (SID/dpa) - Die deutsche Basketballikone Dirk Nowitzki lebt noch immer in Dallas, auch in der texanischen Metropole war es nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd zu Protesten und Gewalt gekommen. Am Mittwoch hatte auch Nowitzki, dessen schwedische Ehefrau Jessica Olsson eine kenianische Mutter hat und dunkelhäutig ist, genug gesehen. Also schickte er eine Botschaft in die Welt. Da war Nowitzki nicht der einzige Profisportler.
„Ich bin am Boden zerstört und traurig, dass wir so etwas immer und immer wieder sehen. Ich habe Angst um die Zukunft meiner Kinder“, schrieb der dreifache Familienvater und Unicef-Botschafter Nowitzki, dessen Stimme in den USA und vor allem in Texas auch nach seinem Karriereende noch gehört wird. Seine Botschaft: „Wir müssen jetzt etwas ändern!“Nowitzki benutzte das Wort „Change“, das unweigerlich an den früheren US-Präsidenten Barack Obama erinnert. Zufall? Viel politischer wurde der Würzburger jedenfalls nicht, nur so viel: „Mit dem Herzen bin ich bei der Floyd-Familie und allen Familien, die von Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit betroffen sind.“Nowitzki hatte sich schon 2017 tief enttäuscht von US-Präsident Donald Trump gezeigt, als dieser Footballer aus der NFL für deren Hymnenprotest kritisiert und die Einladung an NBA-Champion Golden State Warriors zum obligatorischen Meisterschaftsbesuch im Weißen Haus zurückzog. „Es sind schwierige Zeiten. Du musst das Beste tun, um zusammenzuhalten und die Liebe sowie all die guten Dinge anstatt die schlechten Dinge in den Nachrichten zu fördern“, sagte er damals.
Nowitzki erhielt 2019 für sein soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz und reiste mit seiner Frau und Tochter Malaika im Februar dieses Jahres mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Kenia. Die 2,13 Meter große Basketballlegende hatte im vergangenen Jahr erklärt, dass er eine Greencard beantragen und einen US-Pass erhalten wolle.
Andere USSportler wurden noch deutlicher als Nowitzki. Fußball-Nationaltorhüter Zack Steffen von Fortuna Düsseldorf nannte Trump auf Twitter einen „widerlichen Heuchler“. Steffens Kommentar bezog sich auf einen Post des Präsidenten vom 12. Januar. Damals hatte Trump Iran aufgefordert, keine Demonstranten zu töten und die
Pressefreiheit zu wahren. Von Nowitzki bis Steffen, von Tiger Woods bis Lewis Hamilton – wohl selten zuvor äußerten sich so viele Sportler zu einem politischen Thema. Formel-1Weltmeister Hamilton wandte sich gleich mehrfach in den sozialen Medien an seine Fans und klagte über den alltäglichen Rassismus. „Diejenigen von uns, die schwarz, braun oder etwas dazwischen sind, sehen das jeden Tag und sollten sich nicht so fühlen, als ob sie schuldig geboren sind“, schrieb Hamilton.
In der Fußball-Bundesliga gab es Solidaritätsgesten von Marcus Thuram, Weston McKennie und Jadon Sancho, die trotz der Regeln gegen politische Äußerungen auf dem Spielfeld ungestraft bleiben werden. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes entschied am Mittwoch, keine Verfahren gegen die Profis einzuleiten. Diese Linie will der DFB beibehalten. Die Aktionen seien im Sinne der Werte des DFB, hieß es. Sie hätten „unseren Respekt und unser Verständnis“, sagte Verbandspräsident Fritz Keller.
Groß war zudem die Zahl der weniger bekannten Sportler, die sich zu Wort meldeten. Der aus Nigeria stammende Fußballer Nedum Onuoha etwa, einst bei Manchester City und heute in den USA bei Real Salt Lake unter Vertrag, berichtete von seinem Alltag. „Ich sage es ungern, aber ich habe Angst und kein Vertrauen gegenüber der Polizei. Wenn ich vor die Tür gehe, fühle ich mich nie zu 100 Prozent sicher“, sagte Onuoha der BBC. „Diese Proteste sind überfällig.“Die Ausschreitungen und Plünderungen wurden durchgehend kritisiert. Gewalt sei „keine Lösung“, betonte Golf-Superstar Woods, er habe „größten Respekt“vor der Polizei. Der 41-jährige Nowitzki versprach: „Ihr habt meine Unterstützung. Ihr habt meine Ohren und ihr habt meine Stimme.“
„Ihr habt meine Ohren und ihr habt meine Stimme.“